Leon Draisaitl ging mit 999 Scorerpunkten ins Auswärtsspiel bei den Pittsburgh Penguins, hatte also nur noch einen Punkt gebraucht, um einen unglaublichen Meilenstein von 1000 NHL-Punkten zu erreichen. An einem historischen Abend lieferte der 30-jährige Kölner aber nicht nur einen, sondern gleich vier Scorerpunkte (0-4-4). Bei einem wilden 6:4-Erfolg seiner Edmonton Oilers am Dienstagabend in der PPG Paints Arena gelangen ihm zwei primäre und zwei sekundäre Assists, drei davon im Powerplay und alle vier gegen seinen langjährigen Torwart Stuart Skinner.

Draisaitl: „Ich bin extrem stolz“

Draisaitl ist der erste Deutsche in der NHL-Geschichte, der die Schallmauer von 1000 Punkten durchbricht. Der Moment passierte bei 11:38 im ersten Drittel. In einem Powerplay spielte Draisaitl einen Doppelpass mit Quarterback Evan Bouchard, legte dann quer für Bumper Connor McDavid, dessen Schuss abgebremst wurde, also gabelte Power Forward Zach Hyman den Puck vor dem Tor auf und tunnelte Skinner mit einem Rückhandschuss zum 1:0 (12.). Die bei einem Treffer übliche Jubeltraube bildete sich nicht um den Torschützen Hyman, sondern um Draisaitl, der mit diesem sekundären Assist den bedeutenden Meilenstein erreichte.

EDM@PIT: Hyman trifft im Powerplay, doch alle jubeln mit Draisaitl, der seinen 1000. NHL-Punkt erzielt

„Viel harte Arbeit und viele Menschen haben auf diesem Weg geholfen“, sagte Draisaitl. „Diese Erfolge sind immer auf den einzelnen Spieler ausgerichtet, aber es gibt so viele Menschen, die dabei eine große Rolle spielen. Ich bin mir sehr bewusst, dass ich in den letzten Jahren viele Leute in meinem Leben hatte, die mir alles abgenommen haben und mich einfach das tun ließen, was ich tun wollte. Ich bin einfach super dankbar und natürlich auch ein bisschen stolz.“

Der gebürtige Kölner ist der 103. Spieler in der Liga-Geschichte, den dieses Kunststück gelang und in 824 Spielen (416-587-1003) auch noch der viertschnellste aktive sowie der fünftschnellste außerhalb von Nordamerika geborene Spieler, der 1000 Punkte erreichen konnte. Noch schneller waren nur Peter Stastny (682 Spiele), Jari Kurri (716 Spiele), Jaromir Jagr (763 Spiele) und Nikita Kucherov (809 Spiele).

„Ja, das ist ziemlich erstaunlich. Da stehen einige unglaubliche Namen auf dieser Liste. Einige sind absolute Legenden in unserem Sport und auf diesem Planeten. Jetzt selbst auf dieser Liste zu stehen, ja, das ist auf jeden Fall etwas Besonderes“, so Draisaitl, der sich damit einen Traum erfüllte, von dem er als Kind nicht einmal zu träumen gewagt hätte: „Nein, davon konnte ich wirklich nur träumen. Wenn du aus Deutschland kommst, dann ist es ein weiter Weg bis dahin. Ich bin natürlich extrem stolz darauf, aber nochmal: Es ist nicht zu unterschätzen, wie viel harte Arbeit dazu beigetragen hat.“

McDavid: „Er ist ein ganz besonderer Spieler“

Zum 136. Mal arbeiteten Draisaitl und McDavid bei einem Treffer erfolgreich zusammen. Und überholten damit das Duo Paul Coffey und Wayne Gretzky (135-mal) für die viertmeisten Zusammenarbeiten in der NHL-Geschichte. Auf mehr kommen nur Daniel und Henrik Sedin (317-mal), Gretzky und Jari Kurri (204-mal) sowie Alex Delvecchio und Gordie Howe (168-mal). Klar, dass McDavid einer der ersten Gratulanten bei Draisaitls historischem Erfolg war.

