Leon Gawanke

Leon Gawanke will sich in den nächsten Tagen einen großen Traum erfüllen: das erste Spiel in der NHL. Der 24-jährige Berliner kämpft um einen Platz im Kader der San Jose Sharks, schwärmt von seinem deutschen Mitspieler Nico Sturm und freut sich auf ein mögliches Duell mit seinem Kumpel Lukas Reichel.

Immer wechselnde Verteidiger-Paare

In der Verteidigung der Sharks wurden die Karten vor der Saison 2023/24 komplett neu gemischt: Superstar Erik Karlsson wurde zu den Pittsburgh Penguins getradet. Hinter dem neuen Abwehrchef Mario Ferraro scheinen alle Plätze offen und hart umkämpft zu sein. Einen davon möchte sich Gawanke sichern, der in den ersten Wochen der Vorbereitung sogar ein Verteidiger-Paar mit Ferraro bildete.

„Es war cool. Ich konnte auf jeden Fall viel von ihm lernen. Es gibt einem viel Vertrauen, wenn man weiß, dass so ein Spieler neben einem steht. Für den Anfang war es sehr hilfreich neben jemand zu spielen, der die Liga gut kennt“, berichtete Gawanke im exklusiven Gespräch mit NHL.com/de. „Ich hatte mir aber nicht so viel darauf eingebildet, da jetzt im Training Camp wieder viel rotiert und komplett durchgewechselt wird. Momentan habe ich immer unterschiedliche Nebenleute und spiele in jedem Training mit jemand anderem zusammen. An den Spieltagen ist es wieder anders.“

In der Preseason kam Gawanke bislang nur in einer von vier Partien zum Einsatz. Bei der 2:4-Niederlage im Test gegen die Anaheim Ducks erhielt der gebürtige Berliner immerhin 17:23 Minuten Eiszeit. Viele Rückschlüsse auf den Auftakt in der regulären Saison lässt das allerdings nicht zu, denn auch San Joses Top-Verteidiger Ferraro kam erst in zwei Freundschaftsspielen zum Einsatz.

„Darüber kann man immer viel spekulieren“, so Gawanke. „Ich habe erst ein Preseason-Spiel bekommen, da habe ich meine Sache ganz gut gemacht, glaube ich. Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann. Das heißt: Wenn ich aufgestellt werde, gebe ich 100 Prozent und versuche, mir keinerlei Gedanken zu machen. Natürlich ist es immer schön, wenn man spielt, da kann man sich beweisen und sich zeigen. Ich möchte jedes Mal spielen.“

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Starke Argumente für den deutschen Nationalspieler

Für den 1,86 Meter großen und 90 Kilogramm schweren Nationalspieler spricht zum einen seine Schusshand, zum anderen sein Spielstil: Neben Gawanke haben die Sharks nur drei weitere Rechtsschützen im Kader (Matt Benning, Kyle Burroughs, Jan Rutta). Außerdem ist der torgefährlichste AHL-Abwehrmann der Vorsaison (20 Treffer in 68 Spielen für die Manitoba Moose) der einzige Offensivverteidiger im Aufgebot.

„Natürlich habe ich auch darauf geschaut, als der Anruf aus San Jose kam“, sagt Gawanke. „Hier bin ich in einer besseren Ausgangslage als bei den Winnipeg Jets. Aber auch hier sind extrem viele gute Verteidiger, gegen die ich mich durchsetzen muss. Es gibt Teamkollegen, die als Linksschützen rechts spielen können. Am Ende kämpft jeder um seinen Platz in der Aufstellung, da will ich nicht über meine Mitspieler urteilen. Das Einzige, was ich beeinflussen kann, ist meine eigene Leistung. Ich muss mich also da reinarbeiten und zeigen, dass ich dazugehöre. Ich denke, ich habe gezeigt, dass ich offensiv etwas reißen kann und dazu in der Lage wäre, das alles auf NHL-Niveau einzubringen.“

Ganz genau hinschauen konnte bereits Sharks-Trainer David Quinn. Bei der IIHF Weltmeisterschaft 2023 betreute dieser die Nationalmannschaft der Vereinigten Staaten und traf erst in der Gruppenphase (3:2 für die USA) und später im Halbfinale (4:3 n.V. für Deutschland) auf die deutsche Auswahl. Im K.o.-Spiel erhielt Gawanke 19:46 Minuten Eiszeit und steuerte einen Assist bei.

„Ich habe noch nicht wirklich mit ihm darüber geredet. Überhaupt gab es noch nicht die Möglichkeit, einzeln miteinander zu sprechen. Es ging eher um Dinge wie das System, die Abläufe und eben Smalltalk.“

Viel Lob für „Vorbild“ Sturm

Bei der WM konnte Gawanke auch seinen neuen Teamkollegen Nico Sturm besser kennenlernen. Der Center erarbeitete sich in der Vorsaison den Ruf des Musterprofis und Vorbilds in San Jose und wird dort von Mitspielern, Trainern und Journalisten geschätzt.

„Ich habe ihn genauso erlebt“, bestätigt Gawanke. „Nico ist zu 100 Prozent ein Vorbild und ein Vollprofi, wie er im Buche steht. Er ist immer einer der Ersten auf dem Eis und unter den Letzten, die wieder gehen. Im Kraftraum ist er ebenfalls am längsten da und gibt immer alles. So hatte ich ihn schon bei der Nationalmannschaft kennengelernt.“

Beim Einstieg in Nordkalifornien konnte Sturm ebenfalls helfen: „Es ist schön, wenn man weiß, dass jemand da ist, wenn man eine Frage hat. Nico ist erfahren in der NHL und hat mir sehr geholfen. Englisch ist zwar kein Problem, aber es ist trotzdem prima, wenn man sich mal auf Deutsch unterhalten kann“, so Gawanke.

CGY@CHI: Reichel erzielt ein Tor und zwei Assists

Vorfreude auf das Duell mit Reichel

Noch mehr Deutsch dürfte in den direkten Duellen mit Landsmännern wie Leon Draisaitl (Edmonton Oilers), Tim Stützle (Ottawa Senators), Moritz Seider (Detroit Red Wings), JJ Peterka (Buffalo Sabres) oder Philipp Grubauer (Seattle Kraken) zu reden sein. Am meisten aber freut sich Gawanke auf das Duell mit Lukas Reichel (Chicago Blackhawks).

„Luki ist einer meiner besten Kumpels. Wir hatten schon ein paarmal das Vergnügen in der AHL gegeneinander zu spielen. In der NHL aufeinanderzutreffen wäre ziemlich cool. Ich freue mich also am meisten auf das Spiel gegen Chicago“, sagt Gawanke. „Erstmal muss ich es aber in die Mannschaft schaffen.“

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