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Vom 1. August an nimmt NHL.com/de in der Serie 32 in 32 täglich ein Team der Liga mit Blick auf die Saison 2023/24 unter die Lupe. Die zweiteilige Bestandsaufnahme besteht aus einer Analyse der wichtigsten personellen Veränderungen, der Schlüsselspieler, der Stärken und Schwächen, der Playoff-Chancen und einem gesonderten Spielerporträt.

In dieser Ausgabe: Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers

Es dauerte eine Weile, bis Leon Draisaitl den Frust über das Ausscheiden gegen die Vegas Golden Knights in der zweiten Runde der Stanley Cup Playoffs überwunden hatte. Unvergessen die Bilder, als er nach der entscheidenden 2:5-Niederlage in Spiel 6 der Serie im Rogers Place mit Tränen in den Augen in der Kabine stand und nach Worten rang. Doch mittlerweile hat sich die Stimmung beim 27 Jahre alten Kölner gedreht. Die Zuversicht, in naher Zukunft selbst den Stanley Cup in Händen zu halten, ist zurück.

"Ganz geht die Enttäuschung zwar nicht weg, bis man sein ganz großes Ziel erreicht hat. Aber jetzt ist es an der Zeit, nach vorne zu blicken und die nötigen Schritte zu gehen", sagte Draisaitl dieser Tage bei einem Golfturnier in Toronto, das sein Teamkollege Zach Hyman veranstaltete. "Wir müssen uns konzentriert auf die nächste Spielzeit vorbereiten und es besser machen, wenn es zum Saisonhöhepunkt kommt."

Im Grunde hatten sich die Oilers wenig vorzuwerfen. Sowohl Vegas als auch die Colorado Avalanche, gegen die sie im Jahr davor in den Playoffs den Kürzeren gezogen hatten, präsentierten sich als bärenstarke Kontrahenten und gewannen am Ende den Stanley Cup. "Es gilt, aus einer Serie wie gegen die Golden Knights zu lernen. In den Playoffs gibt es keine leichten Gegner mehr. Das hat man dieses Jahr erneut gesehen", meinte Draisaitl.

2022/23 legte der Oilers-Center die bisher beste reguläre Saison seiner NHL-Karriere hin. Mit 128 Punkten und 76 Assists aus 80 Einsätzen stellte er zwei persönliche Bestleistungen auf. Darüber hinaus gelangen ihm zum dritten Mal in Folge mindestens 50 Saisontore. In der Scorerwertung der Liga belegte er hinter seinem Teamkollegen Connor McDavid (153) den zweiten Platz.

Draisaitl zeichnete für die meisten Powerplaytore (32) aller NHL-Akteure verantwortlich und sammelte die zweitmeisten Powerplaypunkte (62). Er schoss die zweitmeisten Siegtore (11), besaß die drittbeste Schusseffizienz (21,1 Prozent) unter allen Spielern, die mindestens die Hälfte aller 82 Partien absolvierten und bekam die viertmeiste Eiszeit unter allen NHL-Stürmern. Im Schnitt verbrachte Draisaitl 21:44 Minuten auf dem Spielfeld.

Draisaitls Top-5-Tore der Saison 2022/23

Mit Blick auf diese herausragenden Werte stellt man sich im Lager der Oilers die Frage, ob und wie weit sich Draisaitl und auch McDavid in der kommenden Saison überhaupt noch steigern können. Jeff Jackson, der neue CEO of Hockey Operations von Edmonton, ist überzeugt davon, dass beide alles unternehmen werden, um mit einem Triumph im Stanley Cup im Eishockey-Olymp anzukommen. "Jungs von ihrem Kaliber sind nicht damit zufrieden, ins Halbfinale oder Finale einzuziehen. Sie wollen gewinnen", betonte er.

Die Hoffnungen, dass die beiden Topstürmer weiterhin in diesen Dimensionen punkten, fußen unter anderem auf einem neuen Stürmer, den die Oilers in der Free Agency verpflichteten. Es handelt sich um Connor Brown, der zuletzt beiden Washington Capitals unter Vertrag stand, dort wegen einer schweren Knieverletzung jedoch nur viermal zum Einsatz kam. Sein Renommee hatte sich der Rechtsaußen zuvor bei den Toronto Maple Leafs und den Ottawa Senators erworben, für die er es in 444 Einsätzen auf 216 Punkte (90 Tore, 126 Assists) brachte.

"Wir freuen uns sehr auf ihn", ließ Draisaitl über den künftigen Mitspieler verlauten. "Er hat in seiner Laufbahn alle beeindruckt. Natürlich hat er ein schweres Jahr hinter sich. Deshalb muss man ihm ein wenig Zeit geben, um sich in unserer Gruppe zurechtzufinden."

Brown spielte in seiner Jugendzeit bei Erie in der Ontario Hockey League mit McDavid zusammen. Sollten beide in der Vorbereitung harmonieren, könnten sie mit Hyman die erste Angriffsformation bilden. Wenn dieser Fall eintritt, wird Draisaitl als Center die zweite Sturmreihe anführen - möglicherweise mit Ryan Nugent Hopkins und Evander Kane auf den Flügeln. Das wäre zweifelsohne ein hochkarätiges Trio, das jede Menge Spektakel auf dem Eis garantiert.