NJD Hischier and Meier

Am 19. April starten die Stanley Cup Playoffs 2025. In der Ersten Runde kommt es gleich zu zwei packenden Derbys: Im Sunshine State treffen sich der Tampa Bay Lightning und die Florida Panthers zum „Battle of Florida“, in Kanada kommt es zum „Battle of Ontario“ zwischen den Toronto Maple Leafs und den Ottawa Senators. Kaum weniger spannend dürfte das Duell der beiden Überraschungsmannschaften Washington Capitals und Montreal Canadiens werden. Gleich drei Schweizer hoffen bei den New Jersey Devils auf das Weiterkommen gegen die Carolina Hurricanes. NHL.com/de liefert Euch eine Vorschau auf die vier Serien in der Eastern Conference…

Toronto Maple Leafs (1. Atlantic Division) – Ottawa Senators (1. Wildcard)

Saison-Serie: 0:3

Die Toronto Maple Leafs (52-26-4) haben die starke Atlantic Division mit 106 Punkten gewonnen und sind zum neunten Mal in Folge in den Stanley Cup Playoffs dabei. Allerdings kamen sie in diesen neun Anläufen nur ein einziges Mal über die Erste Runde hinaus. Auch in diesem Jahr könnte es wieder ein böses Erwachen geben, immerhin wurden die Maple Leafs in der Saison-Serie gegen die Senators gesweept (0:3). Zudem haben Derbys bekanntlich immer ihre eigenen Gesetze. Die nackten Zahlen sind dagegen klare Pro-Argumente für Toronto: Mit Mitch Marner (27-75-102), William Nylander (45-39-84) und Auston Matthews (33-45-78) kommen gleich drei Stürmer auf einen Schnitt über 1,0 Punkte/Partie. Die Offensive (3,26 Tore/Spiel; T-7.) und das Powerplay (24,8 Prozent; T-8.) finden sich jeweils im oberen Liga-Drittel wieder. In Sachen Faceoffs ist Toronto die zweitbeste NHL-Mannschaft (53,7 Prozent gewonnene Bullys). Neu ist, dass die Maple Leafs unter ihrem Trainer Craig Berube plötzlich einen Gefallen daran gefunden haben, Schüsse zu blocken: Im Schnitt werden pro 60 Minuten 16,41 Schüsse geblockt (5.). Der Top-Blocker ist Verteidiger Chris Tanev (189), der Stürmer mit den meisten Blocks ist überraschenderweise Matthews (89). Torontos Problemzone ist die Feuerkraft von der blauen Linie: Nur 19 Verteidiger-Tore ist der Negativwert in der gesamten Liga. Morgan Rielly (7-34-41) ist der einzige Abwehrspieler der Maple Leafs, der mehr als fünf Tore schoss und mehr als 30 Scorerpunkte sammelte.

Die Ottawa Senators (45-30-7) sicherten sich den ersten Wildcard-Spot in der Eastern Conference und beendeten damit eine lange Durststrecke von sieben Jahren ohne Playoffs. Für den deutschen Superstar Tim Stützle sind es die ersten Stanley Cup Playoffs überhaupt. Entsprechend groß dürfte die Euphoriewelle in der kanadischen Hauptstadt sein, die Ottawa so weit wie möglich tragen soll. Auch zu einer Sensation in der Ersten Runde? Dafür spricht, dass die Senators schon die ganze Saison lang einen Ansatz wählen, der gut zum eher physischen Playoff-Hockey passt: Ottawa spielt insgesamt defensiver und mehr auf den Körper (25,5 Checks/60 Minuten; 4.). Stützle lebt genau diese Tugenden als Gesicht der Franchise vor, arbeitet viel nach hinten mit, fährt erstaunlich viele Checks (130) und bleibt trotzdem eine Scoring-Waffe in der Offensive (24-55-79). Insbesondere Starter Linus Ullmark (2,72 Gegentore/Spiel, 91 Prozent Fangquote, vier Shutouts) wirkt als enorm wichtiger Stabilisator der Hintermannschaft und sollte in der Lage sein, Playoff-Spiele, wenn nicht sogar ganze Serien zu stehlen. Gegen die Senators spricht die fehlende Playoff-Erfahrung, eine nicht ganz so gefährliche Offensive (2,95 Tore/Spiel; T-18.) und die Verletzung von Schlüsselspieler Brady Tkachuk (Oberkörperverletzung), der seit dem 30. März kein Spiel mehr absolviert hat, aber rechtzeitig für Spiel 1 wieder zur Verfügung stehen soll.

