GettyImages-2023791948

Vor dem Start der NHL Preseason 2024/25 am 21. September bietet NHL.com/de einen detaillierten Einblick in jedes Team.

In dieser Ausgabe: Seattle Kraken

Philipp Grubauer und die Seattle Kraken blicken auf eine enttäuschende Saison 2023/24 zurück. Nachdem es das Team von der US-Westküste 2022/23 noch in die zweite Runde der Stanley Cup Playoffs geschafft hatte, musste es mit einer mageren Bilanz von 34-35-13, was zu Rang sechs in der Pacific Division bedeutete, die K.o.-Phase aus einer Zuschauerrolle heraus erleben. Das soll sich nach der Vorstellung der sportlichen Leitung in Zukunft wieder ändern. In Seattle entschied man sich allerdings gegen einen großen Kaderumbruch, setzte stattdessen auf einen Wechsel auf der Trainerposition.

Der neue Hauptverantwortliche hinter der Bande ist Dan Bylsma, der 2009 die Pittsburgh Penguins zum Gewinn des Stanley Cups führte. Zwei Saisons später gewann er den Jack Adams Award und wurde zum NHL-Trainer des Jahres gewählt. Zuletzt trainierte er die Coachella Valley Firebirds, das AHL-Farmteam Seattles. Für Dave Hakstol, der das Team in den ersten drei Jahren seiner Geschichte geführt hatte, endete hingegen seine Zeit bei den Kraken.

„Dan ist ein Gewinner mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz bei der Entwicklung sowohl junger als auch erfahrener Talente, und seine Führung wird unserem Team bei der Weiterentwicklung helfen“, ließ General Manager Ron Francis bei der Vorstellung des neuen Coaches schon erkennen, wie man sich die nähere Zukunft in Seattle vorstellt und worauf der Schwerpunkt der Arbeit liegen soll.

Zurückhaltend verhielten sich die Kraken während der Offseason in Sachen Neuverpflichtungen. Die prominentesten neuen Kräfte im Kader sind Verteidiger Brandon Montour von den Florida Panthers und Center Chandler Stephenson von den Vegas Golden Knights. Die beiden sollten dem Team mehr Stabilität und Erfahrung verleihen und den jungen Talenten auf dem Eis zusätzlichen Halt geben. Mit ihren jeweils 30 Jahren verfügen die beiden über ausreichend Routine und bringen zudem das Gütesiegel eines Stanley Cup Champions mit nach Seattle. Die Kraken verlassen hat Verteidiger Brian Dumoulin, der zukünftig für die Anaheim Ducks auflaufen wird. Auch Torwart Chris Driedger, Stürmer Pierre-Edouard Bellemare und Verteidiger Justin Schultz gehören ab sofort nicht mehr dem Kader der Kraken an.

FLA@BOS R2, Gm3: Montour erzielt mit einem Direktschuss ein Tor im Powerplay

Mit Start des Trainingscamps wird es spannend sein zu beobachten, was Bylsma im Detail verändern wird. Von seiner Ansprache und seinen taktischen Veränderungen wird viel abhängen. Seine Ausstrahlung gilt als eine völlig andere, als sie Hakstol nachgesagt wurde. Bylsma ist wesentlich offener und auch im Umgang mit Fans sowie Medienvertretern kommunikativer. Er hat eine klare Ansprache gegenüber der Mannschaft und hat sich den Ruf erarbeitet, stets unbeschönigt die Wahrheit zu sagen und nichts zu verheimlichen. Das wird sich natürlich auf vielen Ebenen im Klub auswirken, zumal Hakstol als eher zurückhaltend und vergleichsweise still galt. Erste Eindrücke von dieser Umstellung wird man schon während der ersten gemeinsamen Trainingstage gewinnen können.

