DET Seider and Kane

Ein Traditionsklub muss weiter auf die Teilnahme an den Stanley Cup Playoffs warten: Original-Six-Team Detroit Red Wings wurde durch den Punktgewinn der Montreal Canadiens bei deren 0:1-Niederlage n.V. bei den Toronto Maple Leafs aus der Ferne eliminiert. Die Red Wings verpassen die Playoffs damit im neunten Jahr in Folge (zuletzt 2016: 1:4 in der ersten Runde gegen den Tampa Bay Lightning). Reißt in Detroit bald der Geduldsfaden?

Die Gründe für das Aus

Lange hatten die Jungs aus „Motor City“ noch Tuchfühlung zu den Wildcard-Plätzen in der Eastern Conference, insbesondere nach der längsten Siegesserie der Saison von sieben Spielen von Ende Januar bis Anfang Februar. Noch am 4. Februar zählten die Red Wings zu den 13 besten NHL-Teams (28-21-5). Danach kam der Zusammenbruch: Seit dem 5. Februar stellt Detroit die viertschlechteste Mannschaft der gesamten Liga (9-14-2), darunter auch ein desaströser März mit nur vier Siegen aus 14 Spielen (4-10-0).

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      Richtig schlecht waren die Red Wings im Penalty Killing (69,5 Prozent) und im Verteidiger-Scoring (24-98-122) - beides sind jeweils Negativwerte in der NHL. Warum deshalb ein energetischer Zwei-Wege-Stürmer wie Joe Veleno, der mit seiner aufwändigen, lauf- und checkintensiven Spielweise eigentlich ein geborener Unterzahlspieler ist, zu den Chicago Blackhawks getradet wurde, dürfte das Geheimnis von General Manager Steve Yzerman bleiben. Auch, dass es dieser nicht geschafft hat, die blaue Linie produktiver aufstellen. Sommer-Abgänge wie die von Shayne Gostisbehere (Carolina Hurricanes) und Jake Walman (San Jose Sharks) konnten nicht adäquat neubesetzt werden. Im Kader fehlt ein Abwehrspieler der Marke Offensivverteidiger. Die punktbesten Blueliner, die als einzige zweistellig punkteten, waren Moritz Seider (7-33-40), Simon Edvinsson (7-22-29), Erik Gustafsson (2-16-18) und Ben Chiarot (4-9-13).

      Immerhin brachte der Trainerwechsel von Derek Lalonde (13-17-4; 44,1 Prozent der Punkte geholt) zu Todd McLellan (24-18-3; 56,7 Prozent der Punkte geholt) einen statistisch nachweislichen Effekt. Insbesondere nach Amtsübernahme McLellans war ein Aufschwung spürbar und auf dem Eis klar erkennbar.

      Ansonsten bewegten sich die Red Wings bei vielen Statistiken im Mittelfeld, jedoch auch kaum unter den besten 16 Mannschaften: Die Offensive braucht angesichts von 2,8 Toren/Spiel (24.) und 27,2 Schüssen/Spiel (25.) dringend mehr Secondary Scoring. Hinter Lucas Raymond (26-49-75), Alex DeBrincat (36-31-67), Dylan Larkin (29-37-66) und Patrick Kane (21-36-57) klafft eine gähnende Scoring-Lücke. Der nächstbeste Stürmer ist mit Marco Kasper (18-16-34) ein Österreicher, der zu Saisonbeginn noch in der vierten Reihe gespielt, später aber in die Top-Formation befördert wurde. Entsprechend blieben Angreifer wie J.T. Compher (10-21-31), Vladimir Tarasenko (10-21-31), Jonatan Berggren (10-10-20) oder Michael Rasmussen (11-8-19) doch weit hinter den Erwartungen zurück.

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          DET@TBL: Kasper gleicht für Red Wings aus und sichert Sieg in OT

          Durchschnittlich, aber nicht gut genug war auch die Defensive angesichts von 3,15 Gegentoren/Spiel (21.), 28,6 zugelassenen Torschüssen/Spiel (16.), 19,03 Checks/60 Minuten (23.) und 49,3 Prozent gewonnenen Faceoffs (22.).

          In Sachen Goaltending konnte einzig Cam Talbot (2,88 Gegentore/Spiel, 90,4 Prozent Fangquote, zwei Shutouts) die Marke von 90 Prozent Fangquote übertreffen. Neuzugang Petr Mrazek (3,35 Gegentore/Spiel, 89,1 Prozent Fangquote, ein Shutout) und Alex Lyon (2,84 Gegentore/Spiel, 89,5 Prozent Fangquote, ein Shutout) blieben jeweils darunter.

