GettyImages-2150902312

Fehlendes Spielglück wird von Sportmannschaften gerne als Ursache für Misserfolge angeführt, häufig allerdings nur um eigene Unzulänglichkeiten zu kaschieren. Im Falle der New York Islanders, die am Dienstag durch eine 3:6-Niederlage bei den Carolina Hurricanes bereits in Spiel 5 der ersten Runde der Stanley Cup Playoffs 2024 ausgeschieden sind, trifft der Begriff Pech als eine der Ursachen des Scheiterns allerdings unbestritten zu. Das Ergebnis von 1:4 in der Best-of-7-Serie in der Eastern Conference spiegelt in keines Wegs die richtigen Kräfteverhältnisse zwischen beiden Kontrahenten auf dem Eis wieder.

Symptomatisch für den Verlauf großer Teile dieser Serie war in Spiel 5 des Duells eine scheinbar kleine Zeitspanne von nur acht Sekunden zu Beginn des dritten Spielabschnitts, in der sich für die Islanders der Verlauf der ganzen Serie widerspiegelte. 

Beim Stand von 3:3 versenkte erst Jack Drury einen eher zufällig zu ihm abgefälschten Puck zum 4:3 (45.) für die Hausherren, bevor acht Sekunden später durch das 5:3 die Vorentscheidung in diesem Spiel und der gesamten Serie fiel. Direkt nach dem Bully erwartete Islanders-Goalie Semyon Varlamov hinter seinem Kasten den Puck. Dieser prallte jedoch gegen den Pfosten, so dass Stefan Noesen ins leere Tor abstauben konnte.

„Ich meine, das ist einfach eine harte Art, ein Spiel zu verlieren“, klagte dann auch Islanders-Kapitän Anders Lee nach dem Spiel. Nicht zum ersten Mal in den vergangenen Tagen während der Duelle mit Carolina. „Wir haben uns zurückgekämpft, waren das komplette Spiel über voll mit dabei. Wir haben an uns geglaubt, wir haben darauf vertraut, dass wir dieses Spiel gewinnen würden, und dann kassierst du gleich zwei solche Rückschläge. Das ist schwer zu schlucken. Aber so ist es manchmal.“

Nachdem die New Yorker sich durch einen beeindruckenden Endspurt in der Hauptrunde 2023/24 noch einen Platz in den Stanley Cup Playoffs sichern konnten, endete der Anlauf in Richtung Stanley Cup für die Islanders enttäuschend früh, galt das Team von Trainer Patrick Roy in den Augen Vieler doch als einer der Geheimfavoriten auf den Titel.

Gründe für das Aus

Doch sich nur über das fehlende Puck-Glück zu beschweren, dass würde bei der Analyse dann doch etwas zu kurz greifen. Und es würde mit Sicherheit auch aus Sicht von Trainer Patrick Roy, der erst am 20. Januar seinen Vorgänger Lane Lambert ablöste, der Situation nicht gerecht werden. Zwar führte der neue Trainer sein Team  in den letzten 37 Spielen der regulären Saison zu einer Bilanz von 20-12-5, ermöglichte den New Yorkern damit die Rückkehr in die Playoffs, doch reichte auch sein Engagement am Ende nicht, alle Schwachpunkte des Teams aufzuarbeiten. 

Trotz eines starken Endspurts von 8-0-1 im Monat April, wirkte das Team zu Beginn der Playoffs gegen Spielende etwas saft- und kraftlos, war häufig in eine regelrechte Abwehrschlacht verwickelt, setzte zu selten offensive Akzente, so dass die Hurricanes sich zum dritten Mal in den vergangenen sechs Jahren in den Playoffs gegen die die Islanders durchsetzen konnten.

