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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Dallas Stars

Die Dallas Stars sind in der abgelaufenen Saison 2022/23 bis ins Western Conference Finale vorgedrungen (2:4 in der Serie gegen den späteren Stanley Cup Champion Vegas Golden Knights), zählten also zu den besten vier NHL-Teams. Damit setzte sich ein klarer Aufwärtstrend in den letzten Jahren fort. In der neuen Saison 2023/24 will Dallas diesen fortsetzen und um den Stanley Cup mitspielen.

Die wichtigsten Veränderungen im Kader

Die Stars holten sich mit ihren Transferaktivitäten im Sommer mehr Tiefe in den Kader - insbesondere im Sturm. Als Königstransfer gilt die Akquise von Mittelstürmer Matt Duchene, der als Free Agent von den Nashville Predators kam, für ein Jahr unterschrieb und mit einem Salär von drei Millionen US-Dollar ein echtes Schnäppchen ist. Der 32-jährige Kanadier bringt Erfahrung aus 15 NHL-Saisons mit 976 Spielen (316-428-744) und sechs Playoff-Runs (32 Spiele, 10-15-25) mit, ist als Führungsspieler eingeplant und kann sowohl als Center als auch auf dem Flügel auflaufen. In der Vorsaison sammelte Duchene 56 Punkte (22-34-56) in 71 Partien für Nashville.

NSH@FLA: Duchene trifft im Powerplay als Erstes

Dallas' General Manager Jim Nill holte außerdem mit Sam Steel (25, Minnesota Wild) und Craig Smith (33, Washington Capitals) zwei weitere Stürmer für ein Jahr und kleines Geld vom Free-Agent-Markt. Steel (0,85 Mio.) soll die Bottom-Six-Reihen mit mehr Tempo versorgen, Smith (1,0 Mio.) wäre eine physischere und erfahrenere Alternative. Beide schüren den Konkurrenzkampf für die letzten Kaderplätze bei den Stars, die zwei Drittel ihres Gehaltsspielraums für Angreifer ausgeben.

"Wir haben uns in Sachen Tempo verbessert, haben aber trotzdem unsere Physis behalten", zeigt sich GM Nill zufrieden.

Als Abgänge stehen die Stürmer Max Domi (Toronto Maple Leafs), Luke Glendening (Tampa Bay Lightning) und Joel Kiviranta (Unrestricted Free Agent) sowie die Verteidiger Colin Miller (New Jersey Devils) und Will Butcher (Pittsburgh Penguins) fest. Allesamt verschmerzbare Abgänge, einzig Domi spielte bei seinem kurzen Gastspiel für die Stars (wurde vor der Trade-Deadline von den Chicago Blackhawks via Trade geholt) eine größere Rolle (20 NHL-Spiele, 2-5-7; 19 Playoff-Partien, 3-10-13).

Schlüsselspieler

Zu den wichtigsten Leistungsträgern zählen Vorjahres-Top-Scorer und Superstar Jason Robertson (82 Spiele, 46-¬63-109), Nummer-1-Center und Allrounder Roope Hintz (73 Spiele, 37-38-75) sowie der erfahrene Routinier und wohl beste Abfälscher der Liga Joe Pavelski (82 Spiele, 28-49-77), die zusammen eine der besten Reihen in der NHL bilden. Robertson (24) ist enorm torgefährlich, schnell, trickreich und trotzdem physisch (1,91 Meter, 91 Kilogramm) und er spielte zuletzt ein Karrierejahr. Hintz (26) ist einer der besten und komplettesten Center der Liga, der als intelligenter Spielmacher und Scorer auftritt. Pavelski (39) hat noch immer keinen Rost angesetzt, steht für eine Menge Erfahrung (18 NHL-Saison mit 15 Playoff-Runs), Spielintelligenz, harte Arbeit und brandgefährliche Tip-ins. Die Schlüsselspieler-Achse komplettieren Kapitän Jamie Benn (34), Abwehrchef Miro Heiskanen (24) sowie Starter Jake Oettinger (24).

