Jets91

Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Winnipeg Jets

Für die Winnipeg Jets steht das Ende einer Ära an. Vergangene Saison ergatterten sie mit 95 Punkten (46-33-3) knapp die zweite Wildcard der Western Conference und qualifizierten sich damit für die Stanley Cup Playoffs. Sie schieden jedoch in der ersten Runde nach fünf Spielen gegen die Vegas Golden Knights aus. Im Sommer gaben sie Stürmer Pierre-Luc Dubois ab und beendeten vorzeitig den Vertrag mit ihrem langjährigen Kapitän Blake Wheeler. Wheeler war einer der Schlüsselspieler des Teams. Mit Torwart Connor Hellebuyck und Mark Scheifele laufen die Verträge von zwei weiteren Urgesteinen der Mannschaft mit Ende der kommenden Saison ab.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Dubois und Wheeler sind die beiden großen Abgänge der Jets, außerdem verließ der zweite Torhüter David Rittich den Klub als Free Agent.

Wheeler hat die meisten Spiele (897), Assists (550) und Punkte (812) der Franchise-Geschichte vorzuweisen. Vergangene Saison erzielte er 55 Punkte (16 Tore, 39 Assists) in 72 Spielen und legte in fünf Playoff-Partien sechs Zähler (2 Tore, 4 Assists) nach.

Dubois stellte zuletzt mit 63 Saisonpunkten (27 Tore, 36 Assists) einen persönlichen Rekord auf und war der viertbeste Scorer und drittbeste Torschütze des Teams. General Manager Kevin Cheveldayoff gab ihn an die Los Angeles Kings ab und erhielt dafür die Angreifer Alex Iafallo, Gabriel Vilardi und Rasmus Kupari sowie einen Pick in der zweiten Runde beim NHL Draft 2024.

Der 29-jährige Iafallo wird als erfahrener Stürmer eine Führungsrolle übernehmen, nachdem er für die Kings 41 Punkte (23 Tore, 18 Assists) in 63 Spielen erzielte. Mit Kupari (23) und Vilardi (24) erhielten die Jets außerdem zwei junge Stürmer, die für mehr Schnelligkeit und Tiefe sorgen.

Rittich wurde durch einen alten Bekannten ersetzt. Laurent Brossoit hatte die Jets vor zwei Jahren verlassen, gewann mit den Vegas Golden Knights den Stanley Cup und unterschrieb nun erneut in Winnipeg.

Schlüsselspieler

Der Kern der Jets besteht aus Torwart Hellebuyck, den Stürmern Scheifele, Kyle Connor und Nikolaj Ehlers, sowie den Verteidigern Josh Morrissey und Dylan DeMelo.

Hellebuyck war drei Mal unter den Finalisten für die Vezina Trophy, mit der der beste Torhüter der NHL ausgezeichnet wird und gewann sie 2020. In der abgelaufenen Saison hatte er mit 92,0 Prozent die fünftbeste Fangquote der NHL und nur vier Goalies konnten seine vier Shutouts überbieten.

Morrissey war die positive Überraschung. Nachdem er bereits in der Saison 2021/22 mit 37 Punkten (12 Tore, 25 Assists) einen persönlichen Rekord aufgestellt hatte, übertrumpfte er selbst die Erwartungen der größten Optimisten noch deutlich, indem er 76 Punkte (16 Tore, 60 Assists) sammelte. In der ersten Abwehrformation wird neben ihm vermutlich DeMelo als Defensivspezialist stehen.

Wheeler war bisher Stammspieler in der ersten Sturmreihe. Nach seinem Abgang könnte Ehlers den dritten Platz neben Connor und Scheifele einnehmen. Scheifele war mit 42 Treffern der beste Torjäger der Jets, Connor mit 80 Punkten (31 Tore, 49 Assists) der Topscorer und zweitbeste Torschütze. Ehlers verpasste fast die Hälfte der Saison, verbuchte in 45 Spielen aber dennoch stolze 38 Punkte (12 Tore, 26 Assists).

