Die Gründe für das Aus
Betrachtet man den aktuellen Saisonverlauf der Islanders im Rückblick, dann kommen einem in der Tat viele unterschiedliche Gründe für die unbefriedigende Situation in den Sinn – Gründe, die in den Spielzeiten 2019/20 und 2020/21 unter Trainer Barry Trotz (als man jeweils noch das Eastern Conference Finale erreichte – 2:4 bzw. 3:4 gegen die Tampa Bay Lightning) weit weniger stark ins Gewicht fielen.
Defensiv ausgerichtet waren die Islanders in den vergangenen Jahren schon immer. So lag das Team mit einem Toreschnitt von knapp unter drei Treffern pro Spiel (2,99 in 2023/24, 2,95 in 2022/23 und 2,79 in 2021/22) jeweils nur auf Rang 22 der Liga. Auch in der ablaufenden Spielzeit ist der Wert mit 2,77 (aus 80 Spielen, Rang 25) nur geringfügig schwächer. Ein signifikanter Abwärtstrend ist hier also zunächst nicht zu erkennen.
Eine Verbesserung der Offensivleistung gelang den Verantwortlichen auf Long Island jedoch nicht. Lediglich zwei Spieler im Kader haben es bisher geschafft, die 50-Punkte-Marke in dieser Saison zu übertreffen. Bo Horvat hat mit 56 Zählern (27 Tore und 29 Assists aus 78 Spielen) die meisten Punkte vorzuweisen. Lee kommt auf 54 (29 Treffer, 25 Vorlagen aus 79 Spielen). Kyle Palmieri liegt aktuell bei 48 Punkten und kann diesen Meilenstein bis zum Saisonende also noch erreichen. Die Top-Teams der Liga sind hier deutlich besser besetzt.
Wenn eine Mannschaft ohnehin unterdurchschnittlich viele Tore erzielt und traditionell vor allem auf Gegentorvermeidung ausgerichtet ist, kommt den Special Teams natürlich eine besondere Bedeutung zu. Und gerade in diesem Bereich haperte es zuletzt bei den Islanders. Sowohl im Powerplay als auch im Penalty Killing gehörten die New Yorker in der Saison 2024/25 zu den schwächsten Teams der Liga.
Mit einer Erfolgsquote von 13,1 Prozent ist das Überzahlspiel das zweitschlechteste der NHL. Lediglich die Anaheim Ducks sind hier mit 12,0 Prozent noch schwächer. Im Unterzahlspiel sieht es kaum besser aus: Hier rangieren die Islanders mit 72,0 Prozent ebenfalls auf Rang 31. Nur die Detroit Red Wings sind mit 69,5 Prozent noch schlechter.
Nicht entscheidend mithelfen konnte im Angriff Anthony Duclair, den die Islanders im vergangenen Sommer mit großen Hoffnungen verpflichtet hatten. Der Stürmer, der in der Saison 2021/22 im Trikot der Florida Panthers einmal 58 Punkte (31 Tore, 27 Assists in 74 Einsätzen) erzielt hatte, fand in New York nie zu seiner Form. Er hatte mit Verletzungen zu kämpfen und wurde zuletzt von Trainer Roy aufgrund seiner Formschwäche in Absprache vorläufig aus dem Kader genommen, um seine Situation mit etwas Abstand zu reflektieren. Nach 44 Einsätzen für die Islanders stehen für Duclair lediglich sieben Treffer und vier Vorlagen zu Buche. Das hatten sich alle Beteiligten sicher anders vorgestellt.
Auch Torhüter Ilya Sorokin hatte in der Saison 2024/25 über weite Strecken Schwierigkeiten, die in ihn gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Er unterzog sich in der Offseason einer Rückenoperation und fand danach zunächst nur schwer wieder zu seiner Form. Als sich im November auch noch Teamkollege Semyon Varlamov langfristig verletzte, verschärfte sich die Lage für die defensiv geprägten Islanders weiter.
Nach Jahresbeginn 2025 fing sich Sorokin zwar sportlich wieder und verhalf der Mannschaft mit einer starken Phase zurück ins erweiterte Playoff-Rennen. Doch ein Blick auf seine Saisonstatistik zeigt: Mit einer Fangquote von 90,5 Prozent und einem Gegentorschnitt von 2,77 blieb er am Ende klar hinter seinen Leistungen aus den Jahren 2021/22 (92,5 %, GAA 2,40) und 2022/23 (92,4 %, GAA 2,34) zurück.
Was für die Zukunft optimistisch stimmt
Wenn eine Mannschaft sich über Monate hinweg regelrecht vom Pech verfolgt fühlt – wie es bei den Islanders der Fall war – kann sich das im Sport auch schnell wieder ändern. Mit etwas weniger Verletzungspech und vielleicht der einen oder anderen positiven Personalentwicklung in der Offensive könnte der in den vergangenen Tagen und Wochen entstandene Rückstand zu den Playoff-Plätzen im kommenden Frühjahr rasch aufgeholt sein.
Dass der Kader das Potenzial dazu hat, konnte er phasenweise immer wieder unter Beweis stellen. Erinnert sei hier nur an das beeindruckende 4:1 gegen die Washington Capitals am vergangenen Sonntag, das Alex Ovechkin bei seinen 895. NHL-Treffer, mit dem er Wayne Gretzky an der Spitze der ewigen NHL-Torjägerliste überholte, ein wenig die Stimmung eintrübte. Dass sie auch mit den Besten mithalten können, haben die New Yorker immer wieder gezeigt. Es mangelte den Islanders vor allem an Konstanz. Daran gilt es für Coach Roy zu arbeiten.