Die Kunst der Entschleunigung
Die Fähigkeit, einem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken, ist oft der Unterschied zwischen einem Playoff-Anwärter und einem echten Titelkandidaten. San Jose versuchte immer wieder, Unruhe zu stiften, doch Dallas antwortete mit Struktur. Johnston betonte, wie wichtig es war, den Puck laufen zu lassen und sich nicht in Eins-Gegen-Eins Duelle verstricken zu lassen.
Diese mentale Reife zeigte sich besonders in den kritischen Momenten der Partie. Als San Jose durch Collin Graf oder Shakir Mukhamadullin herankam und die Halle laut wurde, blieben die Köpfe auf der Bank der Stars oben. Es gab keine Panik, keine überhasteten Aktionen. Stattdessen vertraute man auf das System, das Ex-Trainer Pete DeBoer und sein Nachfolger Glen Gulutzan installiert haben.
Es ist eine Qualität, die man nicht trainieren kann. Sie wächst über Jahre und durch Erfahrung. Dass Dallas genau diese Qualität an den Tag legte, um zwei Punkte aus Kalifornien zu entführen, spricht Bände über den aktuellen Zustand der Mannschaft.
Meilenstein als Beweis der Reife
Der 5:3-Erfolg war mehr als nur ein weiterer Sieg in der regulären Saison 2025/26. Er hievte die Stars auf ein Plateau, das in dieser Spielzeit bisher nur einem anderen Team vorbehalten war: den Colorado Avalanche. Mit 51 Punkten sind die Stars erst die zweite Mannschaft der Liga, das die 50-Punkte-Marke durchbrochen hat. Es ist ein elitärer Kreis, der die Machtverhältnisse in der Central Division eindrucksvoll unterstreicht.
Auch historisch betrachtet ordnet sich dieser Saisonstart in die großen Jahre der Organisation ein. Lediglich 35 Spiele benötigte Dallas, um diesen Meilenstein zu erreichen. Das ist der drittschnellste Wert in der Geschichte des Klubs, nur übertroffen von den Spielzeiten 2015/16 und dem legendären Meisterjahr 1998/99, als man jeweils nur 33 Partien brauchte. Solche Statistiken sind selten Zufall. Sie sind der Beleg für eine Mannschaft, die nicht nur Talent besitzt, sondern dieses auch mit einer beängstigenden Konstanz aufs Eis bringt.
Johnston und das Powerplay
Ein wesentlicher Bestandteil dieser Konstanz ist die Chemie innerhalb der Top-Reihen. Besonders im Powerplay funktionierte das blinde Verständnis der Akteure nahezu perfekt. Roope Hintz, der selbst ein Tor und einen Assist beisteuerte, hob hervor, wie intuitiv die Abläufe mittlerweile sind. „Ich glaube, wir lesen das Spiel des anderen da draußen sehr gut“, erklärte der Finne. „Das hilft enorm, weil man schon im Voraus weiß, wo der nächste Spielzug entstehen wird.“
Nutznießer dieser Intuition war an diesem Abend vor allem Johnston. Sein zweiter Treffer, erzielt in Überzahl, war das Produkt einer solchen Passstafette, bei der der Puck schneller lief, als die Verteidigung der Sharks reagieren konnte. Mikko Rantanen leitete die Scheibe weiter, und Johnston vollendete eiskalt aus dem Slot. „Es ist großartig. Das ist nicht die einfachste Liga, um Tore zu schießen“, gab Johnston zu Protokoll und lobte seine Mitspieler: „Es ist fantastisch, mit solchen Spielern auf dem Eis zu stehen, die dir den Puck servieren, wenn du frei stehst.“