Tim Stützle weiß, wie man Jubiläen feiert: In seinem 300. NHL-Spiel erzielte er Tor und gewann mit den Ottawa Senators nach einer reifen Vorstellung am Dienstagabend in der Scotiabank Arena mit 3:0 bei den Toronto Maple Leafs.

Stützle trifft in seinem 300. NHL-Spiel

Der Eindruck täuschte. Normalerweise sticht Stützle mit seiner positiven Art und einem ansteckenden Lächeln heraus. Nach dem Auswärtssieg in Toronto aber war der 22-Jährige aus Viersen nach wie vor gezeichnet von einem abgefälschten Puck-Treffer ins Gesicht ein paar Tage zuvor und wirkte mit einem blutunterlaufenden Auge und einem großen Veilchen eher wie ein Boxer nach der zwölften Runde. Angesprochen auf sein 300. NHL-Spiel huschte dem Mittelstürmer dann doch wieder ein freches Lächeln über das Gesicht.

„Danke“, sagte Stützle. „Ich habe mich heute gut gefühlt, hatte viel Geduld am Puck und konnte mit meiner Reihe viele Chancen kreieren.“

OTT@TOR: Stützle wird im Slot angespielt und trifft per Handgelenkschuss in seinem 300. NHL-Spiel

Typisch Stützle eben. Der Deutsche spricht ohnehin lieber über die gesamte Mannschaft als über die eigene Leistung. Angesichts seines siebten Saisontreffers im 15. Spiel (7-13-20; +2) musste Ottawas Nummer-1-Center kurz auf seine eigene Leistung eingehen und übte ganz bescheiden Selbstkritik.

„Ich war nicht wirklich zufrieden mit meiner letzten Saison (75 Spiele, 18-52-70; -17) und habe deshalb im Sommer hart gearbeitet. Wir alle haben in diesem Jahr eine andere Einstellung. Natürlich wollten wir schon in der Vorsaison jedes Spiel gewinnen. Dieses Jahr haben wir begriffen, was es braucht, um in der NHL erfolgreich zu spielen. Das konnten wir bislang schon mehrfach zeigen. Wir wollen so viele Spiele wie möglich gewinnen. Es geht aber nicht nur um mich, sondern um alle vier Reihen und alle sechs Verteidiger, die hart spielen.“

Stützle: „Wir können jeden Gegner schlagen“

Genau das gelang am Dienstagabend in Toronto, das auch im vierten Spiel in Folge auf ihren verletzten Superstar Auston Matthews (Oberkörperverletzung) verzichten musste: Ottawa verbuchte weitaus mehr Torschüsse (41:27 Schüsse), hielt körperlich dagegen (25:25 Checks) und blockte mehr Schüsse (16:14 Blocks).

„Alle vier Sturm-Reihen und alle drei Verteidiger-Paare haben großartig gespielt. Wir haben ihnen keinen Raum gelassen. Genau so müssen wir spielen, um Spiele zu gewinnen“, so Stützle. „Wir haben viel Selbstvertrauen in unserer Mannschaft und das Gefühl, dass wir jeden Gegner schlagen können. Insbesondere, wenn wir uns an unseren Gameplan halten, sind wir ganz schwer zu bespielen.“

Hinzu kam ein perfekter Start, denn Josh Norris stellte nach nur 41 Sekunden auf 1:0 (1.). Diese Führung baute Stützle selbst im zweiten Drittel aus, als er in den Slot stach, dort einen genau abgestimmten Pass von Drake Batherson empfing und diesen per Handgelenksschuss in den linken Winkel jagte (44.).

„Ein toller Pass von ihm“, lobte Stützle (1-0-1, +1) die Vorarbeit und verweis auf seine Reihe mit Batherson (0-1-1; +1) und Claude Giroux (0-1-1; +2). „Unsere Reihe hat heute richtig gut gespielt. Wir hatten viel Zeit in der Offensivzone und zahlreiche Chancen herausgespielt. Wir hätten auch zwei, drei Tore mehr schießen können.“

Michael Amadio erhöhte nur 43 Sekunden nach Stützles Treffer auf 3:0 für die Senators (44.). Danach verwaltete Ottawa den Vorsprung gekonnt.

Ullmark feiert neunten NHL-Shutout

Am Ende feierte Senators-Torwart Linus Ullmark einen 27-Save-Shutout. Es war die neunte weiße Weste seiner NHL-Karriere.

OTT@TOR: Ullmark entschärft alle 27 Torschüsse der Maple Leafs

„Ully hat stark gespielt und uns im Spiel gehalten“, lobte Stützle seinen Schlussmann, der einen großen Anteil an Ottawas erfolgreicher Saison trägt. „Egal, ob er spielt oder nicht, seine Stimme hat in der Kabine Gewicht. Wir alle wissen, was für ein toller Torwart er ist. Es macht Spaß, ihm zuzuschauen.“

„Es ist immer schön zu gewinnen, egal gegen welche Mannschaft. Wir haben auswärts bislang nicht unser bestes Spiel gezeigt, ausgenommen das jüngste Spiel gegen Boston, es ist also gut, dass wir das erneut zeigen konnten“, sagte Ullmark. „Es war über das gesamte Spiel eine erwachsene Vorstellung von uns. Wir haben die Dinge umgesetzt, die wir uns vor dem Spiel vorgenommen hatten und uns an unseren Gameplan gehalten. Hinzu kam, dass wir gute Entscheidungen getroffen haben und ruhig geblieben sind.“

Ottawa im Aufwärtstrend

Die Senators (8-7-0) sind Vierter in der hart-umkämpften und brutal-engen Atlantic Division und stehen auf dem zweiten Wildcard-Platz in der Eastern Conference.

„Wir müssen an den Prozess glauben und an jedem Tag besser werden“, fordert Stützle, der nach zwei Siegen in Folge am Donnerstag (7 p.m. ET; NHL.tv; Fr. 1 Uhr MEZ) zu Hause gegen die Philadelphia Flyers gefordert ist.

Nach 300 NHL-Spielen steht der deutsche Superstar bei 98 Toren, 169 Assists und 267 Scorerpunkten. Die einzigen Senators-Spieler mit mehr Punkten aus ihren ersten 300 Spielen sind Jason Spezza (326) und Alexei Yashin (273). Als nächstes dürfte Stützle den Meilenstein von 100 NHL-Toren anpeilen. Angesichts seiner starken Saison dürfte dies nicht allzu lange dauern.

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