Marchessault_Stamkos

Die General Manager der 32 NHL-Teams haben nicht lange gefackelt: Schon am ersten Tag der Periode, in der man Spieler ohne Vertrag (Unrestricted Free Agents) verpflichten kann, haben etliche Verantwortliche kräftig zugeschlagen. Verträge für die Rekordsumme von über einer Milliarde US-Dollar sind abgeschlossen worden. Doch welche Spieler werden den größten Einfluss bei ihren neuen Teams haben? NHL.com/de wirft einen Blick auf die spektakulärsten Verpflichtungen.

Patrice Bergeron hat mit seinem Karriereende bei den Boston Bruins eine riesige Lücke hinterlassen. Diese wurde in der vergangenen Saison nur unzureichend gefüllt. Jetzt haben die Bruins mit Elias Lindholm den Spielmacher gefunden, der diese Lücke füllen kann, Das lassen sie sich etwas kosten. In den kommenden sieben Spielzeiten belastet der Schwede jeweils mit 7,75 Millionen US-Dollar den Salary Cap. Die Lücken in der Abwehr soll Nikita Zadorov schließen. Mit großen Verteidigern hat man in Boston dank Zdeno Chara sehr gute Erfahrungen gemacht. Von daher sollte der Russe Zadorov gut ins Team passen. Sein neues Arbeitspapier gilt für die nächsten sechs Jahre (fünf Millionen US-Dollar Cap Hit).

VAN@EDM R2, Sp3: Lindholm schießt sein zweites PPG des Spiels

Sehr begehrt waren bei den General Managern selbstverständlich auch erfahrene Stürmer, die in verschiedenen Belangen helfen sollen. Zum Beispiel bei den Chicago Blackhawks. Die sind gerade mitten in der Phase, in der sie ein neues, erfolgreiches Team aufbauen wollen und müssen. Zentrales Element dabei ist Stürmer Connor Bedard. Doch nur jugendlicher Sturm und Drang wird – wie immer – nicht reichen, um die Mannschaft wieder nach oben zuführen. Deshalb haben die Blackhawks am ersten Tag der Free Agency den Fokus darauf gelegt, erfahrene Spieler für den Angriff zu verpflichten. Die Jungen sollen von dieser Erfahrung profitieren und lernen. Ein Rückkehrer in die Windy City ist Teuvo Teravainen. Der Finne hatte seine NHL-Karriere vor elf Jahren in Chicago begonnen, war dann aber zu den Carolina Hurricanes getradet worden. Er kommt als Stanley Cup Sieger (2015) zurück und ist pro Saison für 20 Tore gut. Nach Stationen in Detroit, Boston und Toronto hat Tyler Bertuzzi nun beim nächsten Original Six Team angeheuert. Wenn er fit ist, kann er mindestens 20 Treffer pro Spielzeit beisteuern. Viel mitnehmen können wird Bedard von Pat Maroon. Dieser brachte immerhin das Kunststück fertig, von 2019 bis 2021 den Stanley Cup dreimal hintereinander zu gewinnen, und das immer mit einem anders zusammengesetzten Team. An ihm können sich die Jungen orientieren. Und: Der schwächste Sturm der abgelaufenen Saison (178 Tore) kann jede Unterstützung von erfahrenen Scorern brauchen.

Wenn man darüber diskutiert, wer in der kommenden NHL-Saison sehr viel Druck haben wird, landet man zwangsläufig bei Sean Monahan. Der Center hat bei den Columbus Blue Jackets einen Kontrakt über fünf Jahre unterzeichnet, bekommt pro Jahr im Schnitt 5,5 Millionen US-Dollar. So weit, so unspektakulär für einen Stürmer seiner Klasse. Doch in Ohio hofft man, dass Monahan der Anführer einer Sturmformation wird, die in der vergangenen Saison nur 234-mal das gegnerische Tor traf. In Columbus erwartet man nun, dass Monahan eine Saison durchspielen kann. Denn das war in den vergangenen Jahren nicht der Fall. Zum anderen käme es den Blue Jackets gelegen, wenn er an die Scoringleistungen seiner Zeit bei den Calgary Flames anknüpfen würde. 30 Tore und 80 Scorerpunkte, ja, damit wäre den Blue Jackets sehr geholfen. Funktionieren kann das, weil Monahan in Columbus auf Johnny Gaudreau trifft, mit dem er schon in Calgary zusammengespielt hat.