Eine der ersten Aufgaben des neuen Coaches wird es dann sein die hochkarätigen Neuzugänge Montour und Stephenson in den vorhandenen Kader bestmöglich zu integrieren. Die beiden Top-Verdiener, die gemeinsam rund 15 Prozent des Gehaltsbudgets erhalten, wurden an ihrer neuen Wirkungsstätte mit langfristigen Verträgen ausgestattet (jeweils sieben Jahre), was zu hohen Erwartungen beiträgt. Inwieweit werden die beiden Neuen das Gesicht der Mannschaft verändern und die sportliche Zukunft wieder erfolgreicher gestalten?

Mit großem Interesse wird ebenso die nähere Zukunft von Matty Beniers verfolgt. Nach seiner Rookie-Saison, in der er die Calder Trophy gewonnen hatte, musste er in der Spielzeit 2023/24 vergleichsweise kleine Brötchen backen. Trotz seiner Position als Center der Top-Reihe und seiner Präsenz im Powerplay erzielte er vergleichsweise wenige Tore. Gegen Ende der Saison fand er etwas besser ins Spiel und kam so am Ende noch auf immerhin 15 Tore und 22 Assists. Es waren Zahlen, mit denen man bei einem 21-Jährigen durchaus zufrieden gewesen wäre, wenn er es in der Saison zuvor nicht auf 57 Punkte (24-33-57) gebracht hätte.

ANA@SEA: Beniers fasst den Puck nach einer Passstafette direkt ab und trifft in den Winkel zum 4:0

Mit einem neuen Siebenjahresvertrag in der Tasche und einer aller Voraussicht nach stärkeren Besetzung des Kaders auf der Center-Position, wird die Erwartungshaltung ihm gegenüber erneut hoch sein. Eine Leistungssteigerung von Beniers ist es, was sich viele Fans der Kraken von ihm erhoffen. Die Chancen, dass ihm das gelingt, dürften nicht schlecht stehen.

Voraussichtliche Aufstellung

Jared McCann – Matty Beniers – Jordan Eberle

Jaden Schwartz – Chandler Stephenson – Eeli Tolvanen

Tye Kartye – Yanni Gourde – Oliver Bjorkstrand

Brandon Tanev – Shane Wright – Andre Burakovsky

Vince Dunn – Adam Larsson

Jamie Oleksiak – Brandon Montour

Ryker Evans – William Borgen

Philipp Grubauer

Joey Daccord

Top-Talent, auf das es zu achten gilt

Shane Wright (C) – Zur neuen Saison einen Platz im Kader der Kraken müsste Shane Wright so gut wie sicher haben. Er wird also in seine erste volle NHL-Saison gehen.

Shane Wright

Der Nummer-vier-Pick des NHL-Draft 2022 spielte für eine ganze Reihe verschiedener Teams, bevor er in der vergangenen Saison im Coachella Valley endlich die Chance bekam, sich längerfristig in einem Mannschaftsgefüge zu etablieren. Das Ergebnis war ein großer Schritt in seiner Entwicklung und das Gefühl, dass er wieder auf dem besten Weg ist, in naher Zukunft eines der Gesichter der Organisation zu werden.

Wrights fünf Punkte (4-1-5) in acht NHL-Spielen 2023/24 sowie 47 Punkte (22-25-47) in 59 Spielen im Coachella Valley in der vergangenen Saison ließen die Erwartungen an seine Person steigen. Kann er diesen nun auch auf Dauer in der NHL gerecht werden?

Was eine erfolgreiche Saison ausmacht

Nach dem Verpassen der Endrunde zuletzt, kann das große Ziel der Kraken nur eine Rückkehr in die Stanley Cup Playoffs sein. Sollte das im Frühjahr 2025 gelingen, wäre es aller zugleich auch eine Bestätigung des Trainerwechsels, der zu einem Stimmungswechsel im Umfeld des Klubs führen würde.

Einer der auffälligsten Schwachpunkte der Mannschaft war zuletzt die Offensive. Nur 2,61 Tore/Spiel waren der viertschlechteste Wert in der NHL (29.). Zudem gab Seattle nur 28,6 Schüsse/Partie ab (T-23.). Sollte es ihnen gelingen, sich an dieser Stelle signifikant zu verbessern, darf es ebenfalls als Erfolg verbucht werden.

Verwandte Inhalte