Spieler aus DACH

Um die wegfallende Torgefahr durch Wheeler und Dubois zu ersetzen, könnte der Schweizer Nino Niederreiter eine wichtige Rolle spielen. Er kam kurz vor der NHL Trade Deadline von den Nashville Predators und lieferte in 22 Spiele für die Jets 13 Punkte (6 Tore, 7 Assists). Er erzielte in sieben der vergangenen neun Saisons mindestens 20 Tore. Unter den regelmäßig eingesetzten Spielern der Jets hatte er außerdem die zweitmeisten Checks pro 60 Minuten Eiszeit (8,06) und die zweitwenigsten Puckverluste pro 60 Minuten (0,8) vorzuweisen, was sein gutes physisches Spiel und seinen Einsatz zeigt. Der 30-jährige Stürmer dürfte auch äußerst motiviert in die nächste Saison gehen, da sein Vertrag nach der Saison endet und er sich für einen neuen Vertrag empfehlen muss.

MIN@WPG: Niederreiter erzielt seinen 400. NHL-Punkt

Stärken

Die Defensivarbeit war die Paradedisziplin der Jets und Hellebuyck im Tor ihr Prunkstück. Ein Durchschnitt von 2,73 Gegentoren pro Spiel bedeutete Platz zehn, für Hellebuyck waren sogar nur 2,49 Gegentore pro Spiel registriert. Die Abwehr funktioniert selbst mit einem Mann weniger auf dem Eis, das zeigt der siebte Platz mit einer Quote von 82,4 Prozent beim Penalty Killing deutlich.

Verbesserungspotenziale

Die Offensive der Jets lag mit 3,0 Toren pro Spiel auf dem 21. Platz der Liga, das Powerplay mit 19,3 Prozent auf Platz 23. Die Personalwechsel im Sommer dürften kaum eine Verbesserung bringen. Die Jets sind auf mehr Punkte aus den hinteren Reihen angewiesen, um die Ausbeute von Dubois und Wheeler zu ersetzen.

Vielversprechende Talente

Die großen Namen der Zukunft könnten Brad Lambert, Chaz Lucius und Ville Heinola sein. Verteidiger Heinola bestritt während den vergangenen vier Saisons bereits vereinzelt Spiele für die Jets und machte dabei keinen schlechten Eindruck. In insgesamt 35 NHL-Spielen kommt er auf elf Punkte (1 Tor, 10 Assists). Er scheint bereit für eine größere und langfristige Rolle in Winnipeg.

Lambert und Lucius wurden erst beim NHL Draft 2022, drei Jahre nach Heinola, gewählt. Dementsprechend sind sie in ihrer Entwicklung noch nicht so weit, zeigen aber ein gewaltiges Potenzial. Lambert bestritt 14 Spiele für die Manitoba Moose in der American Hockey League und verbuchte zwei Tore und einen Assist. In der Western Hockey League bestritt er für die Seattle Thunderbirds 26 Spiele und lieferte 38 Zähler (17 Tore, 21 Assists). In den Playoffs legte er in 17 Partien weitere 26 Punkte (6 Tore, 20 Assists) nach und führte das Team zur Meisterschaft.

Lucius gelangen in 12 Spielen für Manitoba fünf Punkte (2 Tore, 3 Assists). In der WHL brachte er es für die Portland Winterhawks in nur sechs Partien auf 15 Punkte (5 Tore, 10 Assists).

Playoff-Chancen

Die ersten Plätze in der Central Division werden für die Jets nur schwer erreichbar sein. Für sie wird es voraussichtlich erneut auf einen Kampf um eine Wildcard hinauslaufen. Wenn es ihnen gelingt, die Ausbeute in der Offensive zu verbessern, stehen die Chancen für die Playoffs nicht schlecht.