Was sagst du zum vorläufigen Abschied der Coyotes?
„Es ist nicht das Beste, was hat passieren können. Aber überraschend für mich war es jetzt nicht wirklich. Wenn man es die letzten Wochen, Monate und Jahre verfolgt und gesehen hat, an welchem Punkt das Franchise angelangt ist, dann war klar, dass sie nicht noch drei bis fünf Jahre in der kleinen Eishalle werden spielen können. Das ändert nichts daran, dass es nichts gutes ist. Am schlimmsten ist es für die ganzen Leute, die dort arbeiten und die ich kenne, wie Equipment Manager, Betreuer usw., die halt nicht wie die Spieler nach der Saison heimfliegen, sondern die hier mit ihren Familien wohnen. Das ist mit Abstand die schlimmste Sache für mich daran. Spieler können auch immer mit Trades transferiert werden, so dass denen das Risiko bekannt ist. Die werden das schneller verkraften. Zweiter Leidtragender wird das lokale Eishockey sein, weil in den nächsten Jahren weniger Kinder zum Eishockey kommen werden.“
Hast du das letzte Spiel gegen die Edmonton Oilers am Mittwoch live gesehen?
„Ja, ich war mit den Kindern in der Arena zum letzten Spiel. Sie wollten das Team und besonders ihren Lieblingsspieler Logan Cooley, der ja bei uns eine Zeit lang gewohnt hat, noch mal spielen sehen. Es war natürlich der Situation geschuldet eine komische Stimmung in der Halle. Es war aber super, dass sie das Spiel haben gewinnen können.“
Welche Auswirkungen erwartest du für dein Juniorenteam?
„Es ist hier in USA etwas anders. Es gibt Teams wie Pittsburgh oder Dallas, die sind enger verbunden mit der Jugend und kontrollieren diesen Bereich. Wir haben zwar den Namen und das Logo, sind aber weitgehend eigenständig, so dass es normal weitergehen wird und sich für meine Mannschaft nicht viel ändern wird. Wir haben uns ohnehin nahezu selbst finanziell getragen. Hundertprozentig kenne ich mich jetzt da auch nicht aus, aber ich gehe wie gesagt davon aus, dass es so bleiben wird. Ich sehe es kritischer für die Kinder, die in den nächsten ein bis fünf Jahren durch eine NHL-Franchise zum Eishockey kommen würden, wegbrechen und es einige Programme zur Nachwuchsförderung in Zukunft nicht mehr geben wird. Bei meiner Mannschaft wird sich nicht viel ändern, weil die haben sich schon ins Eishockey verliebt (lacht) und werden nicht damit aufhören.“
Wie schätzt du die Chancen ein, dass es wieder NHL-Eishockey in Arizona geben wird?
„Ich kann da nur meine Meinung sagen, weil ich keine internen Einblicke habe, aber ich bin Einhundertprozentig davon überzeugt, dass es wieder ein Franchise hier geben wird. Die Region von Phoenix und Arizona ist einer der größten Märkte in Nordamerika und der soll auf jeden Fall wieder bespielt werden. Hier wurde die letzten 25 bis 30 Jahre so viel Geld und Aufwand reingesteckt, das soll sicher nicht umsonst gewesen sein. Jetzt haben sie drei bis fünf Jahre Zeit eine Arena zu finden oder zu bauen und dann wird es sicher weitergehen. Das ist meine Meinung, aber in die Zukunft schauen kann ich auch nicht. Ich wünsche den Spielern nur das Beste in Utah und hoffe, dass sie das Beste aus der Situation werden machen können.“
David Aebischer spielte von 2000 bis 2008 in der NHL und holte 2001 als erster Schweizer mit den Colorado Avalanche den Stanley Cup. Seine letzte NHL-Station in der Saison 2007/08 waren die damaligen Phoenix Coyotes, für die er allerdings nur ein Spiel bestritt.
Wie siehst du die getroffene Entscheidung zu den Coyotes?
„Das Stadion war in den letzten zwei Jahren nicht NHL-tauglich. Es gab auch schon davor Probleme mit dem Stadion in Glendale, das zu weit abseits lag und schwer zu erreichen war. Von daher war es abzusehen, dass es hier erst einmal enden wird. Es tut mir leid für die Fans dort. Als das Team nach Phoenix kam und dort gespielt hat, war die Arena voll und die Fans haben eine unglaubliche Stimmung gemacht. Es hat gerockt und sie hatten ein gutes Team. Dieser Umzug nach Glendale war womöglich der Anfang vom Ende.“
Welche Erinnerungen hast du an deine Zeit dort?
„Ich war nicht sehr lange dort, aber die Organisation und die Leute waren sehr nett und umgänglich. Auch die Fanbase war gut, aber der Zugang zum Stadion war für viele zu weit weg. Auch die Trainingshalle zu dieser Zeit war nicht NHL-adaptiert. Es gab schon damals einige Probleme, aber ich glaube diese Probleme haben sich, von der Weite aus betrachtet, eher ausgeweitet. Ausstehende Zahlungen führten zur Kündigung der Halle in Glendale. Es wurde also nicht immer alles perfekt gehandhabt.“