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Akira Schmid seufzt ein bisschen. Der Berner hat bereits einiges erlebt in seiner noch relativ kurzen NHL-Karriere. Knapp 40 Spiele hat er für die New Jersey Devils absolviert. 15 sind es in der aktuellen Spielzeit. 13-mal hat er davon als Starter zwischen den Pfosten gestanden. Seine Statistik: fünf Siege, sieben Niederlagen, eine Niederlage nach Verlängerung. 3,26 Tore kassierte er im Schnitt, seine Fangquote ist mit 89,3 Prozent noch ausbaufähig. In der vergangenen Saison war er schon mal weiter. Da sorgte er in den Stanley Cup Playoffs für Furore (vier Siege, vier Niederlagen, zwei Shutouts). 

In der jüngeren Vergangenheit hat Schmid davon profitiert, dass sich die etatmäßige Nummer eins Vitek Vanecek verletzte. Also wurde er vom Farmteam Utica Comets wieder nach Newark zum NHL-Kader der Devils beordert. „Ich habe das alles schon mehrfach erlebt, Farmteam, hierher und dann wieder zurück“, sagt er, während er sich nach einem Training der Devils vor der NHL Stadium Series Stück für Stück seiner Ausrüstung entledigt. „Aber es ist jedes Mal wieder super, wenn du hierherkommen kannst“, betont er gleich darauf. Nicht viele Goalies schaffen es in die NHL. Insofern lebt Schmid seinen Traum. „Man wird hochgerufen und bereitet sich so gut wie möglich auf ein Spiel vor, wenn man die Chance hat.“

Lernen von Daws und Vanecek

Und er lernt von den Keepern, die mit ihm im Team sind. Bei den Devils sind das neben Vanecek noch Nico Daws, der zwar in München geboren ist, aber die kanadische Staatsbürgerschaft hat. „Es sind so viele gute Spieler. Da kann man enorm profitieren, im Training und auch im Spiel.“ Von Vanecek hole er sich viele Anregungen, was das Drumherum abseits des Eises angehe, wie man sich als Profi verhalte. „Wir sind alle drei sehr verschiedene Torhüter auf dem Eis und können voneinander lernen.“ Das passe alles sehr gut zusammen.

Am meisten müsse er noch an seiner Schnelligkeit arbeiten, erzählt er selbstkritisch. Auch bei der Spielkontrolle habe er noch Nachholbedarf. Die Rollenverteilung ist klar, und die akzeptiert der schlaksige Schweizer auch: Wenn Vanecek ausfällt, ist Daws die klare Nummer eins und Schmid dessen Backup. Trotzdem gibt es für ihn nur eine Devise: „Im Training muss man immer Vollgas geben. Man will ja auch immer besser werden.“ Sein Hauptansprechpartner sei Torwarttrainer Dave Rogalski, der mit den Keepern Videostudium betreibe, aber auch auf dem Eis verschiedene Übungen mache.

NJD@EDM: Schmid mit eine tollen Parade

Pech und Glück eng beisammen

Des einen Pech ist des anderen Glück: Da Vanecek beim Spiel der Navy Federal Credit Union Stadium Series im MetLife Stadium gegen die Philadelphia Flyers verletzungsbedingt nicht mit von der Partie sein konnte, durfte Schmid zumindest als Ersatzmann dieses Erlebnis von der Bank aus genießen. „Schon als kleiner Junge habe ich mir die Partien der Stadium Series angeschaut. Und man träumt davon, ein Spiel unter freiem Himmel zu haben.“ Die Monsterkulisse von rund 70.000 Zuschauern könne man sich gar nicht vorstellen. Ins Prudential Center, wo die Devils normalerweise ihre Heimspiele austragen, gehen knapp 17.000 Zuschauer rein. Das MetLife Stadium, das sich die New York Giants und die New York Jets aus der National Football League (NFL) teilen, ist da eine völlig andere Hausnummer.

Es sei mehr darum gegangen, sich an das ganze Drumherum zu gewöhnen. Es sei zwar am Ende auch nur ein „normales“ Spiel. Aber die Umstände seien schon anders, alles etwas größer. Ein bisschen Glück sei mit im Spiel gewesen, dass er diese Erfahrung machen könne. „Aber es ist großartig, ein Teil davon zu sein.“ Von dieser Erfahrung wolle er so viel wie möglich aufsaugen. „So etwas passiert ja nicht jeden Tag“

„Ein bisschen kalt“

Es sei sicherlich etwas ungewohnt, in solch einem großen Stadion zu spielen. „Aber es hat sehr viel Spaß gemacht.“ Das Eis sei recht gut gewesen. Um sich gegen die Kälte zu schützen, habe er eine Skimaske getragen. Als er erfahren habe, dass Vanecek nicht fit werden würde, sei die Vorfreude selbstverständlich groß gewesen. „Da ist auch etwas Glück dabei, aber ich versuche, den Moment zu genießen, so viel Erfahrung zu sammeln, wie ich kann.“

Diese Erfahrungen sammelte er erwartungsgemäß als Zuschauer. Denn Daws überzeugte beim Outdoor-Spiel gegen Philadelphia, war mit 45 Saves beim 6:3-Erfolg einer der Garanten für den Siege der Devils. „Nico war sensationell“, lobte Schmid. Während sich die Nummer eins der Devils also nicht über Beschäftigung und somit Wärme auf dem Eis beklagen konnte, kamen beim Berner zum Beispiel Handwärmer zum Einsatz, da es in den Abendstunden in East Rutherford doch etwas frisch war. Dazu kam noch eine Lage Thermokleidung. Und das Spiel selbst tat sein Übriges, um ihn auch innerlich zu erwärmen. Die Atmosphäre sei großartig gewesen. Vor allem die Fans habe man gehört. „Jetzt weiß ich, wie sich so ein Spiel anfühlt. Es war ein wichtiger Erfolg für uns.“

Zurück nach Utica

Ein Ziel, das Schmid längerfristig im Fokus hat, sind die Olympischen Spiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. „Olympische Spiele sind immer ein Ziel von mir gewesen. Als ich noch ein Kind war, waren die NHL-Spieler schon dabei. Mit der Teilnahme würde für mich ein Traum in Erfüllung gehen.“

Mittlerweile ist Schmid wieder zurück zu den Utica Comets beordert worden. Dort wird er mit Sicherheit regelmäßiger zum Einsatz kommen. Stattdessen darf jetzt Isaac Poulter sein Glück bei den Devils versuchen. Auch das wird Schmid nicht umwerfen. Er kennt die Gesetzmäßigkeiten des Geschäfts in der NHL, hat sich damit arrangiert und wird weiter alles geben, um irgendwann nicht mehr den Weg in die AHL antreten zu müssen.

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