Für das größte Aufsehen haben am 1. Juli die Nashville Predators gesorgt. Sie legten sowohl in der Abwehr als auch im Angriff nach. In der Verteidigung holten sie mit Brady Skjei einen erfahrenen Spieler und gaben ihm gleich einen Vertrag über sieben Jahre, in denen er mit jeweils sieben Millionen US-Dollar den Salary Cap belastet. Dazu kamen noch die Angreifer Jonathan Marchessault (fünf Jahre/5,5 Millionen US-Dollar pro Jahr) und Steven Stamkos (4/8). Letzterer hat in der vergangenen Saison mit 40 Toren und 41 Vorlagen bewiesen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Er bringt zudem die Erfahrung von zwei Stanley Cup Siegen mit den Tampa Bay Lightning mit nach Nashville. Marchessault hat in der vergangenen Spielzeit im Trikot der Vegas Golden Knights mit 42 Toren eine Karrierebestleistung aufgestellt. Skjei gibt dem Trainerteam pro Abend im Schnitt über 20 sehr solide Minuten in der Abwehr. Berücksichtigt man, dass die Predators mit Juuse Saros einen der besten Keeper der Liga in ihren Reihen haben, mit dem Schweizer Roman Josi einen der besten Verteidiger und mit Filip Forsberg sowie Ryan O’Reilly schon Topstürmer in ihren Reihen haben, dann machen sie die Neuverpflichtungen auf dem Papier zu einem ernsthaften Titelkandidaten in der Saison 2024/25.

FLA@TBL R1, Sp3: Stamkos mit dem Ausgleich im zweiten Drittel

Bei den Lightning hat man umgehend auf den Verlust von Franchiseikone Stamkos reagiert und Jake Guentzel als Ersatz verpflichtet. In den kommenden sieben Jahren wird der Stürmer pro Saison mit neun Millionen US-Dollar den Salary Cap des Teams belasten. Dafür dürfen die Fans aber auch einiges erwarten von dem Spieler, der 2017 in seiner ersten Saison mit den Pittsburgh Penguins gleich den Stanley Cup gewann. An dem Titelgewinn hatte der Linksaußen mit 13 Toren und 21 Scorerpunkten wesentlichen Anteil. Seitdem hat er bewiesen, dass er ein zuverlässiger Scorer ist, dem zwar etwas das Gardemaß für einen NHL-Stürmer fehlt, der aber über einen ausgezeichneten Torriecher verfügt. 30 bis 40 Tore kann er bringen, und die wird man für dieses Geld in Florida auch von ihm erwarten.

Mit 281 Gegentreffern hatten die New Jersey Devils in der vergangenen Saison eine der schlechtesten Abwehrformationen der Liga. Mit Jacob Markstrom hatte man schon vor dem 1. Juli auf der Torwartposition einen Top-Mann verpflichtet. Jetzt haben die Devils auch bei dessen Vorderleuten nachgelegt. Mit Brett Pesce, der in den nächsten sechs Jahren mit je 5,5 Millionen US-Dollar den Salary Cap belastet, und Brenden Dillon (3/4) haben die Devils zwei gestandene NHL-Verteidiger nach Newark gelotst. Pesce war in den vergangenen Jahren eine der Stützen der Hintermannschaft der Carolina Hurricanes. Große Zahlen in der Offensive sind von ihm nicht zu erwarten. Dafür reißt er zuverlässig seine 20 bis 22 Minuten Eiszeit pro Abend herunter. Ebenso verhält es sich mit Dillon, der bereits in Diensten der Dallas Stars, San Jose Sharks, Washington Capitals und zuletzt der Winnipeg Jets stand. Damit sollten die Fans im Prudential Center in der kommenden Saison wesentlich weniger Gegentore ertragen müssen.