          Was für die Zukunft optimistisch stimmt

          Fast ein Jahrzehnt ohne Playoffs hinterließen zahlreiche Draft-Picks und vielversprechende Talente. Insbesondere in der Verteidigung ist das Potenzial enorm: Calder-Trophy-Gewinner Moritz Seider (24; NHL Draft 2019, 1. Runde, 7. Stelle) zählt schon jetzt zu den besten Abwehrspielern in der Liga. Simon Edvinsson (22; NHL Draft 2021, 1. Runde, 6. Stelle) ist ein ähnlicher Spielertyp, bringt das Gardemaß von 1,99 Metern mit und ist trotzdem ein exzellenter Schlittschuhläufer. Auf dem Zettel haben sollte schon jetzt jeder Axel Sandin-Pellikka (20; NHL Draft 2023, 1. Runde, 17. Stelle), einem der spannendsten Abwehr-Talente, die kürzlich gedraftet wurden. Der 1,80 Meter große rechtsschießende Offensivverteidiger spielte zuletzt für Skellefteå AIK in der schwedischen Top-Liga SHL (46 Spiele, 12-17-29; elf Playoff-Partien, 1-7-8), dürfte nun nach Nordamerika übersetzen und je nach den Eindrücken aus dem Training Camp entweder in der Talenteschmiede Grand Rapids Griffins in der AHL oder direkt in Detroit in der NHL zum Einsatz kommen.

          Sandin-Pellikka dürfte kurz- oder mittelfristig die Produktivitätsprobleme an der blauen Linie lösen. Insbesondere in der Abwehr scheint er Talente-Vorrat der Red Wings schier unerschöpflich zu sein: William Wallinder (22; NHL Draft 2020, 2. Runde, 32. Stelle), Antti Tuomisto (24; NHL Draft 2019, 2. Runde, 35. Stelle), Albert Johansson (20; NHL Draft 2022, 4. Runde, 105. Stelle), Shai Buium (22; NHL Draft 2021, 2. Runde, 36. Stelle) und Brady Cleveland (20; NHL Draft 2023, 2. Runde, 47. Stelle) heißt die nächste Welle an Blueline-Prospects.

          Auf den Sprung, sich in der NHL zu etablieren, ist mit Sebastian Cossa (22; NHL Draft 2021, 1. Runde, 15. Stelle) ein hochkarätiges Torwart-Talent. Mit Trey Augustine (20; NHL Draft 2023, 41. Stelle) befindet sich schon der nächste hoffnungsvolle Goalie in der Pipeline.

          Im Sturm schaffte es der mit 2,02 Metern und 112 Kilogramm durchaus einschüchternde Power Forward Elmer Söderblom (23) zwischenzeitlich in die erste Reihe und verfügt genauso wie Kasper (21) oder Carter Mazur (23), die sich ebenfalls in der NHL festgespielt haben, zu den Angreifern mit weiteren Entwicklungspotenzial.

          Noch nicht abgerufen wurden bereits gedraftete Prospects wie Michael Brandsegg-Nygard (19; NHL Draft 2024; 1. Runde, 15. Stelle), der mit Sandin-Pellika bei Skellefteå spielte, Max Plante (19; NHL Draft 2024, 2. Runde, 47. Stelle), Ondrej Becher (21; NHL Draft 2024, 3. Runde, 80. Stelle), Nate Danielson (20; NHL Draft 2023, 1. Runde, 9. Stelle), Noah Dower-Nilsson (19; NHL Draft 2023, 3. Runde, 73. Stelle), Dylan James (21; NHL Draft 2022, 2. Runde, 40. Stelle) oder Dmitri Buchelnikov (21; NHL Draft 2022, 2. Runde, 52. Stelle).

          Seider und Kasper spielen Hauptrollen

          Mit Seider spielen ein deutscher Verteidiger, mit Kasper ein österreichischer Stürmer Hauptrollen bei den Red Wings. Seider ist nicht nur punktbester Abwehrspieler, sondern teilt auch die meisten Checks (208), blockt die meisten Schüsse (177) und erhält die meiste Eiszeit (durchschnittlich 25:08 Minuten pro Partie). Der 193 Meter große und 93 Kilogramm schwere Rechtsschütze aus Zell (Mosel) hat die Reverse-Hits zu seinem Stilmittel gemacht und zählt schon im Alter von nur 24 Jahren zu den besten Verteidigern der Liga.

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              DET@WSH: Seider erzielt das Tor zum 2:0

              Kasper ist Detroits Senkrechtstarter in der laufenden Saison. Der 21-jährige Angreifer aus Innsbruck begann die Saison 2024/25 bei Grand Rapids in der AHL, wurde aber nach nur zwei Spielen in die NHL berufen und agierte dort zunächst als verlässlicher Center der vierten Reihe. Mitte der Saison aber wurde er vom Mittel- zum Flügelstürmer umfunktioniert und entfaltete in der ersten Reihe sein Scoring-Potenzial. In 74 Spielen sammelte Kasper 34 Scorerpunkte (18-16-34). Bei der Mission Playoff-Rückkehr der Red Wings sind beide Spiele als tragende Stützen fest eingeplant.

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