Vom Anruf direkt ins Lineup, so könnte es sich für Lukas Reichel in den vergangenen 24 Stunden angefühlt haben. Am Freitag wurde er von den Chicago Blackhawks zu den Vancouver Canucks getradet und schon am Samstagabend stand er für seine neue Mannschaft auf dem Eis.

„Es ging einfach alles sehr schnell. Als ich den Anruf bekam, habe ich zwei Stunden gepackt und bin zum Flughafen gefahren“, blickte Lukas Reichel nach seinem ersten Spiel für die Canucks zurück. „Es ist immer hart, die Jungs und das Team zu verlassen, aber ich denke, hier ist es eine gute Chance für mich und ich freue mich sehr darauf.“

Die Zahlen spiegelten die Reisestrapazen wider – 15:54 Eiszeit, minus zwei, ein Schuss. Doch sie sind für Reichel weniger Urteil als Ausgangspunkt, zumal die Rahmenbedingungen besonders waren: „Es war großartig. Man konnte die Fans hören. Eine fantastische Atmosphäre. Es macht immer Spaß, hier zu spielen.“

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Center statt Flügel

Vancouvers General Manager Patrik Allvin hat die Richtung öffentlich vorgegeben: Reichel soll in Vancouver vorrangig als Mittelstürmer spielen, obwohl er in Chicago oft auf dem Flügel eingesetzt wurde. Gegen Montreal übernahm Reichel den Part in Reihe zwei zwischen Evander Kane und Brock Boeser.

Reichel selbst ordnete die neue Rolle klar ein. „Ich denke, es war in Ordnung. Wenn ich auf die Bullys heute schaue, bin ich damit nicht zufrieden“, resümierte der Angreifer kritisch. „In den letzten Jahren habe ich nicht so viele genommen, wie ich wollte, aber ich arbeite daran.“

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Abgesehen von den Bullys war Reichel mit seiner Leistung, besonders in den ersten beiden Abschnitten durchaus zufrieden. Er selbst stellte die Reisestrapazen nicht zur Schau, sondern erklärte, dass er besonders mit Geschwindigkeit und Selbstvertrauen glänzen wolle. Zu Beginn gelte es jedoch, das Spiel simpel zu halten.

Rückenwind aus der Kabine

Dass die punktlose Premiere intern als solider Einstieg gesehen wird, machten zwei Stimmen deutlich. Coach Adam Foote betonte die Umstände: „Er hat großartig gespielt. Er hatte eine harte Reise. Ich glaube, er hat am Flughafen nur zwei Stunden geschlafen. Er ist für das Spiel in ein neues Umfeld gekommen. Er hat das gut gehandelt.“

Elias Pettersson unterstrich den soliden Einstand ebenso: „Er sah da draußen gut aus. Er hat mit Tempo und Selbstvertrauen gespielt. Das ist es, was ich von ihm mochte, als ich gegen ihn gespielt habe. Es ist gut, ihn im Team zu haben.“

Reichel selbst freut sich auf die tägliche Lernkurve mit dem schwedischen Center: „Großartig. Er ist einfach so ein guter Spieler. Ich kann es kaum erwarten, im Training mit ihm zu sprechen und ihm Fragen zu stellen. Hoffentlich kann er mir ein bisschen helfen.“

Blick nach vorne

Das Ergebnis gegen die Montreal Canadiens war nicht das, was sich die Canucks und Reichel für den Einstand erhofft hatten. Nach einer 2:0-Führung mussten sich die Gastgeber noch mit 3:4 geschlagen geben und dennoch kann Vancouver viel aus dem Match mitnehmen.

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Für Reichel sind es die kleinen Stellschrauben, die kurzfristig entscheidend sein werden. Neben dem Bullyspiel muss er sich in seiner neuen Rolle als Mittelstürmer und in einer neuen Umgebung einfinden. „Es war definitiv nicht mein bestes Spiel“, so der Deutsche. „Ich habe noch mehr zu geben, aber ich habe mich gut gefühlt. Ich muss meine Beine in Schwung bringen und Selbstvertrauen aufbauen“, sagte er.

Spielreicher Einstand

Der Spielplan hilft beim Beschleunigen der Eingewöhnung. Das Vancouver-Kapitel startet für Reichel mit drei Partien in vier Nächten. „Es ist gut. Ich möchte so viel spielen, wie ich kann, und ich möchte allen zeigen, was ich aufs Eis bringen kann“, erklärte der 23-Jährige.

Die Messlatte hat Reichel sich selbst gesetzt. „Ich habe noch mehr zu geben“ – ein Satz, der nach dem Kaltstart nicht als Entschuldigung, sondern als Arbeitsauftrag zu verstehen ist.

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