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NHL.com/de präsentiert in der Rubrik Rookie Watch aktuelle Themen rund um die diesjährigen Rookies. In dieser Ausgabe: Der neue Marco Rossi.

Wenn man an große Eishockey-Talente, zukünftige Stars und den NHL Draft denkt, denkt man selten an Österreich. Der einzige große NHL-Star, der aus der Alpenrepublik kommt, ist Thomas Vanek, der seine Karriere 2019 nach 1.029 Spielen mit 789 Punkten (373 Tore, 416 Assists) beendete. Nachdem im Draft 2006 Michael Grabner und Andreas Nödl gewählt wurden, geriet das österreichische Eishockey bei den Scouts und NHL-Teams lange in Vergessenheit.

Doch vor wenigen Jahren wurden die Talentsucher wieder auf das kleine Eishockey-Land aufmerksam. Der Startschuss zur Rückkehr österreichischer Talente in den Draft fiel mit Marco Rossi. Der Center aus Feldkirch war 2020 in aller Munde. Sein intelligentes Zwei-Wege-Spiel machte ihn zu einem Spitzenkandidaten des Jahrgangs und die Minnesota Wild nutzten den neunten Pick, um sich die Dienste des jungen Österreichers zu sichern.

Marco Rossi

Herausforderungen auf dem Weg in die NHL

Rossi sagte kurz nach dem Draft, er fühle sich bereit für die NHL. Doch es sollte anders kommen, sein Weg in die NHL sollte länger und steiniger als erhofft werden. Nach einer Covid-Infektion litt er an einer Herzmuskelentzündung und musste fast ein Jahr aussetzen. In der Saison 2021/22 kam er nur zu zwei Spielen in der NHL, hatte aber eine gute Saison bei den Iowa Wild in der American Hockey League. In 63 Spielen führte er das Team mit 53 Punkten (18 Tore, 35 Assists) und einer Plus-Minus-Bilanz von +11 an.

In der folgenden Saison kam er auf 19 Einsätze für Minnesota und erzielte seinen ersten Assist, wurde angesichts der dünnen Punktausbeute aber erneut in die AHL geschickt. In 53 Spielen gelangen ihm dort weitere 51 Punkte (16 Tore, 35 Assists).

Besser, stärker, schneller

Als Rossi vor der laufenden Saison zum Training Camp der Wild kam, waren schnell deutliche Veränderungen bemerkbar. Mitspieler und Trainer betonten, dass Rossi einen ganz anderen, besseren Eindruck, als in den vergangenen Jahren mache. Schon alleine körperlich wirkte der 22-Jährige deutlich imposanter. Über den Sommer nahm er mehr als sieben Kilogramm zu und steigerte sein Kampfgewicht auf 83 Kilo bei 1,76 Metern Körpergröße. Die zusätzliche Muskelmasse war es aber nicht, was Trainer Dean Evason von Rossi überzeugte.

„Er hat schon viel Positives gezeigt, er verhält sich ganz anders“, erzählte Evason in der Saisonvorbereitung. „Mehr noch, als seine körperliche Entwicklung, zeigt sich seine Reife. Er ist lauter. Er ist engagierter. Er ist einfach auf dem Eis und in der Kabine präsenter. Wir hoffen einfach, dass dieser Fortschritt so weiter geht.“

In den Vorbereitungsspielen kristallisierte sich Rossis Rolle in der dritten Reihe zwischen den Flügelspielern Frederik Gaudreau und Marcus Foligno heraus. Mit den beiden erfahrenen Stürmern an seiner Seite verbuchte er in vier Preseason-Spielen ein Tor und einen Assist.

