GER NOR 14

Klassenerhalt! Die deutsche U20-Nationalmannschaft hat bei der Weltmeisterschaft 2024 in Göteborg den Abstieg verhindert und tritt damit auch bei beim nächsten Turnier in der Top-Division an. NHL.com/de wirft einen Blick auf das entscheidende Relegationsspiel, den gesamten Turnierverlauf und herausragende Talente des DEB-Teams.

Umkämpfter Sieg im Relegationsspiel gegen Norwegen

Deutschland sicherte durch ein 5:4 n.V. im Relegationsspiel gegen Norwegen den Klassenerhalt und bleibt damit erstklassig, während die Skandinavier in die Division IA absteigen müssen.

Im wohl wichtigsten Spiel aus deutscher Sicht bei dieser U20-WM startete die Mannschaft von Bundestrainer Tobias Abstreiter aktiv, die Norweger blieben aber mit Konterangriffen und mehreren Torschüssen gefährlich. Das erste Tor resultierte nach einem schnellen Antritt von Julius Sumpf, der mit einem präzisen Rückhand-Pass quer zu Kevin Bicker ablegte, der aus vollem Lauf abfasste und zum 1:0 für Deutschland in den rechten Winkel traf (10.). Nach einem Fauxpas im Aufbau – Norwin Panocha spielte einen Fehlpass im eigenen Drittel – schlug Norwegen zurück: Michael Brandsegg-Nygard brachte die Scheibe zum Tor, Noah Steen übernahm und erzielte per Bauerntrick das 1:1 (17.).

Im zweiten Drittel ging Deutschland nach einem Super-Solo von Veit Oswald erneut in Führung: Der Akteur des EHC Red Bull München ließ seinen Gegenspieler Gabriel Koch mit einer feinen Bewegung stehen, stach dann vors Tor, umkurvte Torwart Markus Stensrud und vollendete mit einem Flachschuss unter den Schoner zum 2:1 (29.). Die Norweger antworteten mit wütenden Angriffen, erhöhten den Druck und kamen erneut zum Ausgleich. Beim Schuss von Sander Wold reagierte DEB-Torwart Matthias Bittner noch stark, beim Querpass von Martin Johnsen auf Mats Bakke Olsen aber gab es nichts mehr zu halten. Letzterer traf ins halbleere Tor zum 2:2 (35.). Norwegen war nun drauf und dran, zum ersten Mal in Führung zu gehen, doch Bittner verhinderte Schlimmeres.

Im dritten Drittel stand das Spiel auf Messers Schneide. Mit dieser Drucksituation schien zunächst Norwegen besser umgehen zu können und hatte mehr vom Spiel. Ausgerechnet in dieser Phase gab der deutsche Verteidiger Philipp Sinn einen Distanzschuss ab, der durch den Verkehr vor dem Tor zum 3:2 ins Tor trudelte (50.). Deutschland hatte nun das Momentum auf seiner Seite und legte nur 48 Sekunden später nach: Niklas Hübner kam im Slot zum Schuss und stellte auf 4:2 (51.).

Beendet war das Spiel damit aber noch nicht: Im Powerplay verkürzte Norwegens Brandsegg-Nygard auf 3:4 (55.) und läutete damit eine heiße Schlussphase ein. Deutschland stemmte sich in einer 1-4-Formation in der neutralen Zone sowie einer 1-2-2-Aufstellung im eigenen Drittel dagegen, war in den entscheidenden Szenen aber nicht eng genug dran an den Gegenspielern. So auch beim 4:4: Johnsen servierte auf den zweiten Pfosten zu Bakke Olsen, der auf der Türschwelle per Tip-in ausglich (57.). Der Relegations-Thriller ging also in die Verlängerung.

Dort hatte Norwegen den Klassenerhalt schon auf dem Schläger, doch Brandsegg-Nygard erwischte völlig frei am langen Pfosten den Puck nicht. Im Gegenzug hielt Moritz Elias die Scheibe in der gegnerischen Zone, schüttelte seine Bewacher mit einem schnellen Antritt ab und traf dann mit einem Handgelenksschuss aus rechter Position ins linke Eck zum 5:4 n.V. (61.).

