Colorado Avalanche v Arizona Coyotes - Game Three

Im Rahmen einer Serie „Im Gespräch mit …“ wird NHL.com/de während der Saison exklusive Interviews mit ehemaligen NHL-Spielern aus dem DACH-Raum führen.

In der heutigen Ausgabe: Michael Grabner (in der NHL aktiv von 2009-2020)

Seit über drei Jahren ist Michael Grabner bereits offiziell im Ruhestand, nachdem er seine Laufbahn mit dem Ende der regulären Saison 2019/20 beendet hatte. Der 36-jährige Villacher hat in seiner NHL-Karriere 640 Spiele absolviert, dabei 175 Tore erzielt und 101 Assists gegeben. In den Stanley Cup Playoffs kommen weitere 40 Spiele mit neun Toren und sechs Assists dazu. Grabner wurde von den Vancouver Canucks im NHL Draft 2006 an insgesamt 14. Position in der ersten Runde gedraftet. Neben den Canucks lief er für die New York Islanders, Toronto Maple Leafs, New York Rangers, New Jersey Devils und Arizona Coyotes auf.

An seiner letzten Wirkungsstätte hat sich Grabner mit seiner Familie niedergelassen und seitdem besonderen Aufgaben gewidmet, wie er im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de verrät. Eishockey ist weiterhin ein wichtiger Mittelpunkt in seinem Leben, doch nicht mehr auf der ganz großen Bühne.

Hallo Michael, wo erreiche ich dich gerade?

„Ich bin im Auto unterwegs. Hier in Großraum Phoenix geht es ohne fahrbaren Untersatz kaum.“

Wie blickst du heute auf deine Karriere zurück? Gibt es Dinge, die du heute anders machen würdest?

„Alle Dinge, die ich in der Vergangenheit gemacht habe, haben mich an diesen Punkt gebracht, an dem ich heute stehe und darüber darf ich wirklich zufrieden sein. Natürlich gibt es Sachen, die man vielleicht anders hätte machen oder nicht machen können. Ich glaube, Fehler gehören im Leben dazu, und aus denen lernt man. Aber auch die bringen einen letztendlich an den Punkt, an dem man jetzt ist. Sicher kann man zurückschauen und Dinge verbessern, aber am Ende des Tages möchte ich mein Leben, wo ich jetzt stehe, nicht eintauschen. Sicherlich hätte ich gerne einen Stanley Cup gewonnen, aber das lag nicht in meiner Hand und es ist im Endeffekt nur ein kleiner Kreis an Spielern, die das erreichen können. Ich bin froh darüber, was ich erreicht habe und dass ich Eishockey zu meinem Lebensmittelpunkt machen konnte. Mein Wissen möchte ich jetzt gerne den Kindern vermitteln.“

Michael-Grabner 2-23

Du giltst für einige Leute als einer der schnellsten und explosivsten Stürmer, die die NHL jemals gesehen hat. Wie empfindest du, wenn du so etwas noch heute hörst und hast du diese Schnelligkeit explizit trainiert oder war das eine Veranlagung?

„Das ist natürlich schön zu hören, wenn man auch nach seiner Karriere noch in Erinnerung bleibt und genannt wird. Es gehört eine gewisse Genetik dazu und ich war schon immer ein schnellerer Spieler und Skater, sowohl auf dem Eis als auch abseits vom Eis. Aber als sich herausgestellt hat, dass das meine Stärke ist, haben wir natürlich verstärkt daran gearbeitet, diese Stärke so gut wie möglich herauszuarbeiten. Ich behaupte mal, dass ich zu meiner Zeit durchaus einer der schnellsten Spieler in der Geschichte der NHL war. Doch heutzutage werden die Spieler zunehmend schneller, weil schon frühzeitig die Ausbildung besser ist und die Ausrüstung sich weiterentwickelt. Wir dürfen gespannt sein, wo das alles hinführt.“

Wie kam es dazu, dass du Arizona-Rookie Logan Cooley bei Euch zu Hause aufgenommen hast?

„Sie haben jemanden gesucht, bei dem der Junge in diesem Jahr wohnen kann. Mit 19 Jahren alleine zu wohnen und sich eine Wohnung suchen zu müssen, das ist nicht ohne. Seine Eltern wollten schauen, ob er mit jemand zusammenwohnen kann. Doch in der Mannschaft waren die meisten schon versorgt, von daher gab es nicht viele Optionen. Dann haben sie mit Clayton Keller geredet, der den gleichen Agenten hat und daraufhin hat mich Thomas Vanek angerufen, der ebenfalls bei diesem Agenten ist und gefragt, ob ich für das offen wäre. Ich habe dann mit meiner Frau geredet, wir hatten uns schon länger überlegt, jemanden aufzunehmen. Dann haben wir kurz mit Logan telefoniert und es hat uns nicht viel Überlegung gekostet, es zu tun. Wir haben Platz im Haus und der wird jetzt sinnvoll genutzt.“

Was ist deine Aufgabe dabei? Sollst du ihn auch etwas an das Leben als Eishockey-Profi heranführen?

