Die Edmonton Oilers haben sich den Ruf als Comeback-Könige hart erarbeitet und auch am Donnerstagabend in der Ball Arena beim 4:3-Auswärtssieg bei den Colorado Avalanche erneut eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die Oilers lagen im ersten Drittel bereits mit 0:3 zurück, erzielten daraufhin aber vier unbeantwortete Tore und feierten am Ende den vierten Sieg in Serie. Edmontons Geheimrezept bei Aufholjagten ist Ruhe, Glaube und Selbstvertrauen.

Kulak: „Wir haben die Ruhe bewahrt“

„Es war ein spannendes Spiel. Wir lagen 0:3 zurück, aber ich hatte nicht das Gefühl, dass wir so schlecht waren. Wir haben einfach unsere Chancen nicht genutzt, sie aber schon“, sagte Oilers-Trainer Kris Knoblauch. „‚Stu‘ (Torwart Stuart Skinner) hat ein paar ganz wichtige Paraden gezeigt, sodass wir unsere Chancen auch später im Spiel noch nutzen konnten. Das hat schlussendlich den Unterschied ausgemacht.“

Im ersten Drittel zeigten sich die Avalanche sehr effektiv und machten aus nur sechs Torschüssen drei Tore: Logan O’Connor (6.) und Doppelpacker Nathan MacKinnon binnen 104 Sekunden (11., 12.) sorgten für den komfortablen Drei-Tore-Vorsprung.

EDM@COL: MacKinnon umspielt den Abwehrspieler und trifft

„Wir haben einfach die Ruhe bewahrt“, erklärte Edmontons Verteidiger Brett Kulak. „Mir hat gefallen, wie wir gespielt haben, auch wenn zunächst sie die Tore geschossen haben. Sie haben eine gute Mannschaft, doch wir haben uns einfach zurückgekämpft und hatten zum Glück noch viel Zeit übrig, um zurückzukommen und auszugleichen.“

Den Anfang machte Viktor Arvidsson, der noch im ersten Drittel die Hoffnung zurückbrachte, als sein Schuss glücklich von Colorados Verteider Josh Manson durch die Beine von Torwart Mackenzie Blackwood (23 Saves, 85,2 Prozent Fangquote) abgefälscht wurde (20.).

„Das war wichtig“, betonte Kulak. „Wenn du zwei Tore hinten liegst, dann fühlt sich das viel besser an als drei. Es war schön zu sehen, dass der reingegangen ist. Uns hat es einfach einen ordentlichen Schub gegeben. Wir konnten uns sammeln und im zweiten Drittel neu anfangen.“

Eine Frage des Glaubens: Kulak auf dem Weg zum Tor-Rekord

Gesagt, getan. Einerseits entschärfte Skinner (22 Saves, 88 Prozent Fangquote) die folgenden 19 Torschüsse der Avalanche bis zur Schlusssirene. Andererseits bereiteten zwei Verteidiger und zwei Superstars den Weg zum Comeback.

Kulak feuerte einen Schlagschuss ab, der sich durch den Verkehr vor dem Tor zum 2:3 ins Ziel bohrte (27.). Für den Defensivverteidiger im dritten Abwehr-Paar war dies bereits der sechste Saisontreffer. Auf eine solch hohe Anzahl an Treffern kam der in Edmonton geborene Routinier (31) bislang nur einmal (2018/19: sechs Tore für die Montreal Canadiens). Ein weiteres Tor würde für Kulak also einen neuen NHL-Rekord bedeuten. Aktuell ist er auf Kurs für eine Elf-Tore-Saison.

„Ich denke, jeder von uns bekommt seine Chancen, spielt mit Selbstvertrauen und hat diese Mentalität verinnerlicht. Wenn wir schießen, dann wollen wir auch treffen“, so Kulak. „Wir ziehen nicht nur ab, um den Puck irgendwohin zu befördern. Du musst die Einstellung haben, dass der Puck auch im Netz einschlägt. Es sind diese kleinen Dinge, die am Ende einen großen Unterschied ausmachen.“

McDavids 20. Saisontreffer - Zwei Assists von Draisaitl

Kapitän Connor McDavid staubte nach einem Schuss von Leon Draisaitl zum 3:3 ab (35.) und erzielte damit seinen 20. Saisontreffer. Er ist der fünfte Spieler der Franchise-Geschichte mit mindestens neun 20-Tore-Saisons in Folge. Zu diesem elitären Kreis zählen Jari Kurri (10), Mark Messier (10), Wayne Gretzky (9) und Teamkollege Draisaitl (9). Der 29-jährige Kölner baute seine persönliche Scoringserie mit zwei Assists (0-2-2; 24:31 Minuten Eiszeit, drei Torschüsse, ein Block, +1) auf fünf Spiele (2-6-8) aus.

EDM@COL: McDavid nutzt einen Rebound

Den Siegtreffer leitete Draisaitl mit einer Puckeroberung an der Bande in der Offensivzone ein. McDavid scannte die Eisfläche von hinter dem Tor, schmetterte dann einen langen Pass aufs Tape von Offensivverteidiger Evan Bouchard, der per Direktabnahme den Endstand herbeiführte (54.).

„Ich habe gesehen, dass Connor hinter dem Tor viel Zeit hatte. Ich habe erkannt, dass ich mich in den freien Raum bewegen muss. Ich bin froh, dass ich den Puck aus einer guten Position aufs Tor bringen konnte und er reingegangen ist“, blickte Bouchard auf sein Game Winning Goal zurück.

Die Comeback-Experten

Das 4:3 in Denver ist für Edmonton das erste Comeback nach einem Drei-Tore-Rückstand seit über zwei Jahren. Zuletzt gelang das am 26. November 2022 bei einem 4:3-Auswärtssieg bei den New York Rangers.

„Sie lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, was schön zu sehen ist“, sagte Knoblauch über die Comeback-Qualitäten seiner Mannschaft. „Das hat viel damit zu tun, dass diese Jungs schon lange zusammenspielen und auch in den Playoffs im Vorjahr stressige Zeiten überstanden haben. Wir sind drangeblieben, was toll ist.“

Die Oilers haben vier Spiele in Serie, drei davon wurden nach Multi-Tore-Comebacks gewonnen: Am Samstag lag Edmonton bereits mit 0:2 bei den Chicago Blackhawks zurück, gewann aber noch mit 4:3. Am Mittwoch gerieten die Oilers bei den Minnesota Wild mit 0:2 in Rückstand, drehten aber auch dieses Spiel und siegten am Ende mit 5:3. Dass in zwei aufeinanderfolgenden Spielen Multi-Tore-Comebacks gelangen, ist ein Novum in der Franchise-Geschichte. Edmonton steht bei sechs Multi-Tore-Comebacks in der Saison 2024/25. Dies sind ligaweit die meisten zusammen mit den Seattle Kraken.

Durch diesen Lauf konnten die Oilers (29-13-3) punktemäßig mit Pacific-Division-Spitzenreiter Vegas Golden Knights (29-12-3) gleichziehen, die aufgrund eines weniger gespielten Spiels ganz oben gelistet sind.

Der Vorsprung auf einen Nicht-Playoff-Platz ist auf satte 13 Punkte angewachsen und kann am Samstag (10 p.m. ET; So. 4 Uhr MEZ; NHL.tv) sogar noch vergrößert werden, wenn es im kanadischen Duell zu den Vancouver Canucks geht.

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