Der Samstag begann mit einer schlechten Nachricht für die Dallas Stars: Verteidiger Thomas Harley wird wegen einer Unterkörperverletzung mehrere Wochen ausfallen. Für Dallas ist das ein herber Schlag, schließlich gehört Harley zu den konstantesten Leistungsträgern in der Stars-Defensive. Sein Ausfall bedeutet nicht nur eine personelle Lücke, sondern zwingt die übrigen Verteidiger, ihre Rollen anzupassen und kurzfristig mehr Verantwortung zu übernehmen, um das hohe Niveau der vergangenen Wochen zu halten.

Zumindest bei der ersten Bewährungsprobe ohne den Top-Verteidiger zeigte der Schweizer Lian Bichsel, dass er dieser Herausforderung gewachsen ist. Beim 5:1-Sieg der Stars im American Airlines Center gegen die Philadelphia Flyers erzielte der junge Verteidiger nicht nur den Führungstreffer, sondern verbuchte mit 20:47 Minuten Eiszeit auch einen neuen persönlichen Bestwert. Es war ein Auftritt, der intern wie extern als klares Signal gewertet wurde: Bichsel kann im Ernstfall eine deutlich größere Rolle einnehmen, als ihm bislang zugeteilt wurde.

Bichsels Durchbruch – und ein neuer Rekord

Noch nie hatte Bichsel in seiner bisherigen NHL-Karriere die Marke von 20 Minuten Eiszeit überschritten. Gegen die Flyers wirkte er jedoch vom ersten Wechsel an stabil, körperlich präsent und spielerisch selbstbewusst. Durch seinen Premierentreffer in der Saison 2025/26 steht er nun bei drei Punkten (ein Tor, zwei Assists) nach 19 Spielen – ordentliche Werte für einen Verteidiger, der immer noch am Beginn seiner Entwicklung steht.

„Ich habe einfach versucht, mein Spiel zu spielen“, erklärte Bichsel nach der Partie erleichtert. „Ich hatte heute ein gutes Gefühl und einige gute Aktionen. Da Thomas ausfällt, versuche ich, mich weiter zu steigern und mehr Verantwortung zu übernehmen.“ Die Worte des Schweizers unterstrichen, wie sehr der 21-Jährige die Chance erkannt hat, sich in Harleys Abwesenheit nachhaltig zu empfehlen. Trainer Glen Gulutzan lobte insbesondere Bichsels Ruhe an der Scheibe und seine zunehmende Übersicht im Aufbauspiel.

PHI@DAL: Bichsel trifft zuerst

Robertsons Hattrick führt Dallas an

Neben Bichsel rückte ein weiterer Spieler besonders in den Fokus: Jason Robertson. Der Stürmer erzielte gegen Philadelphia einen Hattrick und war über weite Strecken der offensiv bestimmende Akteur auf dem Eis. „Vielleicht schieße ich den Puck etwas öfter und bin entschlossener, aber diese Chancen hatte ich die ganze Saison über“, sagte Robertson im Anschluss. „Ich bin einfach froh, dass die Scheibe heute so oft reingegangen ist.“

Auch seine Teamkollegen trugen zum deutlichen Erfolg bei. Roope Hintz verbuchte drei Assists, Tyler Seguin steuerte ein Tor und einen Assist bei. Torhüter Jake Oettinger parierte 20 Schüsse und fand anschließend deutliche Worte für Robertsons Qualitäten: „Wenn Sie Casey DeSmith oder mich fragen: [Robertson] macht das jeden Tag mit uns. Er ist wahrscheinlich der beste reine Torschütze, mit dem ich je gespielt habe.“ Oettinger lobte vor allem Robertsons Hartnäckigkeit und Spielintelligenz: „Sein Hockey-IQ ist unglaublich hoch. Wenn er so selbstbewusst ist, gehört er zu den besten Spielern der Welt.“

Frühe Führung und wacklige Flyers

Die Flyers hingegen konnten ihre Serie von fünf Spielen mit Punktgewinn (3-0-2) nicht fortsetzen. Ein Treffer von Christian Dvorak reichte nicht aus, um das Spiel offen zu halten. Torhüter Dan Vladar zeigte zwar 23 Saves, war gegen die zielstrebige Offensive der Stars jedoch chancenlos.

„In letzter Zeit ist es ein häufiges Thema, dass unsere Starts nicht gut sind“, kritisierte Sean Couturier nach dem Spiel. „Das macht es nur schwieriger, jedes Mal zurückzukommen. Wir geben nicht auf, aber wir hatten gerade das dritte Spiel in vier Tagen – das macht es nicht einfacher.“

Auch Bichsel trug zum frühen Rückstand der Flyers bei. Bereits in der 4. Minute traf er zur Dallas-Führung mit einem Schuss von der blauen Linie. „Ich bin froh, dass ich den Abpraller bekommen und mein erstes Saisontor erzielt habe“, sagte der Schweizer. „Das hat mir über das gesamte Spiel hinweg geholfen.“

Philadelphia wirkte in der Anfangsphase überfordert und fand erst spät ins Spiel – ein wiederkehrendes Muster der vergangenen Wochen.

Robertson stellt die Weichen – Flyers suchen Antworten

In der 32. Minute erhöhte Robertson auf 2:0, bevor er in der 38. Minute sein zweites Tor nachlegte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war eine Vorentscheidung gefallen, da die Flyers kaum offensive Durchschlagskraft entwickelten und in der Defensive zu viele Räume boten. „Wir haben uns zu sehr zurückgezogen“, monierte Coach Rick Tocchet. „Im zweiten Drittel haben wir eigentlich gut gespielt, aber es war zu spät. Man rennt nur hinterher.“

Dallas hingegen nutzte die Fehler konsequent und zeigte eine reife Vorstellung. Robertson vollendete schließlich seinen Hattrick in der 50. Minute im Powerplay zum 4:0. Noah Cates bemängelte danach die anhaltend schlechten Starts seines Teams: „Wir lassen die Jungs zu oft allein, besonders zu Beginn der Spiele. Wir müssen einfach konstanter sein und 60 Minuten lang mit Disziplin und Fokus auftreten.“

PHI@DAL: Robertson mit dem 5. Hattrick seiner NHL-Karriere

Stars setzen Schlusspunkt – Gulutzan lobt kompletten Auftritt

Dvoraks 1:4 aus Flyers-Sicht in der 51. Minute brachte Dallas nicht mehr in Bedrängnis. Im Gegenteil: Seguin stellte in der 54. Minute mit einem präzisen Handgelenksschuss vom linken Bullypunkt den Vier-Tore-Vorsprung wieder her. In der Schlussphase kontrollierten die Stars das Spiel souverän und ließen keine weiteren Chancen der Gäste zu.

„Ich würde sagen, das war wahrscheinlich unser komplettestes Spiel der Saison“, freute sich Stars-Trainer Gulutzan. „Wir entwickeln uns gerade zu einer sehr gut aufgestellten Mannschaft.“ Der Coach lobte sowohl die defensive Stabilität als auch die offensive Effizienz – ein Gesamteindruck, der nicht zuletzt durch die starke Leistung von Bichsel und den herausragenden Auftritt Robertsons entstanden war.

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