Es war ein Abend, der nicht nur in Winnipeg, sondern vor allem in der Schweiz mit Spannung erwartet wurde. Nino Niederreiter betrat am Samstag das Eis des Canada Life Centre und schrieb dabei Eishockey-Geschichte. Als erster in der Schweiz geborener Spieler durchbrach der 32-jährige Stürmer die Schallmauer von 1000 Spielen in der regulären Saison der NHL. Es ist ein Meilenstein, der die Langlebigkeit und die Qualität des Churers unterstreicht, der in seiner 15. Spielzeit in der besten Liga der Welt aktiv ist.

Niederreiter setzte damit eine neue Bestmarke, die wohl noch in dieser Saison von einem Landsmann ins Visier genommen wird. Roman Josi, der Kapitän der Nashville Predators, steht bei 981 Einsätzen und ist der direkte Verfolger auf dieser exklusiven Liste. Doch an diesem Samstag gehörte das Rampenlicht allein Niederreiter. Die Jets bereiteten ihrem Veteranen einen würdigen Empfang. Bereits beim Aufwärmen vor dem Spiel gegen die Washington Capitals trugen alle Teamkollegen spezielle Trikots mit der Rückennummer 1000 und dem Namen des Jubilars.

Auch abseits der Eisfläche war die Wertschätzung greifbar. In einem emotionalen Video kamen neben Familienmitgliedern und beiden Großmüttern auch Schweizer Sportgrößen zu Wort. Tennis-Legende Roger Federer gratulierte ebenso wie Martin Pfister, der einst als erster Schweizer überhaupt in der NHL auflief. Die Fans in der Arena, feierten ihren Helden lautstark. Es war der perfekte Rahmen für eine Partie, die auch sportlich keine Wünsche offenließ.

Ein Sieg als Geschenk

Die Mannschaft der Jets schien fest entschlossen, diesen historischen Abend nicht durch eine Niederlage trüben zu lassen. Die Capitals reisten mit einer beeindruckenden Serie von neun Spielen an, in denen sie stets punkteten. Doch Winnipeg, das zuvor drei Niederlagen in Folge hinnehmen musste, zeigte eine Reaktion, die dem Anlass gerecht wurde. Mit einem dominanten 5:1-Erfolg beendeten sie nicht nur die Serie der Capitals, sondern machten Niederreiter das wohl schönste Geschenk.

Niederreiter selbst zeigte sich nach der Partie gerührt von der Leistung seiner Mannschaftskollegen. „Ich denke, jeder hatte vielleicht einen kleinen extra Schritt für mich übrig und wollte das Spiel auch für mich gewinnen, um es zu einem besonderen Abend zu machen“, erklärte der Jubilar. „Und das haben sie definitiv getan. Sie haben von Anfang an unglaublich gespielt. Ich denke, wir sind rausgegangen und wollten sicherstellen, dass wir heute eine gute Show abliefern.“

Diese „Show“ begann bereits im ersten Drittel, als die Jets das Kommando übernahmen. Logan Stanley eröffnete den Torreigen, indem er einen von der Bande abprallenden Schuss von Josh Morrissey aus der Luft ins Tor beförderte. Noch vor der ersten Pause erhöhte Morgan Barron nach einem sehenswerten Zuspiel von Adam Lowry auf 2:0. Es war die Art von Start, die Washingtons Trainer Spencer Carbery befürchtet hatte, als er von einer „verzweifelten Gruppe“ sprach, die um ihre Saison kämpft.

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Die Rückkehr des Rückhalts

Dass die Jets an diesem Abend so befreit aufspielen konnten, lag auch an einer weiteren Personalie. Connor Hellebuyck feierte sein Comeback im Tor von Winnipeg. Der amtierende Vezina-Trophy-Gewinner hatte seit dem 15. November kein Spiel mehr bestritten und sich am 22. November einer arthroskopischen Knieoperation unterzogen. Ursprünglich war eine Ausfallzeit von vier bis sechs Wochen prognostiziert worden, doch Hellebuyck kehrte deutlich früher zurück und zeigte sofort seine Klasse.