CAR@OTT: Stützle gelingen zwei Assists und ein Treffer beim Comeback-Sieg

Tampa Bay Lightning (2. Atlantic Division) – Florida Panthers (3. Atlantic Division)

Saison-Serie: 2:2

Der Tampa Bay Lightning (47-27-8) ist zum achten Mal in Folge dabei, tauchte in dieser Zeit viermal in einem Stanley Cup Finale auf und gewann zwei Stanley Cups. In dieser Saison überzeugte das Team aus West-Florida mit seiner Offensiv-Power: 3,57 Tore/Spiel bedeuten den besten Angriff in der NHL, 254 Stürmer-Tore sind ebenfalls Liga-Bestwert. In diesem Mannschaftsteil verfügt Tampa mit Nikita Kucherov (37-84-121), Brandon Hagel (35-55-90), Brayden Point (42-40-82) und Jake Guentzel (41-39-80) über gleich vier Unterschiedsspieler mit mindestens 80 Scorerpunkten. Kein Wunder, dass der Lightning angesichts dieses Arsenals immer wieder Blitzstarts in ein Spiel aufs Eis legt: Mit +32 hat Tampa das beste Torverhältnis im ersten Drittel. Zur Wahrheit zählt aber auch, dass der Lightning kaum Scoring aus den Bottom-Six-Reihen erhält. Hinter den Top-6-Angreifern kommt keiner auf 20 Punkte. Auch ist Tampa bislang noch kein besonders körperliches Team: Gerade einmal 17,43 Checks/60 Minuten ist der viertschlechteste Wert in der gesamten Liga (29.) und könnte dem Lightning in den Playoffs und insbesondere gegen einen physisch starken Gegner wie die Panthers gewaltig auf die Füße fallen.

BUF@TBL: Kucherov staubt den eigenen Rebound ab

Die Florida Panthers (47-31-4) sind der amtierende Stanley Cup Champion, der kaum weniger Playoff-Erfahrung mitbringt, immerhin ist die Mannschaft aus Sunrise in Südost-Florida das sechste Jahr in Serie dabei und drang zuletzt zweimal bis ins Finale vor. Anders als der Lightning setzen die Panthers voll auf das Körperspiel, sammelten mit 2446 Hits bzw. 29,5 Checks/60 Minuten mit Abstand die meisten in der NHL. Brutales Forechecking zählt zu Floridas Hockey-DNA: Der Gegner soll regelrecht an den Banden zermürbt werden. Nicht ohne Grund haben die Panthers ein sehr starkes Schuss-Management (31,6 eigene Torschüsse/Spiel, 3.; 26,2 gegnerische Torschüsse/Spiel; 5.) und eine sattelfeste Defensive (2,72 Gegentore/Spiel, 7.). Besonders beeindruckend ist die Tiefe und die Vielzahl an „Playoff-Monstern“ wie Matthew Tkachuk, Sam Bennett, Sam Reinhart, Aleksander Barkov, Brad Marchand oder den deutschen Unterzahl- und Faceoff-Experten Nico Sturm (62 Spiele, 7-7-14, 58,8 Prozent gewonnene Faceoffs). Sorgen bereiten die vielen Verletzten: Schlüsselspieler Tkachuk ist seit dem 4 Nations Face-Off im Februar verletzt. Auch Bennett, Sturm, Marchand und viele mehr fielen in den letzten Wochen aus. Der Gesundheitszustand aller dieser Spieler dürfte entscheidend dafür sein, ob Florida bei der Mission Titelverteidigung überhaupt über die Erste Runde hinauskommt.

