Colorado Avalanche v Winnipeg Jets - Game Two

Die Winnipeg Jets zählten 2023/24 zu den vier besten NHL-Teams nach der regulären Saison (52-24-6), schieden dann aber bereits in der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2024 gegen die Colorado Avalanche aus (1:4).

Für Aufsehen sorgte ein Schweizer Flügelstürmer, der in Winnipeg vielleicht die beste dritte Reihe der Liga bildete: Nino Niederreiter steuerte in 77 Spielen 34 Scorerpunkte (18-16-34) bei und agierte als schneller, torgefährlicher und physisch starker (1,88 Meter groß, 99 Kilogramm schwer) Spieler als Führungsfigur.

In der kommenden Saison 2024/25 könnte der 31-Jährige aus Chur die Schallmauer von 900 NHL-Spielen durchbrechen. Mittelfristig will der Linksschütze auch den Meilenstein von 1000 Partien erreichen.

Im Rahmen der European Player Media Tour in Prag/Tschechien sprach Niederreiter exklusiv mit NHL.com/de über seine Vorbildfunktion, seine Rolle in der dritten Reihe der Jets und die hohe Erwartungshaltung aus der Schweiz.

Servus Nino! Wie aufregend ist es, mit einem neuen Dreijahresvertrag in der Tasche in die Saison zu starten?

Das ist definitiv sehr aufregend. Ich bin an einem Punkt in meiner Karriere, an dem es mir vor allem um die Vertragslaufzeit ging. Ich wollte mir selbst die Chance geben, 1000 NHL-Spiele zu schaffen. Mit diesem Kontrakt ist das möglich. Ich muss jetzt gesund und fit bleiben und die kleinen Dinge richtig machen, um in jedem Spiel in der Aufstellung zu stehen. Das sind die Dinge, die man selbst kontrollieren kann, der neue Vertrag eröffnet mir zumindest eine Chance dazu.

WPG@BUF: Niederreiter trifft für die Jets spät im 1. Drittel

Du hast die Marke von 1000 Spielen schon erwähnt. Es gibt mit Roman Josi nur einen Schweizer Spieler, der es geschafft hat, 900 Partien zu absolvieren. Du hast diesen Meilenstein mit 887 Spielen beinahe schon erreicht…

Ganz genau. Natürlich will ich erst die Marke von 900 erreichen. Gleichzeitig träumst du von den großen runden Zahlen. Als Kind willst du erstmal nur ein Spiel machen, plötzlich hast du 500 auf dem Konto und schaust, was du als nächstes erreichen kannst. Jetzt habe ich die Chance, auf 1000 Spiele zu kommen. Wenn du diese Schallmauer durchbrichst, dann ist das ein Beweis dafür, dass du sehr konstant gespielt, ein paar gute Dinge in dieser Liga geleistet und jedes Jahr hart gearbeitet hast.

…und eine Chance darauf hast, als einer der am längsten in der NHL spielenden Schweizer in die Geschichte einzugehen?

Es gibt mir die Chance, der erste Schweizer Stürmer zu werden, der die 1000-Spiele-Marke knackt, was zuvor noch kein anderer geschafft hat. Hoffentlich bleibt Roman Josi gesund und wird der erste Schweizer, der 1000 NHL-Spiele absolviert. Das sind ein paar coole Meilensteine. Der Erste zu sein, der so etwas erreicht, ist immer toll.

WPG@CAR: Niederreiter verkürzt auf 2:3 im 3.

Bei der WM hast du in einer Reihe mit Nico Hischier gespielt. Er wird insbesondere für sein Defensivspiel sehr gelobt, doch wie steht es um seine Offensive?

Er war der First-Overall-Pick beim Draft 2017, was immer eine hohe Erwartungshaltung mit sich bringt, egal für wen. Dass er aus der Schweiz kommt, war ein großer Schritt für unser Land, der ein paar Kinder hat träumen lassen. Ich meine, die Schweiz ist so ein kleines Land, das nach wie vor nicht viele NHL-Spieler hervorbringt. Aber sie lässt die Hoffnungen und den Traum leben, dass es möglich ist, als erster Spieler in einem Draft gepickt zu werden, anstelle eines Kanadiers oder eines US-Amerikaners, was normalerweise der Fall ist. Darauf sind wir sehr stolz. Was sein Spiel angeht, so ist seine Defensive genauso gut wie seine Offensive. Das spricht für ihn. Hoffentlich bekommt New Jersey einen Schub und kann um ihn herum etwas aufbauen.

Du hast mit der Schweiz schon drei WM-Silbermedaillen geholt. Wird die Heim-Weltmeisterschaft im Jahr 2026 der perfekte Zeitpunkt für die erste Goldmedaille sein?

