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„Gut, danke.“ Die Antwort auf die Frage, wie es ihm ging, kam Philipp Grubauer gegenüber NHL.com/de schnell über die Lippen. Dies war einen Tag vor seinem Comeback gegen die New York Islanders. Danach war das Befinden des Torwarts der Seattle Kraken noch besser. Er zeigte am Dienstagabend (Ortszeit) mit 26 Saves eine solide Leistung beim 2:1-Auswärtssieg nach Penaltyschießen der Kraken bei den New York Islanders. Dabei entschärfte er im Shootout in der UBS Arena alle drei Versuche der Gastgeber.

Für den gebürtigen Rosenheimer war es der erste Einsatz zwischen den Pfosten seit dem 9. Dezember. Eine Unterkörperverletzung hatte ihn auf Eis gelegt. Fit war er schon länger. „Ich bin schon seit acht, neun Spielen wieder dabei“, meinte Grubauer einen Tag zuvor nach der 1:3-Niederlage der Kraken bei den New Jersey Devils. Doch Coach Dave Hakstol hatte seitdem immer Grubauers Kollegen Joey Daccord den Vorzug gegeben. Woran es gelegen habe? „Keine Ahnung. Es war die Entscheidung des Trainers. Joey hatte auch einen super Lauf. Er spielt gerade überragend.“ Klar habe er sich auf jedes Spiel mit Torwarttrainer Steve Briere vorbereitet. „Der Trainer gibt dann vor, wer spielen darf. Ich warte auf meinen Einsatz.“

SEA@NYI: Tatar und Grubauer führen den Kraken zum Sieg im Penaltyschießen

Vertrauen gerechtfertigt

Das Warten hatte für Grubauer schon einen Tag später ein Ende. Die Konstellation mit zwei Spielen an zwei Abenden hintereinander war wie gemacht für das Comeback des Oberbayern. Grubauer rechtfertigte das Vertrauen des Trainers, hatte am Ende eine Fangquote von 96,3 Prozent und verbesserte seine Bilanz in dieser Saison auf 6-9-1 bei 18 Einsätzen von Beginn an. Auf die Saison gesehen liegt sein Gegentorschnitt bei 3,10 pro Spiel, die Fangquote bei 88,9 Prozent.

Generell tun sich die Kraken in dieser Saison etwas schwer. Die Mannschaft aus dem US-Bundesstaat Washington belegt in der Pacific Division Rang sechs, hat mit 54 Punkten allerdings nur vier Zähler Rückstand auf die Wild Card Plätze. Beim Blick auf die Statistik wird klar, woran es heuer bei den Kraken hapert. Während die Verteidigung mit 150 Gegentoren (Platz elf im Ligavergleich) durchaus höheren Ansprüchen genügt, tut man sich schwer, selbst Tore zu schießen. 143 waren es bislang erst. Das genügt gerade einmal für Platz 27 in der NHL. Zum Vergleich: Das offensivstärkste Team, die Colorado Avalanche, hat schon 200-mal getroffen. Dann sei es natürlich schwierig, Spiele zu gewinnen, meinte Grubauer.

Suche nach der Wellenlänge

„Wir haben die Saison nicht ganz so gut angefangen. Es war im Prinzip der gleiche Start wie in der Saison davor, als wir in die Playoffs gekommen sind“, erzählte er. In der Vorsaison habe man den Start verschlafen und sei dann so um Weihnachten herum richtig in Fahrt gekommen. Doch diese Saison tue man sich ein bisschen schwer. „Ich würde mal sagen, wir sind nicht alle auf einer Wellenlänge. Nicht unbedingt vom System her“, meinte er nach dem Spiel gegen die Devils. Da seien die ersten beiden Drittel katastrophal gewesen mit lediglich sieben Schüssen auf den Kasten des Gegners. Dann habe man wieder die eigene Identität gefunden. „Aber das ist 40 Minuten zu spät. Das muss von Anfang an kommen. Ich sage das alle Jahre wieder: Man muss vom ersten Spiel an Playoff-Eishockey spielen. Man darf keine Punkte verschenken.“

Das haben die Kraken gegen die Islanders auf jeden Fall nicht getan und auch dank Grubauer beide Punkte mitgenommen. Es war der erste doppelte Punktgewinn nach drei Niederlagen in Serie, woran der Deutsche großen Anteil hatte. Der erste Save sei gleich im Fanghandschuh gelandet. „Beim Zweiten hatte ich etwas Glück“, gestand er. „Man kann so viel trainieren, wie man will. Aber man muss in die Spielrotation wieder hineinkommen.“ Bei ein paar Situationen sei er bei seinem Comeback nicht glücklich mit sich selbst gewesen. „Da war ich noch zu langsam oder habe den falschen Schritt gemacht.“ Seine Faustregel: „Wenn man vier Wochen verpasst, braucht man vier Spiele, um wieder reinzukommen. Wir haben diese Zeit aber im Moment nicht. Es geht um jeden Punkt.“

Es sei eine gute Teamleistung und auch eine klare Leistungssteigerung im Vergleich zum Auftritt bei den Devils am Abend zuvor gewesen. „Wir haben die beiden Punkte gebraucht.“ Es sei in den vergangenen Wochen natürlich nicht so spaßig gewesen, alles von draußen beobachten zu müssen. Aber es gebe vieles, das man dabei lernen könne. „Wir müssen jetzt dranbleiben. Das Rennen um die Playoff-Plätze ist eng.“ Gegen die Islanders habe jeder für den anderen gekämpft. Mit dieser Einstellung müsse man auch in die nächste Partie bei den Boston Bruins gehen. Damit schließen die Kraken auch den Road Trip ab. Danach stehen erstmal sechs Heimspiele in Folge an.

Kein besonderer Druck

Einen speziellen Druck spüre er ob der angesprochenen Schwäche der Kraken im Sturm nicht. „Wir müssen als Keeper immer gut performen, egal, ob wir viele oder wenige Tore schießen. Aber selbstverständlich ist es leichter, wenn man zum Beispiel 6:4 gewinnt.“ Allerdings laufe es so eben in den Playoffs nicht. Da müsse man defensiv gut spielen. Bekanntermaßen gewinnt die Offensive Spiele, die Defensive aber die Meisterschaften.

Es war bitter für Grubauer, der in der Saison 2017/2018 mit den Washington Capitals den Stanley Cup gewonnen hat, dass seine Verletzungspause ausgerechnet in die Zeit gefallen ist, als die Kraken am 1. Januar Gastgeber des Winter Classic gegen die Vegas Golden Knights waren. „Ich war fast bereit fürs Winter Classic. Aber dann habe ich noch mal einen Rückschlag erlitten. Deswegen hat es meiner Meinung nach auch etwas länger gedauert mit dem Comeback“, erzählte er. Aber das Spiel sei überragend gewesen, für die Stadt, für die Organisation. Auch die Stimmung sei super gewesen, die Familie und Freunde seien da gewesen: „Da hat es dann doch Freude gemacht, auch wenn ich nicht auf dem Eis dabei sein konnte.“

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