„Natürlich versuche ich ihm zu helfen, wo ich kann, wenn er Fragen zum Leben in der NHL hat. Aber die größte Hürde ist, mit 19 aus dem College zu kommen, ins Leben gestellt zu werden und mit den einfachen Dingen des täglichen Lebens zurecht zu kommen, um die er sich bislang nicht kümmern musste. Wir versuchen, ihn an diese Dinge heranzuführen und ihm anderseits das Leben zu erleichtern, damit er sich auf das Eishockey konzentrieren und sein erstes Jahr in der NHL genießen kann.“

Grabner

Welche Unterschiede stellst du zwischen den jungen Spielern heute und so wie du damals warst fest?

„Also erstens sind die jungen Spieler am Eis heute viel talentierter (lacht). Wenn ich zurückdenke, wie ich mit 19 Jahren mit meiner Frau, mit der ich damals schon zusammen war, nach Winnipeg gegangen bin, da haben wir selber viel ausprobiert. Wir mussten alles selbst auf die Beine stellen. Heutzutage haben sie viel mehr Möglichkeiten, wo ihnen geholfen wird. Das hat es damals auch schon gegeben, denn John Tavares hat bei Doug Weight gewohnt oder Sidney Crosby bei Mario Lemieux. Aber ich war ja kein Spieler in der Kategorie, in der die waren. Ich denke, jetzt wird sich um viel mehr Spieler gekümmert, als es damals der Fall war.“

Du bist im Trainerteam der U12 der Coyotes, wo dein Sohn mitspielt. Inwiefern wäre für dich später auch eine Karriere im Bereich Trainer denkbar?

„Schauen wir mal. Ich genieße das sehr. Es war eine sehr große Umstellung für mich, die Spielerkarriere zu beenden. Ich war immer eher der ruhigere Mensch und habe nicht so gerne vor vielen Leuten gesprochen. Beim ersten Training, das ich mit den Kindern gemacht habe, war ich so nervös wie in meinem ganzen Leben noch nie (lacht). Seitdem ich mich daran gewöhnt habe, geht es sehr kommod dahin. Es macht mir sehr viel Spaß mit den Kindern in der Mannschaft, die ich seit zwei Jahren begleite, zu arbeiten. Wer weiß, wo mich das weitere Leben noch hinführt. Ich bin keiner, der gerne weit vorausschaut. Ich lebe im Hier und Jetzt – und jetzt genieße ich die Arbeit mit den Kindern und kann so das Eishockey von einer anderen Seite betrachten.“

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Wie siehst du die weitere Entwicklung der Coyotes sowohl im sportlichen als auch in der Frage der Arena?

„Es ist zu hoffen, dass sie in der Arena-Frage eine Lösung im lokalen Bereich finden. Die Coyotes sind so ein wichtiger Faktor für das Eishockey in dieser Region. Nicht zuletzt Auston Matthews wäre vielleicht ohne die Coyotes nie zum Eishockey gekommen. Der Nachwuchs, der Eishockey spielen möchte, wird zunehmend größer hier. Es ist fraglich, ob die Entwicklung ohne NHL-Franchise so anhalten würde. Die Mannschaft selbst ist auf einen guten Weg und hat viele Talente, die in ein paar Jahren ein gutes Wort in der Liga mitreden können. Logan Cooley, Clayton Keller und Matias Maccelli um nur einige zu nennen. Darauf lässt sich aufbauen, um eine konkurrenzfähige Mannschaft zu erhalten. Von vielen Seiten wurde mit bestätigt, dass der Trainer (André Tourigny) sehr gut mit den jungen Spielern arbeitet und umgeht. Da habe ich schon viel Lob gehört. Insgesamt sollten das einige gute Voraussetzungen für die Zukunft sein.“

Wie siehst du die Entwicklung des Schweizers JJ Moser?

„Ich schaue mir so oft wie möglich die Spiele der Coyotes an. Manchmal geht es nicht, wenn ich gerade mit den Kindern trainiere oder unterwegs bin. Ich bin da mehr eingespannt, als man vielleicht denkt (lacht). Er gehört definitiv auch zu den Jungen, die sich in den nächsten Jahren sehr gut entwickeln werden. Er spielt mir manchmal noch etwas zu brav, aber das wird schon werden. Wie gesagt, ich sehe die Coyotes für die nächsten zwei bis drei Jahre in einer guten Position, und Moser ist einer der Stützen, auf die man aufbauen will.“

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