Es ist lustig, dass du das erwähnst, weil jeder davon spricht, in zwei Jahren Gold zu gewinnen, aber es gibt ja immer noch eine Weltmeisterschaft dazwischen. Für uns ist es schwer genug, das Finale zu erreichen und schwer genug, überhaupt Spiele zu gewinnen. Die Heim-WM zu gewinnen, wäre die Erfüllung eines Traums und unglaublich, aber wir werden erstmal die WM im nächsten Jahr spielen. Wir werden versuchen, diese zu gewinnen, denn vielleicht klappt es am Ende nie. Es ist nicht leicht, denn die Erwartungshaltung in der Schweiz ist riesig: Wir müssen die Gruppenphase gewinnen und weiterkommen. Wenn du dann im Viertelfinale verlierst, ist die Enttäuschung in der Heimat groß. Ich finde, die Erwartungshaltung ist jetzt schon höher, als sie sein sollte.

Ihr müsst also die WM im nächsten Jahr und in zwei Jahren gewinnen?

(Lacht) Ganz genau.

Wie denkst du über das Ende der Vorsaison, als die Winnipeg Jets gegen die starke Colorado Avalanche ausgeschieden sind?

Ich finde, dass wir sehr stolz auf das sein können, was wir im letzten Jahr erreicht haben. Wir haben eine richtig gute reguläre Saison gespielt, in der wir lange im Rennen um die Presidents‘ Trophy mit dabei waren, bis wir ein wenig ins Stolpern geraten sind. Trotzdem sind wir mit einem guten Gefühl in die Playoffs gestartet, doch in unserer Central Division musste es in der ersten Runde zu schwierigen Duellen kommen, egal ob gegen Dallas Stars oder Colorado. Ich finde, solche Paarungen sollte es in der ersten Runde nicht geben und würde mich dafür aussprechen, den Modus in Zukunft anzupassen. Wie ich gesagt habe: Jedes dieser Teams hätte weit kommen und bis zum Ende durchmarschieren können. Wenn du gewinnen willst, musst du natürlich auch den ersten Brocken aus dem Weg räumen. Du musst jede Mannschaft schlagen, wenn du den Stanley Cup gewinnen möchtest. Deswegen ist es ja so schwer. Colorado hat ein großartiges Team. Das erste Spiel konnten wir noch gewinnen, es hätte also auch ganz anders laufen können. Wir wissen, dass wir es in der kommenden Saison besser machen müssen.

PIT@WPG: Niederreiter stochert die Scheibe beim Rebound rein

Eine der größten Veränderungen in Winnipeg ist der Wechsel auf der Trainerbank, denn Scott Arniel übernimmt für Rick Bowness. Konntest du schon mit ihm sprechen? Was wird anders laufen?

Wir haben im Sommer schon ein paarmal gesprochen. Scott ist bereits in der Vorsaison phasenweise für Rick eingesprungen, als es dessen Frau nicht gut ging und er selbst operiert wurde. Wir wissen also, was uns erwartet. Für einen Assistenztrainer ist es immer hart, wenn du dieselbe Mannschaft als Cheftrainer übernimmst. Die Struktur bleibt gleich, trotzdem wird er seinen eigenen Stempel aufdrücken wollen. Es wird also ein paar Veränderungen geben, in welche Richtung auch immer. Er wird diese Herausforderung annehmen. Das Team mag ihn. Er wird ein guter Trainer für uns sein.

In der Vorsaison warst du in der Reihe mit Adam Lowry und Mason Appleton recht erfolgreich. Wie schwer ist es, in einer dritten Reihe Chemie und Konstanz zu finden?

In deiner Karriere wird sich deine Rolle immer mal ändern. Ich denke, wir hatten eine sehr gute Reihe. Wir haben versucht, die Kleinigkeiten richtig zu machen und in unserem System als gutes Beispiel voranzugehen und in beide Richtungen ehrlich zu arbeiten. Darauf waren wir sehr stolz, und ich bin froh, dass es geklappt hat und wir mit Scorerpunkten und Toren belohnt wurden. Gleichzeitig war unser Hauptziel, dass wir in jedem Spiel unsere Identität aufs Eis bringen und sicherstellen, dass es uns die anderen Reihen gleichtun.

Eine schwere Frage, aber denkst du, dass es die beste dritte Reihe der Liga war?

Es ist unmöglich, diese Frage zu beantworten. Wir haben unseren Job extrem gut erledigt. Andere Teams hatten uns auf dem Zettel. Sie wussten, was passiert, wenn wir ins Rollen kommen und dass die Winnipeg Jets Wechsel für Wechsel Vollgas geben. Das hat uns gefreut.

Was ist der Hauptgrund für Optimismus in Winnipeg in der kommenden Saison?

Ich glaube, dass wir eine spannende Mannschaft haben. Es wird ein paar junge Spieler geben, die es ins Team schaffen. Es wird interessant sein zu sehen, wem es gelingt und wie er einen Unterschied machen kann.

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