011425 DE rookie watch split

NHL.com/de präsentiert in der Rubrik Rookie Watch aktuelle Themen rund um die diesjährigen Rookies. In dieser Ausgabe: Kasper setzt österreichische Erfolgsgeschichte fort.

Vor zwei Jahren gab es in der NHL keinen einzigen österreichischen Stammspieler. Marco Rossi von den Minnesota Wild spielte in der Saison 2022/23 hauptsächlich in der American Hockey League und kam in 19 NHL-Spielen auf einen Assist. Marco Kasper bestritt eine NHL-Partie für die Detroit Red Wings.

Heute sieht die Situation ganz anders aus. Rossi erlebte über die vergangenen eineinhalb Spielzeiten einen kometenhaften Aufstieg. Kasper etablierte sich diese Saison als Stammkraft bei den Red Wings. Er erlebte in den zurückliegenden Monaten Höhen und Tiefen. Aktuell sieht es aber so aus, als würde er Rossi auf dem Pfad nach oben nacheifern. Wenn er seine Leistungen konstanter auf dem Niveau seiner jüngsten Auftritte halten kann, könnte das das nächste Kapitel für eine Erfolgsgeschichte des österreichischen Eishockeys in der NHL schreiben.

Wegbereiter Rossi

Für Rossi war der Weg zu seiner jetzigen Position nicht leicht. Nachdem ihn die Wild beim NHL Draft 2020 mit dem neunten Pick gewählt hatten, warfen ihn gesundheitliche Probleme aus der Bahn. Nach einer Corona-Infektion entwickelte er eine Herzmuskelentzündung und musste lange aussetzen.

Der junge Vorarlberger arbeitete sich aber wieder zurück und erkämpfte sich eine Chance, sich in der NHL zu beweisen. 2023/24 war er mit 40 Punkten (21 Tore, 19 Assists) einer der besten Rookies der Liga.

Seine jetzigen Zahlen und seine Rolle in der Mannschaft stellen seine Rookie-Saison aber weit in den Schatten. Bereits 38 Punkte (16 Tore, 22 Assists) erzielte er in 44 Spielen. Er entwickelt sich bei den verletzungsgeplagten Wild zum Führungsspieler und Publikumsliebling und ist der zweitbeste Scorer hinter Superstar Kirill Kaprizov. Einen österreichischen Spieler seines Kalibers gab es zuvor nur einmal, als Thomas Vanek seine Karriere begann.

MIN@SJS: Rossi trifft unter die Latte

Kasper setzt nach Flaute ein Ausrufezeichen

Womöglich ist Rossi schon bald nicht mehr der einzige Star aus der kleinen Alpenrepublik, denn Kasper ließ in den letzten Tagen sein Talent aufblitzen. Bis jetzt war die Saison für den 20-jährigen Stürmer kein Spaziergang.

In den ersten vier Spielen stand Kasper, den Detroit 2022 mit dem achten Pick gewählt hatte, nicht im Kader. Bei seinem ersten Einsatz verzeichnete er am 19. Oktober aber gleich seinen ersten Assist. Es folgten zehn punktlose Spiele. Dann schien es, als hätte er mit sechs Punkten in den nächsten neun Partien zu seinem Spiel gefunden. Kasper musste jedoch eine weitere lange Durststrecke durchmachen. Vom 2. Dezember bis 9. Januar gelang ihm in 15 Einsätzen kein einziger Zähler.

