Granlund 12.1

Die San Jose Sharks mit dem deutschen Nationalspieler Nico Sturm haben ein Lebenszeichen auf fremdem Eis von sich gegeben. Der 6:3-Erfolg bei den New Jersey Devils am Freitagabend (Ortszeit) bedeutete den ersten Auswärtssieg in dieser Spielzeit. Damit haben die Sharks gleichzeitig ihrem ehemaligen Teamgefährten Timo Meier das Comeback verdorben. Während das Team aus Kalifornien damit Selbstvertrauen für die kommenden Auswärtsaufgaben ziehen kann, gab es bei den Devils vor dem bevorstehenden Road Trip lange Gesichter.

Verkehrte Welt

47:18 lautete das Schussverhältnis mit der Schlusssirene im Prudential Center zu Newark. Doch nicht etwa zugunsten der Sharks, wie man vielleicht bei der Betrachtung des Ergebnisses vermuten könnte. Nein, es waren tatsächlich die Gastgeber, die das Tor von Kaapo Kahkonen quasi unter Dauerbeschuss nahmen. Doch der Finne erwischte einmal mehr einen glänzenden Abend und sorgte mit zahlreichen Paraden dafür, dass die Sharks überhaupt daran denken durften, aus Newark zwei Zähler mitzunehmen. Lediglich einmal verlor er die Orientierung. Beim 1:1 wusste er nicht, wo die Scheibe war. Der Schuss von Simon Nemec ging zwar über das Tor, prallte von der Bande aber wieder zurück. Dawson Mercer reagierte am schnellsten und drückte die Scheibe über die Linie (14.).

Da war die Welt bei den Devils noch halbwegs in Ordnung. Allerdings zeichnete sich da schon ab, dass es kein einfacher Abend für das junge, aber ambitionierte Team von Trainer Lindy Ruff werden würde. Der Coach war nach der Partie entsprechend angefressen und wurde in seiner Beurteilung des Spiels deutlich: „Es geht um Scheibenmanagement. Die defensiven Zusammenbrüche haben nichts mit unserem System zu tun. Es ist eine Entscheidung, wo man den Puck haben will.“ Man sei sich darüber im Klaren gewesen, dass man die meiste Zeit des Spiels über den Puck haben und viel in der offensiven Zone sein werde. „Man kann all die gute Arbeit machen. Aber wenn man das Spiel nicht respektiert, was wir getan haben, dann ist das enttäuschend.“ Unterschätzt habe man den Gegner nicht. „Wir haben vor der Partie darüber gesprochen. In dieser Liga darf man gegen kein Team vorher schon denken, dass man gewonnen hat.“

Erster Zwei-Tore-Vorsprung

Die Sharks nahmen im zweiten Drittel Kurs auf den ersten Auswärtssieg der Saison. 0-10-0 hatte die ernüchternde Bilanz auf fremdem Eis bis zur Partie in New Jersey gelautet. Nun sieht es ein klein wenig freundlicher aus. Jacob MacDonald, der schon das 0:1 (3.) erzielt hatte, sorgte für das 1:2 (13.). Und Anthony Duclair gab mit seinem Tor den Sharks erstmals einen Zwei-Tore-Vorsprung (30.). Er profitierte dabei von einem Scheibenverlust von Jack Hughes in der Vorwärtsbewegung in der neutralen Zone. 

Im dritten Drittel kamen die Devils zwar immer wieder auf ein Tor ran, zum Ausgleich reichte es aber nicht mehr. Hughes zeigte beim 2:3 sein Können (43.). Duclair stellte aber fast postwendend wieder den alten Abstand her (46.). Hier hatten die Devils in Person von Verteidiger John Marino die Chance, den Spielzug schon in der neutralen Zone zu unterbinden. Doch er brachte die Scheibe nicht unter Kontrolle. MacDonald und Duclair sind damit seit dem 1. November 2022 die ersten Spieler der Sharks, denen in einer Partie jeweils mindestens zwei Tore gelangen. Vor gut einem Jahr trafen Meier (zwei Tore) und Erik Karlsson (drei Tore, eine Vorlage) gegen die Anaheim Ducks.

