NYI Barzal

In den vergangenen beiden Jahren gelang es den New York Islanders jeweils auf den letzten Drücker, per Wildcard, noch einen Platz in den Stanley Cup Playoffs zu ergattern. In diesem Jahr blieb der Schlussspurt der Mannschaft von Trainer Patrick Roy jedoch aus. Nach der 3:4-Niederlage im Shootout gegen die Philadelphia Flyers können die New Yorker die Lücke von acht Punkten zu den Montreal Canadiens, die derzeit die zweite Wildcard in der Eastern Conference innehaben, in ihren finalen drei Spielen der Saison 2024/25 nicht mehr schließen und müssen erstmals seit drei Jahren bei der K.o.-Phase zuschauen. Zwei Siege aus den vergangenen zehn Spielen (2-5-3) waren einfach zu wenig, um noch einmal ernsthaft ins Rennen um die Endrunde zurückzukehren. In der Saison 2023/24 konnten immerhin acht der letzten zehn Hauptrundenspiele gewonnen werden (8-1-1), ein Jahr zuvor waren es zumindest fünf Erfolge im Saisonendspurt (5-4-1).

Dementsprechend enttäuscht äußerte sich dann auch der New Yorker Kapitän Anders Lee kurz nach dem offiziellen Aus in Philadelphia. „Das ist keine Situation, in der wir sein wollten“, sagte er. „Es war und ist ein Jahr, in dem wir Spiele unnötig aus der Hand gegeben haben. Wir haben uns durch viele Widrigkeiten gekämpft und unser Bestes getan, um nicht den Halt zu verlieren – und uns dadurch lange Zeit noch eine Chance zu erhalten. Aber es gab Phasen, die uns in eine Lage brachten, in der wir dann leider keine Kontrolle mehr hatten.“

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      Die Gründe für das Aus

      Betrachtet man den aktuellen Saisonverlauf der Islanders im Rückblick, dann kommen einem in der Tat viele unterschiedliche Gründe für die unbefriedigende Situation in den Sinn – Gründe, die in den Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 unter Trainer Barry Trotz (als man jeweils noch das Eastern Conference Finale erreichte – 2:4 bzw. 3:4 gegen die Tampa Bay Lightning) weit weniger stark ins Gewicht fielen.

      Defensiv ausgerichtet waren die Islanders in den vergangenen Jahren schon immer. So lag das Team mit einem Toreschnitt von knapp unter drei Treffern pro Spiel (2,99 in 2023/24, 2,95 in 2022/23 und 2,79 in 2021/22) jeweils nur auf Rang 22 der Liga. Auch in der ablaufenden Spielzeit ist der Wert mit 2,77 (aus 80 Spielen, Rang 25) nur geringfügig schwächer. Ein signifikanter Abwärtstrend ist hier also zunächst nicht zu erkennen.

      Eine Verbesserung der Offensivleistung gelang den Verantwortlichen auf Long Island jedoch nicht. Lediglich zwei Spieler im Kader haben es bisher geschafft, die 50-Punkte-Marke in dieser Saison zu übertreffen. Bo Horvat hat mit 56 Zählern (27 Tore und 29 Assists aus 78 Spielen) die meisten Punkte vorzuweisen. Lee kommt auf 54 (29 Treffer, 25 Vorlagen aus 79 Spielen). Kyle Palmieri liegt aktuell bei 48 Punkten und kann diesen Meilenstein bis zum Saisonende also noch erreichen. Die Top-Teams der Liga sind hier deutlich besser besetzt.

      Wenn eine Mannschaft ohnehin unterdurchschnittlich viele Tore erzielt und traditionell vor allem auf Gegentorvermeidung ausgerichtet ist, kommt den Special Teams natürlich eine besondere Bedeutung zu. Und gerade in diesem Bereich haperte es zuletzt bei den Islanders. Sowohl im Powerplay als auch im Penalty Killing gehörten die New Yorker in der Saison 2024/25 zu den schwächsten Teams der Liga.

      Mit einer Erfolgsquote von 13,1 Prozent ist das Überzahlspiel das zweitschlechteste der NHL. Lediglich die Anaheim Ducks sind hier mit 12,0 Prozent noch schwächer. Im Unterzahlspiel sieht es kaum besser aus: Hier rangieren die Islanders mit 72,0 Prozent ebenfalls auf Rang 31. Nur die Detroit Red Wings sind mit 69,5 Prozent noch schlechter.