DAL@MIN: Rossi überwindet Wedgewood

„Diese Reihe wird uns viel Offensive liefern“, war sich Evason schnell sicher. „Sie können mit Biss in den Forecheck gehen, sie spielen in der Defensive gut, Rossi ist gut am Bullypunkt... Die Reihe sieht gut aus.“

Starker Start und vermeintlicher Torerfolg

Mit neuem Selbstvertrauen, mehr Muskelkraft und einer gut funktionierenden Reihe startete Rossi zum Saisonauftakt gegen die Florida Panthers. Wie gut die Reihe um Rossi funktioniert, zeigte sich schnell. Während die Panthers über weite Strecken des Spiels die dominante Mannschaft waren, gehörte die dritte Reihe zu den Lichtblicken für Minnesota. Sie machten Druck und erspielten sich Chancen und in der 35. Minute wurden ihre Anstrengungen belohnt, als Rossi den Puck vor dem Tor von Gaudreau bekam, den Torwart umkurvte und aus spitzem Winkel traf. Doch die Panthers zogen die Coaches Challenge und der Treffer wurde wegen Abseits aberkannt.

„Als ich zur Bank gegangen bin, haben sie mir gleich gesagt, dass es vielleicht nicht gilt“, nahm Rossi die Entscheidung locker. „Aber das macht nichts. Wichtig ist, dass man positiv bleibt. Da darf man nicht zu viel drüber nachdenken. Das nächste Tor wird kommen, einfach weitermachen... Das hat mir gezeigt, dass ich es kann. Das bringt schon Selbstvertrauen. Man darf nur nicht zu viel darüber nachdenken. Ich will einfach weiterspielen und bin glücklich damit.“

Hartnäckigkeit und positive Einstellung machen sich bezahlt

Auch wenn das Tor am Ende nicht galt, zeigte Rossi diese Saison vom ersten Spiel an gute Leistungen. Die wurden schon im nächsten Spiel belohnt, denn gegen die Toronto Maple Leafs traf er erneut und dieses Mal gab es an seinem Tor nichts auszusetzen, es zählte und Rossi durfte endlich seinen ersten regulären Treffer feiern.

MIN@TOR: Rossi erzielt sein erstes NHL-Tor

„Das fühlt sich echt gut an“, strahlte der Center nach der Partie. „Ich hatte so viele Chancen. Es war wichtig einfach dranzubleiben und weiterzumachen.“ Von Foligno, der den Assist gegeben hatte, gab es großes Lob: „Ich freue mich für ihn. Er war heute vielleicht unser bester Stürmer. Er ist ein super Junge und ich freue mich, dass er seinen Weg findet. Er ist großartig, seine Bullys sind stark. Alles was er im Moment macht, sieht so aus, als würde er gut hierher passen.“

Rossis Leistungen überzeugen auch den Trainer

Während Minnesota mit einer Ausbeute von fünf Punkten aus fünf Spielen nur auf dem sechsten Platz der Central Division steht, waren Rossi, Gaudreau und Foligno stets unter den auffälligeren Akteuren der Mannschaft. Obwohl Rossi teamintern mit 13:56 Minuten Eiszeit nur auf dem 15. Platz liegt, hat er die drittmeisten Torschüsse (13). Bei dieser Zahl an Chancen ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich der Knoten weiter lockert und die nächsten Tore folgen.

„Wir haben auch in der Preseason schon gut gespielt und hatten unsere Chancen“, betonte Rossi das gute Zusammenspiel mit Foligno und Gaudreau. „Die Reihe gefällt uns, wir wissen, dass wir mehr Tore schießen und Chancen kreieren können. Es ist aufregend, wir werden von Spiel zu Spiel besser, die Chemie stimmt immer mehr.“

Evason scheint Rossis Einschätzung zu teilen, denn der junge Österreicher bekam in den vergangenen beiden Partien etwas mehr Eiszeit und damit auch Verantwortung. Gegen die Los Angeles Kings und die Columbus Blue Jackets stand er jeweils über 15 Minuten auf dem Eis. „Er hat Selbstvertrauen“, stellte Evason fest. „Er spielt mit hoher Intensität und Biss. Er hat gerade viel Selbstvertrauen und ich freue mich darauf, ihn weiter so spielen zu sehen.“

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