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Nico Sturm ist einer von fünf deutschen Stanley Cup Champions. Der 29-jährige Augsburger schaffte im Jahr 2022 den Triumph mit der Colorado Avalanche. Drei Jahre später macht er erneut Jagd auf den Heiligen Gral des Eishockeys. Vor der Trade Deadline wurde der Mittelstürmer von Liga-Schlusslicht San Jose Sharks zum amtierenden Meister Florida Panthers getradet. In einer Serie auf NHL.com/de sprach Sturm exklusiv und tiefgehend über die Geschehnisse rund um den Trade.

Teil 1: Der emotionale Abschied aus San Jose und (k)eine mögliche Rückkehr

Es ist meistens ein Anruf - und plötzlich verändert sich alles. Nico Sturm kennt die Begleiterscheinungen eines NHL-Trades. Bereits in der Saison 2021/22, als er im letzten Vertragsjahr bei den Minnesota Wild war, wechselte er vor der Trade Deadline zur Colorado Avalanche, was sich für Spieler und Klub als Glücksgriff herausstellen sollte und im Gewinn des Stanley Cup mündete. Dieses Szenario könnte sich 2025 wiederholen. Der Deutsche wurde im Austausch für ein Viertrunden-Pick zu den Florida Panthers transferiert und zählt von jetzt auf gleich zu den Top-Favoriten.

„Es ist immer sehr nervenaufreibend, weil einem viele Sachen durch den Kopf gehen“, beschreibt Sturm seine Gefühlslage in dem Moment, als er vom Trade erfuhr. „Man stellt sich viele Fragen: Wie finde ich mich zurecht? Wo wohne ich? Wie sind die neuen Teamkollegen, der Trainer und das System? Es geht ja nicht nur um das, was auf dem Eis passiert. Von heute auf morgen wird alles über den Haufen geworfen. Wie ziehe ich aus? Wie kriege ich die Autos hin und her? Zum Glück bekomme ich Unterstützung von meiner Verlobten.“

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      Nico Sturm über seinen Wechsel und eine mögliche Rückkehr

      Bei Anruf Trade

      Dass Sturm getradet werden wird, war ihm seit Wochen klar. „Das habe ich in Gesprächen mit Mike Greer (General Manager der Sharks, Anm.d.Red.) schon zur 4 Nations Face-Off-Pause herausgefunden“, berichtet der Augsburger. „Ich hatte nach meinem Status gefragt, es waren immer gute und offene Gespräche. Er hat gesagt, dass es seit zwei Jahren einen Markt für mich gibt, aber die Sharks wollten mich noch nicht abgeben. Jetzt, da mein Vertrag ausläuft, wollte man mir die Chance geben, in den Playoffs zu spielen. Es war das Beste für beide Seiten. Am Ende haben die Sharks aber wohl das beste Angebot angenommen, denke ich.“

      Ein Wunsch-Ziel hatte Sturm nicht. Wichtig war ihm nur, dass er um die Playoffs spielen würde. Doch auch das beinhaltete mehrere Möglichkeiten: Den kühlen Norden in Winnipeg oder Edmonton, den tropischen Süden in Florida oder die Wüsten-Hitze in Vegas. Mit dieser Ungewissheit ging Sturm professionell um und war für alle Eventualitäten vorbereitet.

      „Ich hatte keine Ahnung, wann, wo, wie und wohin. Zwei Wochen vor der Deadline waren wir auf einem Roadtrip. Weil ich wusste, dass ich getradet werden würde, habe ich ein bisschen mehr eingepackt, zwei große Koffer, damit ich ein bisschen vorbereitet bin“, blickt Sturm zurück. „Trotzdem war ich eigentlich recht entspannt, erst in den letzten zwei Tagen wurde ich ein bisschen unruhig. Wir hatten das letzte Spiel vor der Trade Deadline in Colorado. Ich bin in der Früh ins Stadion gekommen, da wurde mir mitgeteilt, dass ich aus Trade-Gründen nicht spielen würde. Nach dem Meeting hat mich unser Trainer (Ryan Warsofsky) ins Büro gezogen und Mike Greer ans Telefon geholt. Er hat mir gesagt, dass ich nach Florida getradet werde.“

      Die letzten Worte vor einem emotionalen Abschied

      „Florida? Top!“, waren Sturms erste Gedanken. „Danach ging es erstmal darum, danke zu sagen und Abschied zu nehmen von Trainern, Mitspielern, Betreuern, mit denen ich in den letzten drei Jahren fast jeden Tag zusammen war. Das alles geht aber relativ schnell. Ich habe meine Sachen in Colorado gepackt, habe mich verabschiedet, meine Verlobte und meine Eltern angerufen, bin zurück ins Hotel und war ein, zwei Stunden später schon am Flughafen.“

      Für den Mittelstürmer ging damit ein intensives Kapitel zu Ende. Am 13. Juli 2022 hatten die Sharks den damals frischgebackenen Stanley Cup Champion als Free Agent verpflichtet und mit einem Dreijahresvertrag über sechs Millionen US-Dollar ausgestattet. San Jose versprach sich einen Faceoff- und Unterzahl-Experten, der den vielen jungen Spielern als Vorbild dient und als Musterprofi vorangeht. Eine Rechnung, die voll aufging, was General Manager Mike Greer in seine Abschiedsworte an den deutschen Nationalspieler einfließen ließ.