      Nicht entscheidend mithelfen konnte im Angriff Anthony Duclair, den die Islanders im vergangenen Sommer mit großen Hoffnungen verpflichtet hatten. Der Stürmer, der in der Saison 2021/22 im Trikot der Florida Panthers einmal 58 Punkte (31 Tore, 27 Assists in 74 Einsätzen) erzielt hatte, fand in New York nie zu seiner Form. Er hatte mit Verletzungen zu kämpfen und wurde zuletzt von Trainer Roy aufgrund seiner Formschwäche in Absprache vorläufig aus dem Kader genommen, um seine Situation mit etwas Abstand zu reflektieren. Nach 44 Einsätzen für die Islanders stehen für Duclair lediglich sieben Treffer und vier Vorlagen zu Buche. Das hatten sich alle Beteiligten sicher anders vorgestellt.

      Auch Torhüter Ilya Sorokin hatte in der Saison 2024/25 über weite Strecken Schwierigkeiten, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Er unterzog sich in der Offseason einer Rückenoperation und fand danach zunächst nur schwer wieder zu seiner Form. Als sich im November auch noch Teamkollege Semyon Varlamov langfristig verletzte, verschärfte sich die Lage für die defensiv geprägten Islanders weiter.

      Nach Jahresbeginn 2025 fing sich Sorokin zwar sportlich wieder und verhalf der Mannschaft mit einer starken Phase zurück ins erweiterte Playoff-Rennen. Doch ein Blick auf seine Saisonstatistik zeigt: Mit einer Fangquote von 90,5 Prozent und einem Gegentorschnitt von 2,77 blieb er am Ende klar hinter seinen Leistungen aus den Jahren 2021/22 (92,5 %, GAA 2,40) und 2022/23 (92,4 %, GAA 2,34) zurück.

      Was für die Zukunft optimistisch stimmt

      Wenn eine Mannschaft sich über Monate hinweg regelrecht vom Pech verfolgt fühlt – wie es bei den Islanders der Fall war – kann sich das im Sport auch schnell wieder ändern. Mit etwas weniger Verletzungspech und vielleicht der einen oder anderen positiven Personalentwicklung in der Offensive könnte der in den vergangenen Tagen und Wochen entstandene Rückstand zu den Playoff-Plätzen im kommenden Frühjahr rasch aufgeholt sein.

      Dass der Kader das Potenzial dazu hat, konnte er phasenweise immer wieder unter Beweis stellen. Erinnert sei hier nur an das beeindruckende 4:1 gegen die Washington Capitals am vergangenen Sonntag, das Alex Ovechkin bei seinen 895. NHL-Treffer, mit dem er Wayne Gretzky an der Spitze der ewigen NHL-Torjägerliste überholte, ein wenig die Stimmung eintrübte. Dass sie auch mit den Besten mithalten können, haben die New Yorker immer wieder gezeigt. Es mangelte den Islanders vor allem an Konstanz. Daran gilt es für Coach Roy zu arbeiten.

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          In New York erhoffen sich die Fans zudem schon seit längerem einen prominenten Neuzugang, der der Offensive frischen Schwung verleiht. Zuletzt deuteten die Signale von General Manager Lou Lamoriello jedoch in eine andere Richtung: Zur NHL Trade Deadline im März gab er mit Brock Nelson sogar einen wichtigen Offensivspieler an die Colorado Avalanche ab und machte die Islanders damit erstmals seit Jahren zum Verkäufer vor dem Saisonendspurt.

          Dieser Trade führte im Gegenzug jedoch einen großen Hoffnungsträger nach New York. Calum Ritchie, den die Avalanche im NHL Draft 2023 an Position 27 ausgewählt hatten, gilt in der Szene als ein absolut herausragendes Talent. Ritchie schaffte es dieses Jahr zu Saisonbeginn aus dem Trainingslager heraus in die Aufstellung der Avalanche und spielte dort sieben Spiele, in denen er sogar ein Tor gegen die Islanders erzielen konnte. Auf internationaler Ebene trug er diesen Winter bei den World Juniors als Assistenzkapitän Kanadas ein „A“ auf dem Trikot. Als Mitglied der Oshawa Generals hat er in der OHL in dieser Spielzeit in 47 Spielen 15 Tore und insgesamt 70 Punkte erzielt. In New York hoffen sie für die Zukunft auf seine Künste.

          Für die kommende Spielzeit bleibt für die Islanders allgemein zu hoffen, dass das Torhüterduo dauerhaft gesund bleibt und Duclair gestärkt in den Kader zurückkehrt. Dann könnte es mit der Playoff-Teilnahme im kommenden Frühjahr auch ohne dramatische Umwälzungen wieder klappen. Zusätzliche Überraschungen auf dem Transfermarkt durch das Management der New Yorker sind zudem ja nicht ausgeschlossen.

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