David Pastrnak #88 of the Boston Bruins waits for a face off during the third period against the Carolina Hurricanes at TD Garden on April 05, 2025 in Boston, Massachusetts. (Photo by China Wong/NHLI via Getty Images)

Die Boston Bruins waren in den letzten Jahren ein Dauergast in den Stanley Cup Playoffs und konnten sich seit 2016/17 acht Jahre in Folge immer für die Endrunde qualifizieren. Diese Serie ist nun gerissen: Zwar gewann Boston mit 5:1 gegen die Carolina Hurricanes, doch durch den doppelten Punktgewinn der Montreal Canadiens (3:2 gegen die Philadelphia Flyers) ist der zweite Wildcard-Platz in der Eastern Conference rechnerisch nicht mehr zu erreichen. Die Bruins sind aus dem Playoff-Rennen eliminiert.

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      CAR@BOS: Pastrnak glänzt mit Hattrick und zwei Assists gegen Carolina

      Die Gründe für das Aus

      Dass in Boston zeitnah ein Umbruch oder zumindest ein Umbau bevorstehen könnte, wird nicht erst seit dem Karriere-Ende von Patrice Bergeron nach der Saison 2022/23 spekuliert. Trotzdem schaffte es der Traditionsklub im Folgejahr noch einmal souverän in die Playoffs. Lange lebten die Bruins von ihrer Siegermentalität und Kultur in der Kabine, die die eine oder andere auftretende Schwäche auffangen konnte.

      Dass vor der laufenden Spielzeit 2024/25 auch noch langjährige Stützen wie Torwart Linus Ullmark (Ottawa Senators), Verteidiger Matt Grzelcyk (Pittsburgh Penguins) oder Stürmer Jake DeBrusk (Vancouver Canucks) abgegeben wurden, erwies sich als schwere Hypothek. Lange war Boston bei der Jagd nach den Playoff-Plätzen voll dabei, zählte bis zum Jahreswechsel sogar zu den 13 besten NHL-Teams (20-15-4), danach aber wuchsen die Zweifel.

      Im Januar (5-7-2) wurden nur fünf von 14, im Februar (2-3-2) nur zwei von sieben Partien gewonnen. Vom 1. Januar bis zur Trade-Deadline am 7. März sammelte Boston nur 20 von 50 möglichen Punkte (8-13-4), nur die Pittsburgh Penguins (7-14-5, 19 Punkte) und San Jose Sharks (6-15-3, 15 Punkte) punkteten in diesem Abschnitt noch weniger. Bei den Verantwortlichen wuchsen die Zweifel an der Playoff-Tauglichkeit der Mannschaft. Das Ergebnis: Mit Charlie Coyle (Colorado Avalanche), Brandon Carlo (Toronto Maple Leafs), Trent Frederic (Edmonton Oilers) und sogar Kapitän Brad Marchand (Florida Panthers) wurden weitere Leistungsträger abgegeben.

      Mit dramatischen Folgen: Seit der Trade Deadline schalteten die Bruins in den Tanking-Modus und verloren zehn von 13 Spielen (3-9-1), darunter eine Niederlagen-Serie von zehn Partien.

      Bostons Hauptproblem ist eine schwächelnde Offensive, die im Schnitt nur 2,62 Tore/Spiel (29.) erzielte, 26,5 Torschüsse/Spiel abgab (29.) und ein harmloses Powerplay mit 15,1 Prozent Erfolgsquote (29.) hatte. Die Bruins erhielten zudem kaum offensive Unterstützung von ihren Bluelinern und haben jeweils die zweitwenigsten Verteidiger-Tore (23) und -Punkte (119) in der gesamten NHL. Hinter Scharfschütze David Pastrnak (40-54-94) klafft eine enorme Scoring-Lücke: Der nächstbeste Scorer, Morgan Geekie (28-22-50), hat sage und schreibe 44 Punkte weniger gesammelt. Beide sind die einzigen Akteure, die die Marken von sowohl 20 Toren als auch 50 Punkten knacken konnten. Es fehlt also auch ganz klar an Tiefe und Secondary Scoring. Der vielversprechendste Neuzugang, Casey Mittelstadt (Colorado Avalanche), floppte bislang (13 Spiele, 2-2-4, -13).

      Hinzu kommt, dass die Defensive, die über Jahre das Prunkstück und der Erfolgsgarant für erfolgreiches Bruins-Hockey war, nicht mehr wie gewohnt abriegelte. Durchschnittlich 3,27 Gegentore/Spiel (25.), ein Penalty Killing von 76,6 Prozent (23.) und 28,8 gegnerische Torschüsse/Spiel (T-21.) belegen das mit Zahlen. Erschwerend kam hinzu, dass die zwei wichtigsten Abwehrspieler, Charlie McAvoy (50 Spiele, 7-16-23) und Hampus Lindholm (17 Spiele, 3-4-7), Großteile der Saison verletzungsbedingt verpassten.

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          COL@BOS: Geekie überwindet Wedgewood und erzielt das 1:1 im dritten Drittel

          Was für die Zukunft optimistisch stimmt

          Boston wird wohl nicht versuchen, einen kompletten Rebuild zu forcieren, sondern einigermaßen konkurrenzfähig zu bleiben und sozusagen unter rollendem Rad einen Umbau voranzutreiben. Dabei könnte ein frühes Erstrunden-Pick im kommenden NHL Draft 2025 helfen, stehen doch zahlreiche vielversprechende Torjäger und Offensivwaffen zur Auswahl.

          Ansonsten haben die Bruins in den letzten Jahren nicht gerade viele Talente gehortet, was eher für einen langwierigen Umbau-Prozess spricht. In den letzten drei Drafts wurde nur einmal in der ersten Runde gezogen. 2025 entschied sich das Original-Six-Team an 25. Stelle für Angreifer Dean Letourneau. Der wuchtige Rechtsschütze (2,00 Meter groß, 97 Kilogramm schwer) ist überraschend mobil, zieht gerne zum Tor und reibt den Gegner an den Banden auf. In der laufenden Saison spielte er am Boston College und sammelte in 13 NCAA-Partien drei Assists. Letourneau ist also keine Soforthilfe, seine Entwicklung wird noch Zeit in Anspruch nehmen.

          Bereits an den NHL-Kader herangeführt wurden Talente wie Fabian Lysell (Draft 2021, 1. Runde, 21. Stelle; sieben Spiele, 0-0-0), Marat Khusnutdinov (Draft 2020, 2. Runde, 6. Stelle, Minnesota Wild; 13 Spiele, 2-1-3) oder Fraser Minten (Draft 2022, 2. Runde, 38. Stelle, Toronto Maple Leafs; ein Spiel, 0-0-0). Hier geht noch deutlich mehr bzw. wird in den nächsten Jahren noch deutlich mehr gehen müssen, wollen die Bruins ihre Mannschaft weiter verjüngen und für eine rosigere Zukunft aufstellen.

          Dass das Championship-Fenster schließt, das lange geöffnet war und zwischen 2011 und 2019 immerhin einen Stanley Cup Sieg (2011) und zwei weitere Stanley Cup Finals (2013, 2019) beinhaltete, wurde erkannt. Nun muss General Manager Don Sweeney gute Entscheidungen treffen, um den Grundstein für das nächste goldene Intervall zu legen…

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