Was hat ihn ausgezeichnet, als er in der Saison 2019/2020 bei den Adler Mannheim debütierte?
Die gleichen Qualitäten wie heute. Er ist läuferisch unheimlich stark, agierte bereits im jungen Alter besser und stärker als ältere Spieler. Von seiner Lauftechnik her gehört er zu den besten Spielern der Welt. Zudem hat er diese starke Übersicht und Puck-Kontrolle in Verbindung mit seinem hohen Speed. Er macht ab und zu Plays, die wahrscheinlich kein anderer so machen würde. Das hat man gerade in Schweden gesehen, als er den Puck mit einem Baseball-Schwung reinmachte. Das sind Qualitäten, die man einfach in die Wiege gelegt bekommt.
Blicken wir noch einmal auf Deine Vergangenheit in der NHL zurück. Du gehörtest in der Spielzeit 2014/2015 den Calgary Flames an und hast drei reguläre Saisonspiele sowie ein Playoff-Spiel bestritten. Wie blickst Du heute darauf zurück?
Das war eine super Erfahrung und eine wilde Zeit. Überhaupt den Sprung in die DEL geschafft zu haben, dann über Hamburg den Schritt nach Nordamerika zu machen und dort meine Erfahrungen zu sammeln, in der NHL auf dem Eis zu stehen, später die Silbermedaille bei Olympia zu gewinnen – das war alles eine riesige Ehre für mich. Das werde ich immer in guter Erinnerung behalten. Aber vermutlich kann man all das besser realisieren, wenn die Karriere beendet ist. Solange man noch aktiv ist, steckt man zu sehr im normalen Rhythmus und muss immer wieder performen.
An welches der vier Spiele im Dienst der Calgary Flames denkst Du am liebsten zurück? Vielleicht das Playoff-Spiel?
Natürlich war es super, in den Playoffs zu spielen. Ich muss allerdings sagen, dass vor allem mein erstes NHL-Spiel etwas ganz Besonderes für mich war. Ich war damals schon eine ganze Zeit lang im Team, habe mittrainiert, war dann aber oft Healthy Scratch. Dann bekam ich nach einem frühen Training plötzlich gesagt, dass ich am Abend spielen würde. Es ist schön, mich daran zurück zu erinnern.
Du hättest nach der Saison die Möglichkeit gehabt, in Calgary zu bleiben. Stattdessen kehrtest Du nach Deutschland zurück, zunächst zu den damaligen Hamburg Freezers, später dann nach Mannheim. Warum hast Du Dich damals gegen Nordamerika entschieden?
Der Hauptgrund war, dass ich meine Familie vermisst habe. Du lebst dort ein ganz anderes Leben. Ganz besonders als ausländischer Spieler, wenn man nie weiß, ob man nun in der AHL oder in der NHL spielen wird. Man sitzt viel im Flieger, jederzeit kann ein Callup kommen. Man konnte überhaupt nichts planen – auch wenn die Familie gerne einmal zu Besuch kommen würde. Der zweite Grund war, dass ich mir selber die Frage stellen musste, ob ich wirklich noch zwei oder drei Jahre dort für einen Platz in der NHL kämpfen möchte. Ich war damals auch nicht mehr der Jüngste. In Calgary konnte mir niemand die Sicherheit geben, dass ich in der NHL spielen würde. Mir wurde lediglich ein Zwei-Wege-Vertrag angeboten. Daher habe ich mich entschieden, lieber hier in Europa meine Ziele zu realisieren. Ich wollte Meisterschaften gewinnen, für die Nationalmannschaft spielen und an Olympia teilnehmen.
Gab es danach noch einmal Kontakte in die NHL?
Nein, der Kontakt war danach weg. Ich habe mich voll auf meine neuen Aufgaben konzentriert.
Wie schätzt Du das Niveau in der DEL im Vergleich zur NHL ein?
Drüben wird ein anderes Eishockey gespielt. Durch die kleinere Eisfläche ist alles schneller und systematischer, gerade in der Offensivzone passiert viel mehr als hier in Deutschland. Es ist schwer, zu vergleichen. Wir haben schon öfter gesehen, dass ein Spiel zwischen einer NHL-Mannschaft und einer DEL-Mannschaft auf großer Eisfläche knapp verlaufen kann. In den ersten beiden Reihen der NHL-Teams spielen natürlich Ausnahmespieler, die die Perfektion beherrschen. Gerade in der Offensive brauchen sie weniger Chancen, um ein Tor zu erzielen oder den entscheidenden Pass zu spielen. Aber ich denke, die Spieler der dritten oder vierten Reihe in der NHL könnten auch tagtäglich mit Spielern aus der DEL ausgetauscht werden, die dort auch ihre Rollen erfüllen würden. Um in die NHL zu kommen, muss man zwar viel arbeiten, braucht aber auch ein bisschen Glück und muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, um eine Chance zu bekommen. Es steht aber außer Frage, dass die besten Spieler der Welt in der NHL spielen.