Tim Berni

NHL.com/de präsentiert in der Rubrik Rookie Watch aktuelle Themen rund um die diesjährigen Rookies. In dieser Ausgabe: Berni findet seinen Platz in der NHL.

In der Diskussion um die besten Liganeulinge hört man oft die Namen der Spieler, die durch spektakuläre Aktionen im Rampenlicht stehen. Stürmer, die schöne Tore schießen, Torhüter, die atemberaubende Saves liefern. Verteidiger kommen dabei oft zu kurz, besonders die eher defensiv ausgerichteten Abwehrspieler. Später in ihrer Karriere sind sie aber oft von unschätzbarem Wert. In den vergangenen Jahren konnten sich Abwehrspieler wie Moritz Seider, Cale Makar oder Quinn Hughes in den Vordergrund spielen. Diese Saison gibt es neben einer Reihe von schlagkräftigen Stürmern erneut einige beachtenswerte Verteidiger.
Owen Power ist der prominenteste Name unter den Defensivspielern, der bereits vor der Saison als potenzieller Kandidat für die Calder Trophy als bester Rookie gehandelt wurde. Der erste Pick des NHL Draft 2021 leistet bei den Buffalo Sabres starke Arbeit. Er wartet zwar noch auf sein erstes Tor, ist mit 23:46 Minuten Eiszeit pro Spiel aber der Rookie mit der meisten Einsatzzeit der NHL. In 32 Spielen sammelte er zwölf Assists.

Owen Power

Weitere Verteidiger konnten sich ebenfalls durch ihre Beiträge zur Offensive in den Vordergrund spielen. Calen Addison von den Minnesota Wild führt alle Rookie-Verteidiger mit 16 Punkten (2 Tore, 14 Assists) an. Kaiden Guhle von den Montreal Canadiens folgt mit 14 Zählern (2 Tore, 12 Assists). Jake Sanderson von den Ottawa Senators liegt mit 13 Punkten (2 Tore, 11 Assists) auf Rang drei.
Insgesamt erzielten bisher neun Abwehr-Rookies mindestens zehn Punkte. Einer von ihnen verkörpert die Kombination von Abwehrarbeit und Beiträgen zur Offensive wie kein anderer. Montreals Arber Xhekaj hat die meisten Tore (5) und viertmeisten Punkte (12) unter den Verteidigern, machte sich aber vor allem mit anderen Qualitäten einen Namen. Er gilt als der härteste Rookie der Saison, führt die Neulinge mit 65 Strafminuten an und hat die zweitmeisten Checks (106) vorzuweisen.
Während Xhekaj aber immer noch beachtliche Punkte liefert, gibt es eine Handvoll Verteidiger, die sich als Defensivspezialisten viel Eiszeit verdienen. Einer davon ist der Schweizer Tim Berni. Bei den Columbus Blue Jackets stand er zum Beginn der Saison nicht im Kader. In der AHL war er auch bei den Cleveland Monsters kein Topscorer. In 15 Spielen gelangen ihm ein Tor und drei Assist. Damit rangiert er teamintern auf dem siebten Platz unter den Verteidigern. Aufgrund seiner starken Abwehrleistung wurde er aber in die NHL berufen und hat diese Chance genutzt.

Arber Xhekaj

Seit dem 6. Dezember hat Berni seinen Platz im Kader der Blue Jackets. Diese Rolle behielt er, obwohl er in zwölf NHL-Spielen noch keinen einzigen Punkt erzielte. Seine Beiträge sind statistisch nur schwer zu erfassen. Berni ist kein Spieler, der durch spektakuläre Aktionen auffällt, aber eben auch nicht durch Fehler.
"Er sieht selbstbewusst und sicher aus", äußerte sich Trainer Brad Larsen nach Bernis Berufung in die NHL über den 22-jährigen Verteidiger. "Wenn man sich Videos von ihm ansieht, findet man diese kleinen Dinge, die er macht, wenn Druck vom Gegner kommt. Er wirft den Puck nicht einfach nach vorne. Er ist bereit den Check einzustecken, dreht sich raus und kämpft. Als wir mit Clevelands Trainer Trent Vogelhuber geredet haben, hat er uns genau richtig beschrieben, wie Tim dort gespielt hat und das hat er perfekt auf die NHL übertragen."
Unter allen Rookie-Verteidigern mit wenigstens zehn Spielen hat Berni mit 6,24 Checks pro 60 Minuten Spielzeit die viertmeisten Hits. Außerdem blockt er beachtliche 4,07 Schüsse pro 60 Minuten und verzeichnete drei Puckeroberungen. Seine zuverlässige Spielweise machte ihn von einem Spieler, der nicht mal im Kader war, zum Rookie mit der sechstmeisten Eiszeit pro Spiel (18:24).
Sicherlich würde Berni gerne seinen ersten Punkt in der NHL feiern. Er ist sich aber absolut bewusst, was seine Spielweise und seine Rolle ist. Obwohl er in der Abwehr so gut ist, dass er trotz seiner null Punkte seinen Platz im Kader behält, sucht er ständig nach Wegen, seine Defensivarbeit zu verbessern. Genau diese Einstellung brachte ihn in die NHL.
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"Es gibt natürlich immer kleine Dinge, die ich noch verbessern muss", erklärte Berni. "Ich muss mehr Zweikämpfe gewinnen und den Puck besser behaupten. Insgesamt bin ich mit meinem Spiel aber zufrieden. Ich versuche auf meine Fähigkeiten zu vertrauen. Meine Mitspieler machen mir meinen Job aber auch einfach."
Der bescheidene Liganeuling beweist seit einem Monat, dass man sich auch dann als Rookie in der NHL durchsetzen kann, wenn man sich nicht sehenswert durch die Abwehr tanzt, um ein Highlight-Tor zu schießen. Harte Arbeit und diszipliniertes Abwehrverhalten sind sein Markenzeichen, mit dem er seine Chance in der Liga nutzen und sich seinen Platz im Kader verdienen konnte.