Hintz' Top-5-Tore der Saison 2022/23

Spieler aus DACH

Aktuell ist wohl kein Spieler aus dem DACH-Raum für den NHL-Kader vorgesehen. Die besten Chancen hat der Schweizer Verteidiger Lian Bichsel. Der 19-Jährige aus Olten wurde beim Draft 2022 in der 1. Runde an 18. Stelle von Dallas ausgewählt und spielte in den letzten zwei Jahren für Leksands IF in der schwedischen Top-Liga SHL. Der 1,96 Meter große Linksschütze steht für harte Checks und einen guten Spielaufbau. "Ich habe den Puck gerne auf meiner Kelle, mache gerne das Spiel, fahre aber auch gerne Hits und spiele ein bisschen dreckig", beschreibt Bichsel seinen Spielstil. "Ich bin gut in der Defensive, jetzt muss ich lernen, wie ich besser offensiv spiele. Wenn ich all das vereine, dann werde ich auf dem Eis ziemlich gut aussehen." Bichsel könnte über das Farmteam Texas Stars behutsam in der AHL an die NHL herangeführt werden. "Er hat viel Talent. Es hat einen Grund, warum er ein Erstrunden-Pick war", sagt Neil Graham, Trainer der Texas Stars. "Er bereitet sich jetzt auf das Training Camp mit Dallas vor. Darauf liegt sein Fokus und darauf sollte er auch sein."

Bem Draft 2023 sicherten sich die Texaner außerdem die Rechte am deutschen Torwart Arno Tiefensee (21, 5. Runde, 157. Stelle), der aber vorerst weiterhin für die Adler Mannheim in der DEL fangen wird.

Stärken

Die Stars bestechen durch enorme Qualität - sowohl in der Spitze als auch in der Tiefe - in der Offensive. "Wir können Roope Hintz rausschicken und als nächstes einen Matt Duchene. Das schaut doch schon ganz anders aus", so Nill. Hinter der Paradereihe Robertson-Hintz-Pavelski lauern weitere Gefahren wie Duchene, Benn, Tyler Seguin, Mason Marchment, Evgenii Dadonov oder Wyatt Johnston. Insbesondere auf der Center-Position ist Dallas mit Spielern wie Hintz, Duchene, Johnston, Seguin oder Radek Faksa unglaublich tief und stark besetzt. Hinzu kommt mit Heiskanen ein Verteidiger, der wie ein Quarterback an der blauen Linie fungiert. Auch im Tor ist Dallas mit Jake Oettinger herausragend gut aufgestellt. Der 24-jährige US-Amerikaner ist ein Unterschiedsspieler - auch in den Stanley Cup Playoffs.

Verbesserungspotenziale

Was den Texanern noch fehlt, ist mehr Torgefahr von der blauen Linie: 2022/23 erzielten die Stars 40 Verteidiger-Tore (Rang 12) und verbuchten 179 -Punkte (13.). Damit hatten die Abwehrspieler gerade mal einen Anteil von 14,2 Prozent an allen Toren (20.) und 24,2 Prozent an allen Punkten (20.). Dallas erwartet also mehr von Spielern wie Nils Lundqvist (23) oder Esa Lindell (29), um in Sachen Scoring noch schwerer ausrechenbar zu sein.

Vielversprechende Talente

Mit Center Wyatt Johnston (20, Draft 2021, 1. Runde, 23. Stelle) hat sich bereits ein Top-Talent in der NHL etabliert und dürfte zur neuen Saison eine noch größere Rolle einnehmen. In seiner Debüt-Saison wusste der Kanadier ins Schaufenster zu stellen (82 NHL-Spiele, 24-17-41; 19 Playoff-Partien, 4-2-6). Auch von Verteidiger Thomas Harley (21, Draft 2019, 1. Runde, 18. Stelle) und Stürmer Ty Dellandrea (23, Draft 2018, 1. Runde, 13. Stelle) erwarten die Stars weitere Schritte. Gute Chancen auf einen Durchbruch in der NHL werden neben dem Schweizer Verteidiger Bichsel auch den Stürmern Mavrik Bourque (21, Draft 2020, 1. Runde, 30. Stelle) und Logan Stankoven (20, Draft 2021, 2. Runde, 47. Stelle) eingeräumt.

Die Stars schaffen es in die Playoffs, wenn…

…sie verletzungsfrei bleiben und die Offensive wie erwartet ins Rollen kommt. Dann nämlich dürfte Dallas auch in den Stanley Cup Playoffs nur schwer zu stoppen sein. Der Kader von Trainer Peter DeBoer bringt alles mit, um erfolgreich zu sein: Qualität in der Spitze und in der Tiefe, Tempo, Physis, Spielstärke, Erfahrung und Talent. Die Texaner zählen 2023/24 zum Favoritenkreis.

Robertsons Top-5-Tore der Saison 2022/23