Washington Capitals (1. Metropolitan Division) – Montreal Canadiens (2. Wildcard)

Saison-Serie: 2:1

Eine der großen Überraschungen in dieser Saison sind die Washington Capitals (51-22-9), die die Eastern Conference recht deutlich gewinnen konnten. Erfolgstrainer Spencer Carbery führte die US-Hauptstädter im zweiten Jahr in Folge in die Playoffs, insgesamt erreichten die Capitals die Endrunde in zehn der letzten elf Jahre, gekrönt mit dem Stanley Cup Sieg 2018. Ein unglaublicher Motivator in dieser Spielzeit war die „Gr8 Chase“, also die erfolgreiche Jagd nach dem NHL-Tore-Rekord von Alex Ovechkin. Allerdings: Seitdem Washingtons Kapitän Geschichte geschrieben hat, kommt seine Mannschaft auf eine 2-3-0-Bilanz. Ein gewisser Spannungsabfall ist also nicht von der Hand zu weisen. Und trotzdem: Die Capitals stellen die zweitbeste Offensive in der NHL (3,49 Tore/Spiel) und haben fünf Spieler mit mehr als 60 Scorerpunkten: Dylan Strome (29-53-82), Ovechkin (44-29-73), Aliaksei Protas (30-36-66), Pierre-Luc Dubois (20-46-66) und Tom Wilson (33-32-65). Die Special Teams waren mit kumuliert 105,5 Prozent stark (23,5 Prozent im Powerplay, 82 Prozent im Penalty Killing). Hinzu kommen Comeback-Qualitäten: 25 Comeback-Siege schaffte kein anderes NHL-Team. Nach vermeintlichen Schwächen muss man dagegen lange suchen. Eine Rolle könnte die aktuelle Form spielen, denn seit der erfolgreichen „Gr8 Chase“ konnte Washington nur zwei von fünf Spielen gewinnen (2-3-0).

WSH@PIT: Ovechkin zieht ab und markiert seinen 897. NHL-Treffer

Genauso als Überraschung dürfen die Montreal Canadiens (40-31-11), die vor der Saison wohl nicht viele auf dem Zettel hatten, immerhin wurden die Playoffs in den drei Jahren zuvor jeweils verpasst. Montreal blockt viele Schüsse (17,15 Blocks/60 Minuten), ist diesbezüglich das zweitbeste Team der Liga sowie sogar die beste unter allen für die Playoff-qualifizierten Mannschaften. Einerseits ist das gute Secondary Scoring zu erwähnen, immerhin haben zwölf Spieler mindestens zweistellig getroffen. Andererseits fehlt es an Qualität in der Spitze, denn nur vier Akteure sammelten mehr als 50 Scorerpunkte. Entsprechend sind die Canadiens bei ihrer Produktivität doch stark abhängig von Kapitän Nick Suzuki (30-59-89), Flügelflitzer Cole Caufield (37-33-70), Offensivverteidiger-Rookie Lane Hutson (6-60-66) und Power Forward Juraj Slafkovsky (18-33-51). Wenig überzeugend sind auch Zahlen wie Gegentore/Spiel (3,18; T-22.) und abgegebene Torschüsse (25,5, 30.). Mit einem Altersschnitt von 25,6 Jahren stellt Montreal das jüngste Playoff-Team, was sowohl als Unbekümmertheit als auch als Unerfahrenheit ausgelegt werden kann. Einen zusätzlichen Schub könnte Ivan Demidov geben. Der insgesamt fünfte Pick aus dem NHL Draft 2024 unterschrieb erst am 8. April seinen Entry-Level-Kontrakt, glänzt davor mit gerade erst 19 Jahren in der KHL für SKA St. Petersburg (65 Spiele, 19-30-49; sechs Playoff-Partien, 3-2-5) und überzeugte auch direkt bei den Canadiens: In seinen ersten beiden NHL-Auftritten (1-1-2) hinterließ das technisch beschlagene Sturm-Talent einen verdammt guten ersten Eindruck. An einem einzigen Tag wurden Demidov-Trikots im Wert von 250.000 Dollar verkauft, was einen neuen Franchise-Rekord bedeutet.