Richtungsweisend war in dieser Serie im Rückblick das jeweils dritte Spieldrittel. Hier dominierten die Hurricanes die Islanders mit insgesamt 10:1 Toren klar und deutlich. Am Ende der Spiele ging den New Yorkern offensichtlich zu häufig schlicht die Kraft aus. „Über das dritte Drittel wurde teamintern nicht wirklich viel gesprochen“, versuchte Palmieri aus Islanders-Sicht diese problematische Phase im Spiel zu relativieren. „Ich glaube, für uns ging es wirklich darum, dass jedes Spiel anders läuft. Manchmal geht es darum, eine Führung zu verteidigen oder was auch immer, aber ich glaube, wir waren als Gruppe stolz auf das, was wir in diesem Jahr erreicht haben, und wussten, dass wir in der Lage waren, diese Serie zu gewinnen.“

Tatsächlich war der Verlauf der Serie enger, als es die reinen Zahlen zu diesen Duellen zunächst vermuten lassen. Abgesehen von den Treffern, die in den ersten beiden Spielen der Serie ins leere Tor fielen, hat New York dreimal mit nur einem Tor verloren. Auch am Dienstag vergrößerte Carolina seinen Vorsprung durch einen weiteren Empty-Netter zum Endstand. 

„Ich denke, wir haben in dieser Serie insgesamt ein gutes Eishockey gespielt“, sagte Roy. „Ich sage nicht, dass wir die Serie hätten gewinnen müssen, ich sage nur, dass wir jetzt nach Hause fahren und uns auf ein Spiel sechs vorbereiten müssten, aber stattdessen ist es vorbei.“

Blickt man auf die einzelnen Spielverläufe in der Serie, fällt auch auf, dass die Torhüterleistungen einen entscheidenden Unterschied ausmachten. Während die Hurricanes sich auf einen stets soliden Frederik Andersen im Kasten verlassen könnten, der es auf eine durchschnittliche Fangquote von 91,2 Prozent und einen Gegentorschnitt von 2,25 brachte, wusste bei den Islanders keiner der beiden eingesetzten Goalies so wirklich zu überzeugen. Beispielhaft für diese Beobachtung war der Torhüterwechsel in Spiel 3: Ilya Sorokin bekam die Chance den in den Spielen 1 und 2 Unsicherheiten zeigenden Semyon Varlamov als Stammkraft zwischen den Pfosten zu beerben, wurde jedoch nach drei Gegentreffern bei 14 Versuchen selber vorzeitig vom Trainer wieder vom Eis genommen und durch seinen Kollegen ersetzt, der die Niederlage danach aber auch nicht mehr verhindern konnte. 

Zwar liegen die Zahlen bei Varlamov in diesen Playoffs in Summe mit 91,4 Prozent Fangquote und einem Gegentorschnitt von 2,70 Gegentoren noch im soliden Rahmen, doch gelang es den Islanders-Torhütern im Gegensatz zu ihrem Gegenüber nicht, ein Spiel zu ‚stehlen‘.

Was für die Zukunft optimistisch stimmt

Wenn auch das Ausscheiden der Islanders für alle Beteiligten überraschend früh kam, gibt es doch zahlreiche Aspekte, die den New Yorkern Mut für die Zukunft machen können und auch sollten. Die Leistungen unter Neu-Trainer Roy haben sich nach einer Eingewöhnungsphase mehr und mehr gesteigert und mündeten in einem regelrechten Endspurt in Richtung Playoffs. Auch das Torhütergespann wusste während weiter Phasen der Hauptrunde 2023/24 vollauf zu überzeugen und lieferte häufig gute Gründe für Optimismus. Zudem präsentierte sich der Kader über viele Wochen hinweg als einer der kampffreudigsten der Liga und macht so ebenfalls Mut, trotz aller Schwächen in der Offensive. Das erneute Erreichen der Playoffs im Frühjahr 2025 kann daher nur das erklärte Ziel der Islanders sein, um dann mit etwas weniger Pech am Schläger vielleicht auch schon in Kürze für mehr Aufsehen in der Endphase der Saison zu sorgen.