„Das ist etwas ganz spezielles, ein besonderer Erfolg“, sagte Edmontons Kapitän. „Allen voran ist er einfach ein ganz besonderer Spieler. Ich kann nicht genug gute Dinge über ihn sagen. Ich meine, er zeigt das in jeder einzelnen Saison, sowohl vorne als auch hinten. Er arbeitet sich den Hintern auf. Ich kann das jeden Tag hautnah erleben. Es ist nicht überraschend, dass er diesen Meilenstein so schnell erreicht und er hat noch so viele großartige Jahre vor sich. Das ist eine tolle Sache.“

Oilers-Trainer Kris Knoblauch konnte sich den Gratulationen nur anschließen: „So wie er das heute geschafft hat, mit gleich vier Punkten, da freut sich einfach jeder vor ihn. Ich bin noch nicht so lange dabei, aber seine Erfolge in der regulären Saison und in den Playoffs, er ist so ein großer Spieler, der in den wichtigen Momenten trifft. Er bekommt viel Aufmerksamkeit für seine Tore und seine Spielmacher-Fähigkeiten, aber er wird für mich zu wenig für sein Defensivspiel gelobt. Er ist ein richtig beindruckender Spieler.“

Vier-Punkte-Spiel für Draisaitl

Draisaitl (0-4-4, drei Torschüsse, 81,8 Prozent gewonnene Faceoffs, 18:02 Minuten Eiszeit) drehte an diesem Abend einmal mehr so richtig auf. Nur 14 Sekunden nach seinem 1000. NHL-Punkt markierte er schon Nummer 1001, als er den Puck im Powerplay in der neutralen Zone für McDavid überließ, der mit viel Tempo ins Offensivdrittel schoss, dabei seine Gegenspieler stehen ließ wie Statisten und per Rückhand-Schuss das 2:0 besorgte (12.).

EDM@PIT: McDavid übernimmt den Puck in der neutralen Zone, startet ein Super-Solo und trifft mit der Rückhand

„Das ist er, wenn er dominiert“, staunt Draisaitl. „Er hat in einer Saison immer wieder solche Phasen, in denen er nicht zu stoppen scheint. Hoffentlich kann er das eine Weile konservieren.“

Später lieferte Draisaitl auch noch einen sekundären Assist beim dritten Überzahl-Treffer der Oilers an diesem Abend (3/4), als Evan Bouchard mit einem überlegten Handgelenkschuss aus der Distanz zum 4:2 traf (30.).

Beinahe hätte es auch noch mit einem eigenen Treffer geklappt, doch sein langjähriger Teamkollege Skinner, der erst fünf Tage zuvor zusammen mit Brett Kulak in einem Trade zu den Penguins transferiert wurde, stoppte den Versuch. Für den Abstauber stand dann aber Vasily Podkolzin bereit, der das 5:2 besorgte (47.).

Schnelles Wiedersehen nach dem Trade

„Es hat sich für viele bestimmt komisch angefühlt, weil wir so schnell nach dem Trade gegen sie gespielt haben“, sagte Draisaitl zum schnellen Wiedersehen mit Skinner (17 Saves, 77,3 Prozent Fangquote) und Kulak (0-0-0, zwei Blocks, 15:22 Minuten Eiszeit). „Es sind zwei fantastische Menschen und Hockey-Spieler, denen ich dort nur das Beste wünsche.“

Der neue Oilers-Torwart Tristan Jarry, der ebenfalls in diesem Trade verwickelt war, zeigte bei der Rückkehr an die alte Wirkungsstätte in Pittsburgh 26 Saves (86,7 Prozent Fangquote).

„Er ist ein erfahrener Spieler und weiß, was er tut. Er hat gut gespielt“, lobte Draisaitl seinen Schlussmann.

Edmonton (16-12-6) ist Dritter in der Pacific Division und befindet sich aktuell auf einem Fünf-Spiele Roadtrip (2-1-0), der in Boston und Minnesota fortgesetzt wird.

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