DET Reimer 101623

Die neue NHL-Saison 2023/24 ist zugegeben noch jung. Aber in der Regel kann man schon in dieser frühen Phase ein bisschen einen Eindruck von der Leistungsfähigkeit der Teams bekommen. Wo sind die Stärken? Wo muss im Training noch nachgebessert werden? So funktioniert die Offensive bei den Detroit Red Wings schon recht gut. Konzentrieren musste man sich bei den jüngsten Übungseinheiten eher auf die Verteidigung. Und der Erfolg war dann sogleich sichtbar. Nachdem man in den ersten beiden Saisonspielen jeweils vier Gegentreffer kassierte, gab es beim 4:0-Sieg bei den Columbus Blue Jackets am Montag zum ersten Mal in dieser Spielzeit keinen Gegentreffer.  

Der Garant für das erste Zu-null-Spiel des Teams von Trainer Derek Lalonde stand dabei zwischen den Pfosten. Routinier James Reimer stellte bei seinem ersten Einsatz in dieser Saison unter Beweis, warum er bei den Toronto Maple Leafs den Spitznamen Optimus Reim (Nach dem Transformers-Roboter Optimus Prime) verpasst bekam. Vor allem im ersten Drittel brachte er mit zum Teil akrobatischen Einlagen die Stürmer der Blue Jackets zur Verzweiflung. „Er hat im ersten Drittel eindeutig den Unterschied gemacht. Da haben wir noch nicht gut verteidigt, haben zu einfach die Scheibe verloren“, befand Lalonde.

Gostisbehere trifft

In der Tat hatten die Gastgeber mit 9:5 Torschüssen im ersten Abschnitt ein leichtes spielerisches Übergewicht. Reimer war unter anderem gegen Cole Sillinger und Emil Bemstrom der Retter in höchster Not. Und gerade der Save gegen Sillinger erwies sich als besonders wertvoll. Denn im Gegenzug brachte Shayne Gostisbehere mit seinem ersten Saisontreffer die Red Wings mit 1:0 in Front (9.). Mit Glück und Geschick brachten die Gäste die Führung auch in die erste Drittelpause.

Von da an hatte Reimer etwas weniger zu tun. Im zweiten Drittel kamen nur noch vier Schüsse der Blue Jackets auf seinen Kasten. „Wir haben da einfach das Kommando übernommen und von da an dominiert“, sagte der Keeper. Seine Kollegen vor ihm hätten ihm sehr gut geholfen, den Kasten sauber zu halten. „Sie haben dafür gesorgt, dass der Puck in Bereichen war, wo ich ihn gut sehen konnte“, lobte der Schlussmann seine Vorderleute.

Wings treffen dreimal

Im Mittelabschnitt sorgten die Red Wings auch gleichzeitig für die Entscheidung in dieser Partie. Sie überwanden noch drei weitere Male Spencer Martin im Kasten der Gastgeber und gingen so mit einem komfortablen 4:0-Vorsprung in den Schlussabschnitt. Beim 0:2 profitierte Michael Rasmussen im Nachfassen von einem katastrophalen Turnover der Gastgeber in deren eigener Verteidigungszone (28.).

Danach stellte die Überzahlmannschaft der Gäste ihr Können unter Beweis. In dieser Phase bekam auch Moritz Seider seinen dritten Scorerpunkt im dritten Saisonspiel. Der ehemalige Verteidiger der Adler Mannheim leitete den dritten Treffer der Red Wings ein. Seider bediente Neuzugang Alex DeBrincat, der weiterleitete auf Dylan Larkin. Der Kapitän der Gäste ließ alle Verteidiger stehen und hatte dann keine Mühe, alleine vor dem Keeper den Vorsprung seines Teams auszubauen (32.). Noch einfacher gestaltete sich die Aufgabe für Andrew Copp. Er musste beim 0:4 nach einem Schuss von Lucas Raymond einfach nur den Abstauber im leeren Tor unterbringen (33.). Auch dieses Tor fiel in Überzahl, wodurch die Red Wings in dieser Partie zwei von fünf Gelegenheiten nutzten. Im Gegenzug entschärften sie alle vier Powerplaymöglichkeiten der Gastgeber.

Reimers Erklärungsversuch 

„Es war am Samstag ein sehr emotionaler Sieg für uns“, ging Reimer auf die Suche nach einer Erklärung, warum es bei den Red Wings im ersten Drittel noch nicht richtig rund lief. Da hatte Detroit beim 6:4 gegen Tampa Bay den ersten Saisonsieg eingefahren. „Vielleicht waren das im ersten Drittel dann noch die Nachwirkungen“, meinte Reimer und grinste. Auch bei der 3:4-Niederlage zum Auftakt gegen die New Jersey Devils hatte Detroit vier Gegentreffer kassiert. Jetzt lief es wesentlich besser für die Mannschaft. 

„Die letzten 40 Minuten waren wir am Drücker“, sagte der Torwart, der am Ende auf 23 Saves kam. Für ihn war der Shutout auch gleichbedeutend mit einem Eintrag in diverse Rekordlisten. Reimer hatte am 1. Juli einen Einjahresvertrag in Detroit unterschrieben. „Ich bin sehr glücklich. Es ist natürlich immer etwas Besonderes, wenn man im ersten Spiel für das neue Team kein Gegentor bekommt“, berichtete Reimer. Er ist erst der dritte Keeper in der langen und ruhmreichen Geschichte der Red Wings, der in seinem Debüt im Trikot mit dem geflügelten Rad auf der Brust seinen Kasten sauber hielt. Vor ihm gelangen das nur Ville Husso (14. Oktober 2022), mit dem er sich jetzt auch die Aufgaben zwischen den Pfosten teilt, und Dave Gatherum (11. Oktober 1953).  

Shutout für fünfte Franchise 

2006 zogen die Toronto Maple Leafs Reimer im NHL Draft in der vierten Runde mit dem insgesamt 99. Pick. Über Toronto, San Jose, Florida, Carolina und erneut San Jose landete der Veteran schließlich in Detroit. Die Red Wings sind bereits das fünfte Franchise, für das Reimer einen Shutout verbuchte. Nur vier Torhüter in der NHL-Historie haben das mit mehr Teams geschafft. Sean Burke führt die Liste mit sieben an, Lorne Chabot, Dwayne Roloson und Jaroslav Halak haben für jeweils sechs Klubs mindestens einmal den Kasten sauber gehalten.   

Zufrieden war am Ende auch Seider. Der Deutsche hatte mit 22:25 Minuten die meiste Eiszeit aller Feldspieler bei den Red Wings. „Wir haben keinen guten Start erwischt. Dann haben wir es geschafft, die Scheibe gut hinter die Verteidigung zu bringen und haben dafür gesorgt, dass der Keeper sie nicht spielen kann. Auch unser Pressing hat gut funktioniert. Das waren die Schlüssel zum Sieg“, analysierte der gebürtige Zeller. Um das Team mache er sich keine Sorgen. Es mache immer Spaß, die Zweifler eines Besseren zu belehren. „Wir haben heute schon ein Ausrufezeichen gesetzt. Wir haben nicht unsere beste Leistung abgeliefert, aber haben viel Charakter gezeigt“, befand Seider.  

„Auf dieser Leistung können wir aufbauen“, bilanzierte Trainer Lalonde. Im Großen und Ganzen sei das recht ordentlich gewesen. Aber die Eastern Conference verzeihe keine Schwächen. Am Mittwoch empfangen die Red Wings die ebenfalls gut aufgelegten Pittsburgh Penguins.