Meiers deutliche Worte

Meier trägt mittlerweile das Trikot der Devils, nachdem er am 26. Februar dieses Jahres nach New Jersey getradet wurde. Es war das erste Mal seit dem Trade, dass er gegen sein altes Team antrat. In 19:31 Minuten Eiszeit verbuchte er fünf Schüsse, blieb aber ohne Scorerpunkt. Er hatte die vorangegangenen sieben Partien verletzt zuschauen müssen. Und so zeigte er sich zwar glücklich darüber, dass er wieder mitwirken konnte. Die Leistung des Teams und der Ausgang des Spiels stimmten ihn allerdings weniger zufrieden. „Wenn man sich unsere Leistung in der Defensive anschaut, das ist nicht das, was wir zeigen wollen. Wir müssen als Gruppe enger zusammenrücken. Jeder einzelne muss in den Spiegel schauen und mit sich selbst ins Reine kommen. Wir wissen, dass wir viel Talent im Team haben. Aber Talent alleine bringt einen nicht weit. Man muss auch arbeiten.“

„Ich denke nicht, dass Timo schon wieder ganz auf der Höhe war“, meinte Ruff zu der Leistung seines Stürmers. In der ersten Hälfte sei er nicht gut gewesen, in der zweiten sei es besser geworden. „Es ist gut, dass er wieder dabei ist. Aber es ist noch nicht mal annähernd auf dem Level, auf dem er sein kann“, sagte der Übungsleiter. 

Granlund entscheidet

Sein Team kam im Schlussabschnitt durch einen Treffer von Ondrej Palat (43.) noch mal auf 3:4 heran. Doch 40 Sekunden später stellte Mikael Granlund die Weichen für die Sharks endgültig auf Sieg. William Eklund machte 18 Sekunden vor Schluss alles klar. Da war Akira Schmid, der Schweizer zwischen den Pfosten bei den Devils, schon zugunsten eines sechsten Feldspielers auf der Bank. Schmid war nach der Partie kurz angebunden und wenig begeistert vom Ausgang. „Wir müssen die Partie einfach abhaken“, befand er. In der Verteidigung müsse man einfach besser spielen. Schmid hatte am Ende nur zwölf Saves auf dem Konto. Nach der guten Leistung gegen Philadelphia habe er Schmid noch mal das Vertrauen ausgesprochen, meinte Ruff. „Aber in so einem Spiel brauchen wir auch die Saves zur richtigen Zeit.“

Und so hatten die Devils nur sehr wenig, über das sie sich freuen durften. Ein positiver Aspekt war aber das NHL-Debüt von Verteidiger Nemec. Der 19 Jahre junge Slowake verbuchte in seinem ersten Spiel gleich mal zwei Assists. „Er hatte das Spiel ganz gut im Griff, hat viele gute Dinge gemacht“, meint Ruff. Wenn die erste Partie ein Indikator dafür sei, was in Zukunft zu erwarten sei … Im NHL-Draft 2022 hatten die Devils Nemec an zweiter Stelle in der ersten Runde gezogen. Entsprechend hoch sind auch die Erwartungen. Und die Zeichen verdichten sich, dass Nemec in den kommenden Tagen und Wochen noch mehr Einsatzzeit bekommt. Denn wie die Devils mitteilten, wurde Verteidiger Dougie Hamilton erfolgreich am linken gerissenen Brustmuskel operiert. Er fällt auf unbestimmte Zeit aus. Und Abwehrspieler Brendan Smith muss zwei Spiele gesperrt pausieren nach seinem Stockschlag gegen Travis Konecny (Philadelphia Flyers). Für die Devils geht es jetzt erstmal in Richtung Westen. Vancouver, Seattle, Calgary und Edmonton sind die Gegner bei der bevorstehenden Auswärtstour. 

Die Sharks sind ebenfalls noch ein paar Tage weg von zu Hause. Sie müsse noch bei den Rangers, Islanders, in Detroit und in Las Vegas antreten. Diese Aufgaben können sie jetzt mit der Gewissheit angehen, dass auch auf fremdem Eis etwas zu holen ist für sie. „Ich bin sehr glücklich für unsere Jungs. Es war bislang ein hartes Jahr, speziell auswärts“, meinte Sharks-Coach David Quinn.

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