Carolina Hurricanes (2. Metro Division) – New Jersey Devils (3. Metro Division)

Saison-Serie: 2:2

Sieben Jahre in Folge und immer unter Trainer Rod Brind’Amour schafften es die Carolina Hurricanes (47-30-5) in die Playoffs, zweimal drangen sie bis ins Eastern Conference Final vor. In diesem Jahr geht der Klub aus Raleigh mit einer guten Tiefe und einem vielversprechenden Abwehr-Mix aus Shutdown-, Zwei-Wege- und Offensivverteidigern an den Start. Carolina ist das Top-Team in Sachen Puckeroberungen (452) und verfügt über ein brandgefährliches Umschaltspiel. Das Schuss-Management ist angesichts von 31,7 eigenen Torschüssen/Spiel (2.) und nur 24,9 gegnerischen Torschüssen/Spiel (1.) nicht weniger als eine Kampfansage. Hinzu kommt eine unglaubliche Heimstärke im Lenovo-Center (31-9-1, 3.). Doch sorgen die Hurricanes auch für genug Wirbel in der Spitze? Die Top-Stürmer Sebastian Aho (29-45-74) oder Seth Jarvis (32-35-67) kommen nicht an das Elite-Niveau heran. Außerdem muss Carolina bei Werten wie Checks (17,15 Hits/60; 30.) und geblockten Schüssen (11,48 Blocks/60; 32.) schnell den Schalter auf Playoff-Hockey umlegen. Das Zünglein an der Waage könnte Torwart Frederik Andersen spielen, dessen Verletzungsanfälligkeit ein Dauerthema ist. Wenn fit, dann ist auf den 35-jährigen Dänen voll Verlass, was seine Statistik unterstreicht (22 Spiele, 2,5 Gegentore/Spiel, 89,9 Prozent Fangquote, ein Shutout).

Nach Abstinenz im Vorjahr machten die New Jersey Devils (42-33-7) die zweite Playoff-Teilnahme in den letzten sieben Jahren perfekt. Die Euphorie wird allerdings von der Verletzung von Mittelstürmer und Spielentscheider Jack Hughes (sieben Siegtreffer; Schulter-OP, Saisonaus) doch arg getrübt. Ohnehin hatte die Mannschaft aus Newark Probleme in der Offensive mit nur 2,93 Toren/Spiel (T-20.) und nur 31 Verteidiger-Toren (T-26.). Im Mannschaftsteil Abwehr stellt sich auch die Frage, in welchem Zustand und in welcher Form die Rekonvaleszenten Dougie Hamilton und Jonas Siegenthaler zurückkommen werden. Letzterer stellt zusammen mit Kapitän Nico Hischier (35-34-69) und Timo Meier (26-27-53) ein Schweizer Trio. Hischier, Meier und Top-Scorer Jesper Bratt (21-67-88) bringen dafür außerordentliche Qualität in der Spitze, über die Carolina so nicht verfügt. Schlüssel für einen Devils-Erfolg ist die Defensive, die nur 2,68 Gegentore/Spiel (5.) und 26,4 gegnerische Torschüsse/Spiel (6.) zuließ. Ein X-Faktor ist zudem Torwart Jacob Markstrom (49 Spiele, 2,5 Gegentore/Spiel, 90 Prozent Fangquote, vier Shutouts).

MIN@NJD: Hischier zieht zum Tor und lenkt dort einen Schusspass zur Führung per Tip-in ins Ziel

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