Die San Jose Sharks hatten in der vergangenen Spielzeit mit 180 Toren den zweitschwächsten Angriff der Liga in der regulären Saison. Mit dem Top-Pick im Draft, Macklin Celebrini, ist aber ein zarter Silberstreif am Horizont sichtbar. Ähnlich wie in Chicago, so hat auch Sharks-General Manager Mike Grier dafür gesorgt, dass Celebrini, wenn er gleich den Sprung in die NHL schafft, einen erfahrenen Haudegen im Team hat, an dem er sich orientieren kann. Mit Tyler Toffoli lotsten die Sharks einen Stanley Cup Sieger von 2014 mit den Los Angeles Kings zurück nach Kalifornien. Die 20 bis 30 Tore, für die der exzellente Schlittschuhläufer gut ist, sollten dem Team mit dem Augsburger Nico Sturm ebenfalls gut zu Gesicht stehen.

Die abgelaufene Saison war für die Seattle Kraken durchschnittlich. Mit 81 Punkten verpasste man deutlich die Playoffs. Was vor noch nicht allzu langer Zeit für ein Team im zweiten Jahr in der Liga gut gewesen wäre, ist nun der Auftrag ans Management, nachzubessern. Und das haben die Verantwortlichen im US-Staat Washington gemacht. So darf sich der deutsche Torwart Philipp Grubauer in Zukunft darüber freuen, dass die Kraken mit Brandon Montour den begehrtesten Unrestricted Free Agent in der Verteidigung an die Pazifikküste lotsten. In den kommenden sieben Jahren belastet sein Vertrag zwar mit je 7,14 Millionen US-Dollar den Salary Cap des Teams. Dafür bekommen die Kraken einen frisch gebackenen Stanley Cup Sieger mit den Florida Panthers und einen zuverlässigen Zwei-Wege-Verteidiger, der auch weiß, wo das Tor des Gegners steht. Bereits zweimal hat Chandler Stephenson den Cup in die Höhe gestemmt. 2018 mit den Washington Capitals und 2023 mit den Vegas Golden Knights. Auch der Vertrag des Centers läuft über sieben Jahre, in denen er jeweils mit 6,25 Millionen US-Dollar im Salary Cap zu Buche schlägt. Dafür erwarten die Kraken mit Sicherheit die Bestätigung der Statistiken der vergangenen Jahre, also mindestens 20 Tore und 60 Scorerpunkte. 

Die Problemzone der Toronto Maple Leafs wird beim Blick auf die Statistik der vergangenen Saison klar: 261 Gegentreffer (3,18 pro Spiel) kassierte das Team um Superstürmer Auston Matthews. Und selbst wenn die Leistung der Defensive in den Playoffs besser war, so kam wieder in Runde eins das Aus nach sieben Spielen gegen die Boston Bruins. Also legten die Verantwortlichen verständlicherweise in der Verteidigung nach. Chris Tanev steht vor allem für Stabilität im eigenen Drittel. In seiner gesamten NHL-Karriere hatte er nur einmal am Ende einer Spielzeit eine negative Plus/Minus-Bilanz. Man kann sich also darauf verlassen, dass er in den gut 20 Minuten, die er pro Abend bekommt, vor dem eigenen Tor aufräumt. Die offensive Produktion ist dafür eher unterdurchschnittlich. Aber das wird man in Toronto verschmerzen können. Ebenfalls in die Kategorie erfahrener Verteidiger, der vor allem in der eigenen Zone für Ordnung sorgt, gehört Oliver Ekman-Larsson. Der Schwede hat gerade mit den Panthers den Stanley Cup gewonnen und fast 1000 NHL-Spiele in der regulären Saison absolviert. Gemeinsam sollen die beiden dafür sorgen, dass sich die Gegner an der Maple Leafs-Defensive die Zähne ausbeißen. 

Es wird etwas ungewohnt sein, Jake DeBrusk im Trikot der Vancouver Canucks zu sehen. Bislang trug er in seiner NHL-Karriere, die in der Saison 2017/18 begann, nur das Trikot der Boston Bruins. Für die nächsten sieben Jahre hat sich der vielseitige Linksaußen an die Canucks gebunden. Pro Jahr bekommt er im Schnitt 5,5 Millionen US-Dollar. DeBrusk kann in beiden Special Teams zum Einsatz kommen und ist pro Saison für 20 Tore gut. Gemeinsam mit Danton Heinen, der ebenfalls von Boston nach Vancouver übersiedelt, können die beiden dafür sorgen, dass die Canucks-Offensive den Abgang von Lindholm leichter verkraftet.

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