„Ich habe Speed aus unserer Zone aufgenommen und hatte keine Möglichkeit zu passen", beschrieb Elias die Szene. „Dann habe ich eine Runde gedreht, stand plötzlich alleine vor dem norwegischen Tor und hab einfach abgezogen. Das war wirklich ein enorm wichtiges Tor für die gesamte Mannschaft. Wir haben Norwegen heute nicht unterschätzt und konnten am Ende den Sieg mit nach Hause nehmen."

Nur ein wirklicher „Reifenplatzer“ gegen Lettland

Der Auftakt war für die deutsche Auswahl vielversprechend verlaufen. Erstmals überhaupt gelang mit einem 4:3 ein Sieg gegen das hochfavorisierte Finnland. Beim folgenden 0:5 gegen Gastgeber Schweden hielt Deutschland lange mit, denn bis zur zweiten Pause stand es nur 0:2. Ausgerechnet das Spiel gegen Lettland, bei dem sich die Deutschen auf Augenhöhe wähnten, war das einzig wirklich schlechte in der Gruppenphase. Team Germany ließ sich regelrecht überrollen und verlor deutlich mit 2:6. Zum Abschluss gegen ein prominent besetztes Kanada hielt Deutschland erneut lange gut mit, zog am Ende aber mit 3:6 den Kürzeren – der sechste Treffer der Kanadier war ein Empty-Net-Tor.

Kurios: Obwohl Deutschland nie weit weg war und die Finnen sogar besiegen konnte, ging es statt ins Viertelfinale in die Relegation. Dort behielten die DEB-Junioren in einem Eishockey-Krimi gegen Norwegen die Nerven.

Angesichts von 24 Gegentoren in fünf Spielen (4,8 Gegentore/Spiel) müssen sich die Deutschen auf diesem Niveau insbesondere in der Defensive steigern. Zumal zehn der 24 Gegentore gegen Teams auf Augenhöhe fielen (sechs gegen Lettland, vier gegen Norwegen).

Ein Sturm-Quartett sticht heraus

Im deutschen Kader konnten sich drei Stürmer in den Vordergrund spielen. Allen voran Veit Oswald, der mit seiner Finesse und seinem Torriecher herausstach. Oswald war mit drei Treffern zugleich Top-Torjäger der deutschen Auswahl (3-2-5). Roman Kechter hinterließ ebenfalls einen nachhaltigen Eindruck. Der Stürmer, der bei den Nürnberg Ice Tigers in der DEL viel Eiszeit erhält, beeindruckte mit seiner Technik und seinem Schuss und erzielte zwei Tore (2-0-2). Julius Sumpf centerte die dritte Reihe und glänzte mit drei Punkten (2-1-3), Reihenkollege Kevin Bicker mit deren vier (1-3-4) – ein Indiz für die Tiefe im deutschen Kader.

Neben Bicker (Draft 2023, 5. Runde, 147. Stelle, Detroit Red Wings) tauchten zwei weitere bereits in der NHL gedraftete Angreifer auf dem Scoreboard auf: Julian Lutz (1-1-2; Draft 2022, 2. Runde, 43. Stelle, Arizona Coyotes) und Norwin Panocha (1-0-1; Draft 2023, 7. Runde, 205. Stelle, Buffalo Sabres).

„Es ist ein sehr schöner Erfolg, dass wir weiterhin in der höchsten Gruppe spielen dürfen", resümierte Abstreiter. „Die Jungs haben wirklich alle sehr gut mitgezogen, hart gearbeitet und gute Spiele absolviert. Natürlich gab es immer mal wieder schwierige Phasen, aber das ist eben bei einer jungen Mannschaft so, dass es Lernprozesse gibt und sie erst noch ihre Erfahrungen sammeln müssen. Aber das heute ist wirklich ein großer Erfolg und wir sind alle sehr glücklich über den Verbleib in der Top Division.“

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