Vor fast sieben Jahren hast du deine Karriere in der NHL beendet. Wie blickst du heute zurück auf deine Laufbahn?
„Sehr positiv. Mir ist erst im Nachhinein so richtig bewusst geworden, was es braucht, um in der NHL Fuß zu fassen. Wenn du aktiv bist, dann jagt ein Jahr das andere und du bist fokussiert auf das Spielen. Es ist unheimlich viel los. Ich habe es erst richtig realisiert, als ich aufgehört habe. Ich war dann teilweise mit dem Nachwuchs auf dem Eis und dann siehst du diese jungen total talentierten Spieler und du arbeitest mit ihnen. Dann wird dir erst richtig klar, wie weit der Weg in die NHL ist. Schon in die National League in der Schweiz zu kommen oder Nationalmannschaft zu spielen, aber dann erst recht es in die NHL zu schaffen. Das braucht schon sehr viel und deshalb bin ich sehr glücklich und froh, dass ich das viele Jahre erleben durfte, obwohl ich erst mit 27 Jahren hineingekommen bin. Das macht mich schon stolz und trotzdem ist es so, dass Eishockey-Profi für mich immer das größte Ziel war. Ehrlich gesagt, vermisse ich schon sehr das Spiel und auf dem Eis zu stehen sowie mit den Jungs Zeit zu verbringen und unterwegs zu sein. Es war ein Kick in der NHL, den großen Arenen gegen die besten Spieler spielen zu dürfen. Das ist schon extrem cool und das vermisse ich schon noch.“
Wie sehr hat im Nachhinein das Bild getrübt, dass dein Abschied so schnell und abrupt kam, nachdem sie dich ausgerechnet in Montreal nach ein paar Spielen schon ins Farmteam abschieben wollten?
„Das ist eigentlich kein Thema mehr. Ich habe schon mehrfach darüber nachgedacht, ob es nicht besser gewesen wäre, den Schritt am Schluss nicht mehr zu machen. Aber ich habe mich noch gut gefühlt und das Spiel immer noch geliebt. Ich hatte das Gefühl, dass ich noch mindestens ein Jahr im Tank habe und war der Meinung, dass ich der Mannschaft mit meiner Erfahrung noch einiges hätte mitgeben können. Aber Montreal und Trainer Claude Julien hatten eine andere Meinung und das muss man akzeptieren. Ich bin aber froh, dass ich dann nicht mehr in der Schweiz gespielt und aufgehört habe, weil wenn man mal auf dem Topniveau des Spiels warst, dann schließt sich der Kreis einfach. Ich war in dem Moment natürlich sehr enttäuscht, aber aus heutiger Sicht war es für mich in Ordnung und ich hege diesbezüglich keinen Groll mehr.“
Der Stanley Cup Sieg 2017 mit Pittsburgh im Sommer vorher war sicher die Krönung deiner Karriere. Du wurdest an der Trade Deadline über die Tampa Bay Lightning zu den Penguins transferiert. Zudem wurde kurz vorher eure erste Tochter geboren und du musstest Frau und Kind zurücklassen. Welche Erinnerungen verbindest du damit?
„Ich hätte mir damals vorstellen können in Philadelphia zu bleiben. Die Deadline war, glaube ich, am 1. März und es hatten einige andere Teams Interesse, die eine Möglichkeit für einen Trade gewesen wären. Ich wusste, dass auch Pittsburgh dabei war und ich bin froh, dass es am Ende geklappt hat, denn Tampa hatte damals schon fast sicher die Playoffs verpasst. Das wäre dann ein anderes Ende gewesen. So hat es mit Pittsburgh geklappt und dass ich in letzter Sekunde in einem sehr hohen Alter diese Erfahrung noch machen durfte, war nicht selbstverständlich.“
Trotzdem hattest du nicht die Einsatzzeiten wie vielleicht gewünscht. Du kannst da sicher mit einem lachenden Auge drauf schauen oder wurmt dich das etwas?
„Einerseits war es top, dass ich überhaupt dabei sein konnte, andererseits hatte ich mir meine Rolle etwas anders vorgestellt. Als ich dorthin kam, hatten sie noch sehr viele Verletzte. Ich habe dann fast 20 Spiele in der regulären Saison gespielt. In den Playoffs waren es nur noch zwei oder drei Einsätze. Die Situation war so, dass wieder alle gesund waren und der Trainer auf seine bekannten Kräfte gesetzt hatte. Aber ich hatte immer die Hoffnung, dass ich eine Chance bekomme. Ich habe das Beste aus der Situation gemacht, meine Rolle akzeptiert und im Training Einsatz und Willen gezeigt. Allerdings war es eine undankbare Rolle, doch wenn ich gefordert war, habe ich meine Leistung gebracht. So ist es im Mannschaftssport. Ich habe das Möglichste gemacht, bin mir aber bewusst, dass mein Anteil am Erfolg nicht so groß war, wie er hätte sein können. Aber auch hier bin ich der Meinung, dass ich dem Team hätte helfen können, wenn sie mich gebraucht hätten.“
Die Penguins haben dir mit deiner Karriere schließlich trotzdem eine besondere Ehre zuteilwerden lassen, weil sie dich auf den Cup geschrieben und dir den Tag mit dem Cup gegeben haben, obwohl du nicht die erforderliche Anzahl an Spielen bei ihnen absolviert hattest. Wie dankbar bist du dafür?
„Ja, das war eine Diskussion. Ich kannte die Voraussetzungen gar nicht. Es zeigt einfach die Klasse der Organisation und deswegen sind sie seit Jahrzehnten so erfolgreich. Man sieht an so etwas, dass es auch kein Zufall ist, dass diese Organisation zwei Mal in Folge den Cup gewinnt. Da wird gut gearbeitet und dass die Spieler vom Management gut behandelt werden, ist eine Grundvoraussetzung, damit sie notfalls auch den entscheidenden Schritt machen. Die Loyalität mit den Spielern und umgekehrt ist sehr wichtig. Da passen Typen wie Sidney Crosby als Kapitän oder der damalige GM Jim Rutherford, der weiß, wie man ein Team zusammenstellt, perfekt ins System. Sie haben mir mit dieser Geste einen großen Respekt gezollt.“