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Tim Stützle blickt auf die effektivste Saison seiner NHL-Karriere zurück. Dem Stürmer der Ottawa Senators gelangen in der vergangenen Spielzeit 39 Tore und 51 Assists. Damit war der Deutsche der Top-Scorer seiner Mannschaft. Im Video-Interview mit dem Youtube-Kanal „KURPFALZerleben“ unterstich Stützle allerdings noch einmal, dass nicht der persönliche Erfolg im Vordergrund steht.

„Jeder Eishockeyspieler will gewinnen“, sagte der 21-Jährige. „Das ist auch für mich das größte Ziel. Natürlich will man auch immer selber gut spielen und eine gute Performance leisten. Aber ich glaube, das Ganze ist nur möglich, wenn man das Team drumherum hat. Ich hatte letzte Saison die Möglichkeit, mit vielen mega-guten Spielern zusammenzuspielen. Das hat es mir ermöglicht, eine gute Saison zu haben. Trotzdem würde ich meine Punkte gegen mehr Siege eintauschen.“

Nach der Zielsetzung gefragt, denkt Stützle daher vorrangig an den mannschaftlichen Erfolg: „Das einzige Ziel ist der Stanley Cup. Ich glaube, das ist für jeden Eishockeyspieler das größte Ziel. Und für mich persönlich ist es das Ziel, jedes Jahr besser zu werden, sich persönlich zu steigern und immer hart zu arbeiten. Ich glaube, dass die meisten Sachen dann von selber kommen.“

Ottawa ist „eishockey-verrückt“

Stützle wird immer wieder vor Augen geführt, in einer Eishockey-Hochburg zu leben. „Ottawa ist sehr eishockey-verrückt. Egal wo du hingehst, man wird sofort erkannt. Auch wenn man jetzt zum Beispiel mal etwas trinken gehen möchte, wird man sofort erkannt. Es macht echt sehr viel Spaß, weil alle sehr eishockey-verrückt sind, aber sehr positiv“, erzählte Stützle und erinnerte an seine Rookie-Saison 2020/21.

„In meinem ersten Jahr habe ich mit zwei Jungs aus meiner Mannschaft zusammengewohnt. Wegen Corona durfte man eigentlich nichts anderes machen als zu Hause zu sein. Dann sind wir auch ab und zu spazieren gegangen. Einmal, wir hatten acht Spiele in Folge verloren, kamen wir auf die Straße und die Leute sagten uns, wie gut wir spielen und wie viel Spaß das macht. Ich glaube, in Kanada ist der große Unterschied, dass sehr viele Leute Ahnung vom Eishockey haben, was in Deutschland nicht so oft der Fall ist. Hier wird immer schnell geredet, dass alles schlecht ist. Wenn die Adler mal drei Spiele in Folge verloren haben, sind sie die schlechteste Mannschaft seit vielen Jahren. Aber das gehört alles dazu. Jede Mannschaft geht durch Höhen und Tiefen.“ Genau dies würden die Fans in Kanada besser verstehen als die Fans in Deutschland.

TOR@OTT: Stützle erzielt sein zweites Tor des Spiels

Stützle lobt die Eishockey-Fans: „Viele Menschen geben alles“

Stützle weiß die Unterstützung der Fans sehr zu schätzen. „Ich weiß, dass wir ohne Fans nicht da wären, wo wir heute sind. Ich glaube, man muss im ganzen Eishockeysport dafür dankbar sein, dass wir so treue Zuschauer haben, die hoffentlich auch noch weiter ansteigen werden. Ich finde, dass man die Leute mit viel Respekt behandeln muss, weil die einen auch mit viel Respekt behandeln“, sagte Stützle, dem durchaus bewusst ist, welche Entbehrungen die Fans vielfach in Kauf nehmen müssen.

„Es gibt sehr viele Menschen, die wirklich alles dafür geben. Die Tickets in Kanada sind noch deutlich teurer als zum Beispiel bei den Adlern, da gibt es keine Stehkurven. Und wenn man dann mal 150 oder 200 Dollar für ein Ticket zahlt – also man muss schon sehr viel Geld verdienen, um sich das leisten zu können. Die geben alles dafür und weinen auch, wenn wir verlieren. Die stehen komplett dahinter und glauben, genauso wie ich, an den Erfolg der Mannschaft.“

Der Reisestress und Spielplan „ist nicht so einfach“

Bevor die Senators sich möglicherweise erstmals seit dem Jahre 2017 wieder für die Playoffs qualifizieren, sind 82 Saisonspiele zu meistern. Stützle gab einen Einblick, wie anstrengend eine reguläre Saison ist. „Ich hatte es noch nie, dass ich überhaupt keine Lust hatte“, stellte er zunächst einmal klar. Aber: „Natürlich fühlt man sich in vielen Spielen nicht so gut wie man sich vielleicht fühlen will. Die Zuschauer wissen zum Beispiel auch nicht, ob man krank ist oder nicht. Das spielt auch alles eine Rolle. Wenn du fast jeden zweiten Tag spielst, aber erkältet bist, kurierst du dich nicht wirklich aus. Du trainierst, dann spielst du, dann fliegst du irgendwohin und bist durchgängig krank. Das ist dann nicht so einfach.“

Überhaupt sei der Reisestress eine Belastung, wie Stützle veriet: „Um ein Beispiel zu nennen, haben wir einmal in Vancouver gespielt. Wir waren um 23 Uhr fertig, fliegen dann nach dem Spiel um 12 Uhr (Mitternacht) zwei Stunden nach Calgary. Kommen dann um 3 oder 3:30 Uhr im Hotel an und spielen am nächsten Tag wieder mit zwei Stunden Zeitverschiebung. Dann auf Top-Niveau zu spielen, ist auch nicht so einfach.“

Keinesfalls aber möchte sich Stützle über das Leben als NHL-Profi beklagen. „Wir haben das Privileg, unser Hobby zum Beruf zu machen“, sagte Stützle. Und das Wichtigste sei: „Ich habe immer mega-viel Spaß am Spielen.“

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