Auf den ersten Blick bietet das Aufeinandertreffen von Chicago (26 Punkte; 12-23-2) als Achter und Letzter der Central Division mit zuletzt vier Niederlagen in Folge gegen dem Sechsten St. Louis (38; 17-17-4) wenig sportliche Brisanz. Doch die langjährige und hitzige Rivalität zwischen den Blackhawks und den Blues erhält an Silvester womöglich ein neues Kapitel.
„Man wird sofort in diese Rivalität eingeweiht“, merkt der ehemalige Verteidiger der Blues, Chris Pronger, an. „Die Liebe, oder sollte ich sagen der Hass, für die Blues und Blackhawks in den beiden Städten ist ziemlich leidenschaftlich.“
Die Blackhawks haben mit einer Bilanz von 155 Siegen, 130 Niederlagen und 35 Unentschieden, 1071 erzielten Toren und 1022 Gegentoren in den direkten Aufeinandertreffen die Nase vorn. Sie haben acht von zwölf Playoff-Duellen gegen die Blues gewonnen. Aber diese Statistiken sind bedeutungslos, wenn der Puck im nächsten Spiel zwischen den Rivalen an Silvester fällt.
St. Louis kam 1967 in die NHL und wurde schnell aufgrund der geografischen Lage von für NHL-Verhältnisse geringen 480 Kilometern Entfernung zum Rivalen der etablierten Original-Six-Franchise aus Chicago.
Die Rivalität gipfelte spät in der Saison 1990/91 in dem, was als „St. Patrick's Day Massacre“ am 17. März 1991 bekannt wurde. Als Endergebnisses stand ein 6:4-Sieg der Blackhawks im Chicago Stadium, aber die dazugehörigen Statistiken erzählen eine andere Geschichte dieses Spiels. Es gab 276 Strafminuten, 12 große Strafen, davon 11 für Faustkämpfe, und 17 Disziplinarstrafen, darunter 13 Spieldauerdisziplinarstrafen.
„Es gipfelte darin, dass Dave Manson und Scott Stevens mit ihren Handschuhen unterhalb der Torlinie begannen und zum Mittelpunkt des Eises liefen, um buchstäblich eine der besten Schwergewichts-Schlägereien zu veranstalten, die ich je in meinem Leben gesehen habe“, erzählte der frühere Blackhawks-Stürmer Jeremy Roenick. „Es war einschüchternd, das zu sehen, und ich schaue es mir immer noch auf YouTube an und bin immer noch beeindruckt. Ich erinnere mich, wie ich auf der Bank saß und Angst hatte, was mir in der nächsten Schicht passieren würde.“
Die Rivalität ist seitdem deutlich abgeflacht, da die Blackhawks sich neu formieren und die Blues versuchen, in ihrer sechsten Saison nach dem Stanley Cup Titel 2019 zurück in die Stanley Cup Playoffs zu kommen.
Doch vielleicht löst das Winter Classic einen Neustart aus. „Es macht immer Spaß, gegen Chicago zu spielen“, erläuterte Blues-Stürmer Brayden Schenn. „Man spürt einfach die Energie im Stadion, egal was passiert. Es ist etwas Besonderes, die Blues gegen Chicago im Wrigley Field spielen zu sehen. Das Ganze ist einfach eine tolle Sache.“
Dies ist das erste Winter Classic an Silvester, und die NHL spielt dabei eine große Rolle. Ein Aufenthaltsbereich im rechten Feld, der fast fertig ist, wird Partygäste beherbergen und in der zweiten Pause eine Tanzparty bieten, zu der DJ Oreo aus Chicago auflegen wird.
„Es ist einzigartig, dass wir im vergangenen Jahr zum ersten Mal Fans auf das Spielfeld gebracht haben“, sagte der zuständige Präsident für NHL Content und Events, Steve Mayer, über das Winter Classic 2024 zwischen den Seattle Kraken und den Vegas Golden Knights im T-Mobile Park in Seattle. „Wir fanden, dass es gut funktioniert hat, sodass sie das Spiel aus nächster Nähe erleben und sehen können. Es wird zur allgemeinen Atmosphäre beitragen und ist einer der Gründe, warum wir vom Neujahrstag auf Silvester umgezogen sind.“
Die Fans werden auch an Silvesterfeiern auf der ganzen Welt teilnehmen können. Sie werden auf den Videowänden gezeigt, die sich im linken und rechten Feld befinden. „Den ganzen Tag und die ganze Nacht über werden wir auch andere Feierlichkeiten miterleben. Wir wollen in Chicago sozusagen beginnen und zwar genau hier im Wrigley Field“, erzählte Mayer. „Wir wissen, dass sich alle nach dem Spiel auf die Straße begeben, nach Hause gehen und sich für andere Partys fertig machen werden, aber dies ist die erste der Silvesterpartys in Chicago.“
Die Liga möchte ferner die Bekanntheit von Wrigley und Chicago nutzen. Bei diesem Spiel wird es eine eigene Version von der bekannten Baseball-Hymne „Take Me Out to the Ballgame“ geben, ähnlich wie 2009, als der ehemalige Second Baseman der Cubs, Ryne Sandberg, und die damaligen Blackhawks-Botschafter Denis Savard, Bobby Hull, Tony Esposito und Stan Mikita im dritten Drittel „Take Me Out to the Hockey Game“ sangen.