Mit 24 Paraden strahlte er genau die Ruhe aus, die Winnipeg in den vergangenen Wochen oft gefehlt hatte. „Wieder dabei zu sein fühlt sich großartig an, und ich hatte das Gefühl, keine Zeit verpasst zu haben“, sagte Hellebuyck nach dem Spiel. Dabei hob er vor allem die Unterstützung seiner Vorderleute hervor, die ihm die Arbeit bei seiner Rückkehr erleichterten.

„Das Team hat heute wirklich alles gegeben“, lobte der Torhüter. „Sie haben heute alles und noch mehr getan. Sie haben Schüsse geblockt, sie haben mich die Pucks sehen lassen, sie haben das Tempo des Spiels wirklich kontrolliert. Unsere Ausführung war heute gut.“ Bis kurz vor Schluss sah es sogar nach einem perfekten Einstand aus. Erst ein Powerplay-Tor von Jakob Chychrun bei einer 5-gegen-3-Überzahl der Capitals verhinderte 3:28 Minuten vor dem Ende den Shutout.

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Offensive Unterstützung

Während Hellebuyck hinten den Laden dichthielt, sorgte die Offensive für klare Verhältnisse. Gabriel Vilardi avancierte mit zwei Treffern zum erfolgreichsten Torschützen des Abends. Besonders im Powerplay zeigten die Jets ihre Qualitäten. Vilardi traf kurz vor Ende des zweiten Drittels zum 4:0, nachdem Alex Iafallo zuvor bereits auf 3:0 erhöht hatte. Vilardis zweiter Treffer im Schlussabschnitt zum 5:0 resultierte aus einer schönen Kombination über Kyle Connor und Mark Scheifele.

Auch statistisch war der Abend für mehrere Jets-Akteure von Bedeutung. Josh Morrissey verbuchte mit seinem Assist beim 1:0 den 400. Punkt seiner NHL-Karriere. Er ist damit nach Seth Jones erst der zweite Verteidiger des Draft-Jahrgangs 2013, der diese Marke erreicht. Kyle Connor baute seine Punkteserie mit zwei Vorlagen auf acht Spiele aus.

Besonders bemerkenswert war jedoch der Rekord, den Connor und Scheifele im Schatten von Niederreiters Jubiläum aufstellten. Als beide beim 5:0-Treffer ihre Schläger im Spiel hatten, war es das 259. Mal, dass das Duo am selben Tor beteiligt war. Damit überholten sie die bisherige Franchise-Bestmarke, die Scheifele gemeinsam mit Blake Wheeler gehalten hatte. Es zeigt, wie viel offensive Feuerkraft in diesem Kader steckt, wenn die Schlüsselspieler ihre Leistung abrufen.

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Das Team ist wieder komplett

Der klare Sieg gegen einen starken Gegner wie Washington war ein Statement. Er verdeutlichte, wozu die Jets fähig sind, wenn der Kader gesund und vollständig ist. Trainer Scott Arniel zeigte sich nach dem Spiel sichtlich erleichtert über die entspannte Personalsituation. „Das ist das allererste Mal im ganzen Jahr, dass wir alle zurückhatten. Es war das erste Spiel“, bilanzierte Arniel.

Der Coach betonte dabei den immensen Wert seines Startorhüters für das Selbstverständnis der Gruppe. „Ich denke gerne, dass das etwas damit zu tun hatte. Aber am Ende des Tages, wie ich gestern schon sagte: Wenn man einen Hart-Trophy-, einen Vezina-Mann da hinten drin hat (Hellebuyck), dann macht das einen Unterschied.“

Für Niederreiter hätte es keinen besseren Rahmen geben können, um seinen 1000. Einsatz zu feiern. Er stand bei diesem denkwürdigen Sieg 15:45 Minuten auf dem Eis und beendete die Partie mit einer Plus-Eins-Bilanz. Mit der Gewissheit, dass das Team nun wieder komplett ist und Leistungsträger wie Hellebuyck in Topform zurückgekehrt sind, können die Jets und ihr Schweizer Rekordspieler optimistisch in die kommenden Aufgaben gehen.

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