Nicht jeden Tag auf die Tabelle schauen
„Es sind extrem viele frustrierende Abende dabei“, gesteht Sturm. „Ich versuche, so wenig wie möglich im Internet zu sein, trotzdem bekommt man viele Dinge mit. Man ist schon fast an einem Punkt, an dem man die Situation mit Humor nehmen möchte. Doch auch das ist schwer, denn ich hasse es zu verlieren. Deshalb kann ich auch nicht jeden Tag auf die Tabelle schauen. Wenn ich jetzt anfangen würde, auch noch auf andere Statistiken wie Tore, Assists oder Plus-Minus zu achten, dann würde ich nicht mehr glücklich werden.“
Der Stanley Cup Champion galt schon in seinem ersten Jahr in San Jose als ein großes, von jedem respektiertes Vorbild. Genau diese Rolle nimmt er auch in der aktuell sehr schwierigen Situation wieder ein.
„Ich will positiv bleiben“, sagt Sturm. „Ich gehe wie jeden Tag meiner Arbeit nach, bin fleißig im Kraftraum und möchte den jungen Spielern zeigen, wie man als NHL-Spieler ist. Ich will meine Arbeit machen, meine Erfahrung einbringen und versuchen, das Ergebnisorientierte wegzulassen. Vielmehr möchte ich wieder bessere Spiele zeigen, sehen, dass die jungen Spieler Schritte nach vorne machen und wir die Sache zukunftsorientierter angehen.“
Gute Stimmung trotz sportlicher Talfahrt
Freilich geht die sportlich ernüchternde Saison an keinem spurlos vorbei. „Die Jungs sind gerade am Boden zerstört. Sie nehmen das auch mit nach Hause. Da schläft keiner gut“, berichtet Sturm. „Ich muss die Mannschaft aber loben: „Egal, wie schlecht die Situation war, jeder kommt an jedem Tag mit einer guten Einstellung ins Training. Die Stimmung war immer gut, schon in den letzten anderthalb Jahren. Es gibt keine Stänkereien, keinen Streit, es hat nicht gekracht. Die Jungs sind wirklich frustriert, aber jeder arbeitet hart, das kann man uns nicht absprechen. Der Zusammenhalt im Team ist exzellent.“
Sturm selbst ist das Verlieren nicht gewohnt: Sowohl bei den Minnesota Wild als auch bei den Colorado Avalanche war der Augsburger Teil von Siegerteams. Mit den Avalanche gelang ihm 2022 sogar der ultimative Triumpf: der Gewinn des Stanley Cup.
„Verlieren ist unakzeptabel. Das ist etwas, was ich in den letzten Jahren in Minnesota und Colorado gelernt habe. Wenn wir da zwei, dreimal verloren haben, dann hing der Haussegen schief. Das ist etwas, was die jungen Spieler lernen müssen. Im Moment tut es weh, aber das gehört leider dazu. Erst muss man etwas leiden, bevor es wieder besser wird. Die Avalanche waren 2016/17 auch die schlechteste Mannschaft in der NHL. Unser Management verfolgt sicherlich einen langfristig Plan. Wir werden sehen, wo wir in fünf, sechs Jahren herauskommen.“
Sturm: „In unserer Situation kann uns Gawanke sicher helfen“
Landsmann Leon Gawanke ist noch nicht Teil des Plans. Der 24-jährige Berliner unterschrieb im Sommer bei den Sharks, kam bislang aber ausschließlich beim Farmteam San Jose Barracuda zum Einsatz. Seit Jahren zählt der rechtsschießende Offensivverteidiger zu den torgefährlichsten und punktbesten Abwehrspielern in der AHL – wartet aber bis heute auf sein NHL-Debüt.