„Er ist ein junger Spieler. Ich glaube, dass seine Offensivqualitäten irgendwann aufblitzen werden“, nahm Trainer Todd McLellan seinen jungen Spieler in Schutz. „Er begibt sich auf dem Eis in aussichtsreiche Situationen, es geht nur noch darum, die Chancen zu verwerten. Das wird von selbst kommen. Auch Leon Draisaitl hat in seiner ersten NHL-Saison nicht 40, 50 Tore in Edmonton geschossen. Er musste ebenfalls erst herausfinden, wie er agieren und wo er sein muss. Dann haben seine Instinkte und seine Fähigkeiten übernommen. Ich muss aber auch klarstellen, dass ich damit nicht sagen möchte, dass Marco genauso wird wie Leon.“

Über weite Strecken war es auch nicht einfach, bei den Red Wings zu Punkten zu kommen. Noch am 28. Dezember sah es nach einer weiteren enttäuschenden Saison aus. Die Red Wings standen nach 35 Spielen mit 30 Punkten (13-18-4) gleichauf mit den Buffalo Sabres am Ende der Tabelle in der Eastern Conference. Mit 2,54 Toren pro Spiel stellten sie die drittschlechteste Offensive der NHL.

Seitdem reitet Detroit aber auf einer Erfolgswelle. Die Red Wings gewannen die nächsten fünf Begegnungen, ehe am 10. Januar Kaspers großer Auftritt folgte. Bei einem 5:3-Sieg gegen die Chicago Blackhawks bereitete er das entscheidende Tor vor und sicherte den Sieg mit einem Empty-Netter ab. Nur zwei Tage später leitete er einen 6:2-Erfolg gegen die Seattle Kraken mit dem 1:0 ein, legte später das 5:0 auf und verhalf Detroit zum siebten Sieg in Serie.

SEA@DET: Kasper trifft gegen Grubauer

„Marco spielt mit so viel Tempo und ist unglaublich clever“, lobte sein Teamkollege Lucas Raymond. „Er liebt es, in die schwierigen Positionen zu gehen und erobert oft den Puck. Es ist schön zu sehen, dass er dafür belohnt wird.“

Mit vier Punkten in zwei Spielen ist Kasper jetzt sogar der zweitbeste Rookie-Scorer im Januar. Nur Lane Hutson von den Montreal Canadiens kann dessen Ausbeute in diesem Monat mit sechs Zählern (ein Tor, fünf Assists) noch überbieten.

Ab sofort kämpft Kasper mit den Red Wings sogar um die Stanley Cup Playoffs. Dank der Erfolgsserie liegt das Team nur noch zwei Punkte hinter den Columbus Blue Jackets, die die zweite Wildcard im Osten halten. Die Blue Jackets bestritten bereits ein Spiel mehr.

Eine verbesserte Mannschaftsleistung in der Offensive und die zusätzliche Eiszeit, die Kasper sich zuletzt verdiente, sollten ihn weiter beflügeln. Seit zwei Spielen läuft er in der ersten Reihe der Red Wings als Linksaußen mit Dylan Larkin und Lucas Raymond auf. Davor war er der Center der vierten Reihe. Die neue Rolle scheint für Kasper perfekt.

Nächster Österreicher lauert auf seine Chance

Als Rossi früh gedraftet wurde, konnte man noch vermuten, dass es sich um einen Einzelfall handelt, wie einst bei Thomas Vanek. Als mit Kasper innerhalb von drei Jahren der zweite Österreicher früh gedraftet wurde, konnte man es noch als einen Zufall abtun. Spätestens 2023 mussten aber selbst große Kritiker zugeben, dass in der österreichischen Nachwuchsarbeit etwas richtig gut läuft. David Reinbacher wurde in diesem Jahr mit dem fünften Pick von den Montreal Canadiens gewählt.

Der junge Verteidiger hätte womöglich bereits in der laufenden Saison gemeinsam mit Kasper den Schritt in die NHL gemacht. Eine bittere Verletzung in einem Vorbereitungsspiel machte dem Abwehrhünen aber einen Strich durch die Rechnung. Reinbacher musste sich am Knie operieren lassen. Voraussichtlich wird er noch bis März ausfallen.

Das bedeutet, dass Reinbacher vielleicht erst in der nächsten Saison wieder zu Einsätzen kommt. Dann hat er allerdings beste Chancen, als dritter österreichischer Rookie in drei Jahren für Aufmerksamkeit zu sorgen. Für die Nachwuchsarbeit des Landes wäre das eine nie dagewesene Erfolgsgeschichte.

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