      „Mike hat sich bei mir für die letzten drei Jahre bedankt, auch für die Dinge, die ich neben dem Eis gemacht habe und dass ich in dieser schweren Phase des Rebuilds als Führungsspieler vorangegangen bin, was nicht so einfach ist“, erzählt Sturm. „Ich habe mich für die Gelegenheit für diesen Vertrag in San Jose bedankt. Nach dem Meeting hat unser Trainer es dem Team mitgeteilt. Er hat da ein, zwei nette Dinge über mich gesagt, was für mich natürlich sehr emotional war, das ist ja klar.“

      Sturm: „Die Zeit bei den Sharks hat mich stärker gemacht“

      In fast drei Jahren hat sich der 1,91 Meter große Linksschütze selbst noch einmal entwickeln können: 2022/23 spielte er mit 26 Punkten (14-12-26) in 74 Spielen ein Karriere-Jahr. Auch in der Folgesaison (63 Spiele, 5-8-13), die von einer Hand-OP beeinflusst worden war, durfte er sich in einer größeren Rolle und auch im Powerplay zeigen. Bis zum Transfer zu den Panthers zeigte sich der 29-Jährige wieder produktiv und steuerte in 47 Partien 13 Punkte bei (7-6-13).

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          SJS@DET: Sturm hat in Unterzahl freie Bahn und trifft überlegt zum 2:0

          Sturm: „Die Zeit bei den Sharks hat mich stärker gemacht“

          In fast drei Jahren hat sich der 1,91 Meter große Linksschütze selbst noch einmal entwickeln können: 2022/23 spielte er mit 26 Punkten (14-12-26) in 74 Spielen ein Karriere-Jahr. Auch in der Folgesaison (63 Spiele, 5-8-13), die von einer Hand-OP beeinflusst worden war, durfte er sich in einer größeren Rolle und auch im Powerplay zeigen. Bis zum Transfer zu den Panthers zeigte sich der 29-Jährige wieder produktiv und steuerte in 47 Partien 13 Punkte bei (7-6-13).

          „Die Zeit bei den Sharks hat mich stärker gemacht. Ich kann selbstbewusst sagen, dass ich mich empfehlen konnte“, so Sturm. „Mich hat es gefreut, dass es einen Top-Klub gibt, der mich wollte, was eine schöne Bestätigung für meine Arbeit ist. Ich ziehe meine Bestätigung aber aus anderen Dingen als Tore oder Assists.“

          Was bleibt, ist Demut und die Erkenntnis, dass es nicht selbstverständlich ist, in den Stanley Cup Playoffs spielen zu dürfen: „Man weiß den Erfolg jetzt umso mehr zu schätzen und versteht, wie schwer es ist, in der NHL zu gewinnen. In Minnesota und Colorado war ich schon an guten Orten. Wenn man nichts anderes kennt, als in den Playoffs zu spielen, dann wird das für einen zur Normalität. In den letzten drei Jahren ist mir bewusst geworden, wie hart es ist, überhaupt in die Playoffs zu kommen.“

          (K)Eine Rückkehr im Sommer?

          Dort wird Sturm noch in diesem Frühjahr wieder für Florida spielen. Und danach? Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus. Der Augsburger wird Unrestrictred Free Agent, kann also mit allen 32 Teams verhandeln.

          Trainer, Mitspieler und Journalisten in San Jose sprechen in höchsten Tönen von Sturm, auch könnten die Sharks eine solche Persönlichkeit beim Rebuild weiterhin gut gebrauchen. Ist eine Rückkehr in die Bay Area also eine realistische Option?

          „Ich habe mir noch keine Gedanken darüber gemacht, was im Sommer passieren wird“, sagt Sturm. „Ich will eine Rückkehr nicht ausschließen, am Ende des Tages hätten die Sharks aber auch die Möglichkeit gehabt, mich zu halten, egal ob man jetzt noch Picks für mich bekommen hat oder nicht. Tatsache ist, dass sie sich erstmal gegen mich entschieden haben. Das nehme ich schon in die Rechnung mit auf, wenn es darum geht, was im Sommer passiert.“

          Eine ordentliche Brise Hockey-Romantik ist damit zwar noch nicht vom Tisch. Vielleicht aber überwiegt am Ende doch der Reiz eines komplett neuen NHL-Abenteuers…

          „Ich glaube, ich würde eher zu etwas Anderem tendieren“, verrät Sturm. „Ich werde im Mai 30 Jahre alt und hoffe, dass ich noch lange NHL spielen kann. Zehn Jahre wird meine Karriere aber wohl nicht mehr andauern. Ich will wieder mehr Spaß haben am Eishockey, die Sharks werden aber in den nächsten Jahren wohl nicht um die Playoffs mitspielen. Für mich werden in der Free Agency mehrere Faktoren eine Rolle spielen. Ich werde mir den Markt genau anschauen, ohne dabei etwas ausschließen zu wollen.“

          In Folge 2 der Nico-Sturm-Serie, die am Dienstag (25. März) erscheint, beschreibt der Augsburger die Ankunft in Florida, die neuen Möglichkeiten bei den Panthers und geht detailliert auf seinen neuen Trainer Paul Maurice, Mitspieler wie Brad Marchand und die Bedeutung seiner neuen Nummer 8 ein.

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